Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)
Mutter-Tochter-Wiedervereinigung, die ihm Genugtuung bereitete und selbst lange Zeit danach noch zu Herzen ging.
Im Geist beobachtete er noch einmal, wie Rachel in den Raum zu ihrer Mutter Ardith geführt wurde, wie sie sich unter Tränen in die Arme fielen und sich zitternd aneinanderklammerten. Dann hob Ardith den Blick, sah Jack durch die Glasscheibe und formte mit den Lippen ein Dankeschön. Er nickte erschöpft, von der Krankheit bereits schwer gezeichnet.
Nun schloss er die Augen und kehrte in Gedanken noch weiter zurück, zu seinem langwierigen Aufenthalt in Südamerika …
Erst nach umfangreichen Recherchen war er auf den kleinen isolierten Landsitz gestoßen, auf dem Rachel seit ihrer Entführung aus dem Haus ihrer Großeltern mütterlicherseits in Phoenix festgehalten wurde – seit fast einem Jahr.
Nachdem er das Kind endlich lokalisiert hatte, konnte er über eine Woche keinen Schritt unternehmen. Er musste observieren und auf einen günstigen Augenblick warten. Der kam, als ihr krimineller Vater mit seinem Gefolge einen Konvoi aus Jeeps mit Drogen und Feuerwaffen belud und über die Dschungelstraße davonraste – vermutlich zu einem Rendezvous mit einem Boot, das in einer verborgenen Bucht vertäut lag.
Jack brachte schnell in Erfahrung, dass nur die Köchin mittleren Alters, von der nicht viel Widerstand zu befürchten war, und ein einziger Wächter zwischen ihm und Rachel standen. Er hielt sich im Verborgenen, bis es dunkel wurde, und kletterte dann auf den Balkon vor dem Kinderzimmer.
Mit einem Finger an den Lippen schlich er zur Terrassentür hinein, doch Rachel rief mit hoffnungsvoll leuchtenden Augen: „Bringst du mich nach Hause zu meiner Mommy?“
Ihre schrille Stimme hallte durch den Raum, der Wächter stürmte aus dem Flur herein und schrie etwas auf Spanisch.
Es kam zu einem Handgemenge, der Aufseher ging zu Boden und Jack spürte einen Einstich in der Seite. Doch er machte sich keine großen Gedanken darüber, denn er hörte Motorengeräusche von sich nähernden Fahrzeugen.
Er klemmte sich Rachel unter den Arm, kletterte von dem Balkon an der Felswand hinunter zu Boden und rannte in den Dschungel.
Erst nach der Wiedervereinigung von Mutter und Tochter in Atlanta war Jack plötzlich zusammengebrochen und in einen Fieberwahn gesunken.
Als Nächstes erinnerte er sich, dass er in einem Krankenhauszimmer aufgewacht war, an ein halbes Dutzend Apparate angeschlossen und von FBI-Agenten mit grimmigen Gesichtern umringt, die es kaum erwarten konnten, ihn zu verhören.
3. KAPITEL
Ashley rechnete nicht damit, in dieser Nacht Schlaf zu finden. Zu viele Dinge gingen ihr durch den Kopf. Die bevorstehende Geburt von Olivias Baby, die Unstimmigkeiten mit ihren Geschwistern wegen ihrer Mutter und nicht zuletzt Jack McCall, der ihr inzwischen wieder wohlgeordnetes Leben erneut völlig auf den Kopf stellte.
Daher überraschte es sie, dass sie von Sonnenschein und dem Klingeln des Telefons auf dem Nachttisch geweckt wurde.
Sie tastete nach dem Hörer, warf dabei Mrs Wiggins beinahe zu Boden und murmelte mit rauer Stimme: „Hallo?“
Olivias Lachen klang erschöpft, aber herzerwärmend. „Habe ich dich geweckt?“
„Ja.“ Mit klopfendem Herzen stützte Ashley sich auf einen Ellbogen. „Hast du … Ist alles in Ordnung? Was …“
„Du bist wieder Tante geworden. Zweifach.“
„Wie bitte? Du hast Zwillinge gekriegt?“
„Beides Jungen. Es geht ihnen prächtig, und mir auch“, verkündete Olivia stolz.
„Oh, Livie, das ist wundervoll!“
„Tanner ist ziemlich aus dem Häuschen. Er hat vorher erst eine Geburt miterlebt, und Sophie ist schließlich nicht im Doppelpack gekommen.“
„Das kann ich mir denken. Hast du Melissa und Brad schon Bescheid gegeben?“
„Nein. Ich hoffe, dass du das übernimmst. Ich bin total erschöpft von der Geburt und könnte ein Nickerchen gebrauchen, bevor die Besuchszeit anfängt.“
Im Überschwang der Gefühle wollte Ashley sich die erstbeste Kleidung überstreifen, ins Auto springen und ins Krankenhaus fahren, ungeachtet der Besuchszeiten. Sie wollte ihre Zwillingsneffen willkommen heißen und sich selbst davon überzeugen, dass es ihrer großen Schwester gut ging.
Im nächsten Moment fiel ihr Jack ein. Sie konnte ihren kranken Gast nicht allein im Haus lassen. Das bedeutete, dass sie erst jemanden auftreiben musste, der sich um ihn kümmerte. „Du bist doch in Flagstaff, oder?“
„Nein. Bis dahin haben wir es nicht geschafft. Die Wehen
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