Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)
denn viele von denen?“
Er war der erste – und einzige – Mann, mit dem sie geschlafen hatte. Aber das wollte sie ihm auf gar keinen Fall verraten. Schließlich hatte er ihr bereits zweimal das Herz gebrochen.
Zum allerersten Mal war er ihr in ihrem ersten Studienjahr begegnet. Damals war sie noch sehr schüchtern und geradezu kindlich gewesen. Doch er hatte ihr Leben vollkommen verändert.
Sie hatten davon gesprochen, gleich nach ihrem Examen zu heiraten, und sich sogar Verlobungsringe ausgesucht. Doch dann war Jack in die Marine eingetreten und nach einigen wenigen Anrufen und Briefen einfach aus ihrem Leben verschwunden.
Ashley hatte ihren Bachelor in Geisteswissenschaften abgelegt, war nach Stone Creek zurückgekehrt, hatte mit Brads Hilfe das Mountain View gekauft und sich einzureden versucht, dass sie glücklich war.
Dann, kurz vor Weihnachten vor zwei Jahren, war Jack wieder da gewesen. Wie ein ausgemachter Dummkopf hatte sie sich ein zweites Mal auf ihn eingelassen und fest daran geglaubt, dass die Beziehung Zukunft hatte. Er war gekommen und gegangen, wie es ihm gefiel, hatte sich in den Phasen der Abwesenheit kaum gemeldet, sie aber immer wieder von Neuem mit seinem Charme betört, kaum dass sie beschlossen hatte, die Affäre zu beenden.
Nun behauptete sie steif: „Ich habe keinen Winterschlaf gehalten, während du weg warst.“ Sie drehte den Bacon um und schaltete den Toaster ein. „Ich hatte zahlreiche Dates.“
Es waren lediglich zwei gewesen, um genau zu sein, beide arrangiert von Melissa. Besonders das zweite Treffen mit Melvin Royce, dessen Vater das Beerdigungsinstitut in Stone Creek gehörte, war Ashley lebhaft in Erinnerung geblieben. Den ganzen Abend über hatte Melvin ihr vorgeschwärmt, wie wundervoll lukrativ der Tod für ihn war. Seitdem wusste sie, dass Einäscherung derzeit die angesagteste Methode war und dass man sich angeblich gar nicht vor Leichen gruseln müsste, wenn man sich erst einmal an sie gewöhnt hatte. Daraufhin war sie lieber gar nicht mehr ausgegangen.
Oh ja, ich bin ein richtiges It-Girl. Wenn ich nicht aufpasse, werde ich noch zu einem gefundenen Fressen für die Boulevardpresse .
„Es tut mir leid“, sagte Jack leise, nachdem sie beide eine lange Zeit geschwiegen hatten.
Ihr fiel auf, dass die Hand, mit der er den Kaffeebecher zum Mund hob, ein wenig zitterte. „Was?“
„Alles.“ Er fuhr sich durch das Haar, schwieg jedoch.
„Das kann alles Mögliche bedeuten.“ Wütend stellte Ashley einen Teller mit perfekt gebratenen Spiegeleiern auf den Tisch.
„Dich zu verlassen, war verdammt blöd. Und vielleicht war es sogar noch dümmer, hierher zurückzukommen.“
Die letzte Bemerkung versetzte ihr einen Stich. Hastig wandte sie sich ab. „Auch wenn du noch so krank bist, steht es dir frei, auf dieselbe Weise wieder zu verschwinden, auf die du gekommen bist.“
„Würdest du dich hinsetzen und mit mir reden? Bitte!“
Um nicht feige zu wirken, drehte sie sich zu ihm um.
Mrs Wiggins, die kleine Verräterin, hangelte sich an seinem rechten Hosenbein hinauf und rollte sich auf seinem Schoß zusammen, um ein Schläfchen zu halten. Er griff zu seiner Gabel und brach den Dotter eines Spiegeleies, aber er hielt den Blick auf Ashley geheftet.
„Was ist eigentlich mit dir passiert?“, fragte sie spontan, obwohl sie eigentlich nicht reden wollte. Da war es wieder, dieses „Phänomen Jack“. Sie war normalerweise kein impulsiver Mensch.
Mehrere Sekunden verstrichen, bevor er antwortete. „Aller Wahrscheinlichkeit nach hat mir ein Typ, mit dem ich bei einem Einsatz aneinandergeraten bin, eine Giftspritze verpasst.“
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus und pochte dann heftig. Weil ihre Knie nachzugeben drohten, ließ sie sich auf einen Stuhl am Tisch fallen. „Was war das für ein Einsatz?“
„Du weißt doch, dass ich im Bereich Security arbeite“, antwortete Jack ausweichend, ohne sie anzusehen. Stattdessen konzentrierte er sich auf das Frühstück, das er betont langsam verzehrte.
„Security“, wiederholte sie bedächtig. Eigentlich wusste sie von ihm nur, dass er in der Weltgeschichte herumreiste, viel Geld verdiente und oft in Gefahr geriet. Nichts davon hatte er ihr wirklich erzählt; sie hatte es sich vielmehr zusammengereimt aus aufgeschnappten Telefongesprächsfetzen, Bemerkungen von Sophie und Olivia und Andeutungen von Tanner.
„Ich muss wieder verschwinden, aber diesmal möchte ich, dass du den Grund dafür erfährst.“
Sie
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