Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)
auf den Kühlschrank. „Ich hätte wohl lieber bei meinem ordentlichen Tagewerk bleiben sollen.“
„Und das wäre?“
„Drei Kinder großziehen und der besten Frau der Welt ein guter Ehemann sein. Und ich würde gern lange genug leben, um meine Enkelkinder aufwachsen zu sehen.“
Jack ging zum Tisch und setzte sich. „Tut mir leid.“
Tanner setzte sich ebenfalls. „Was ist eigentlich los? Und versuch nicht, mich mit mysteriösem Gefasel abzuspeisen.“
„Ich muss von hier verschwinden. Noch heute. Bevor jemandem etwas zustößt.“
Tanner warf einen finsteren Blick zu der Pistole auf dem Kühlschrank. „Mir scheint, dass du selbst die größte Bedrohung für die öffentliche Sicherheit darstellst. Verdammt, du hättest Ashley erschießen können – oder Sophie oder Carly.“
„Ich hab doch gesagt, dass es mir leidtut.“
„Oh, das ändert natürlich alles“, entgegnete Tanner sarkastisch.
Jack atmete tief durch, und dann erzählte er dieselbe Geschichte, die er Ashley aufgetischt hatte und die sogar überwiegend der Wahrheit entsprach.
„Was ist das denn für ein Leben? Wann hörst du endlich auf, Indiana Jones zu spielen, und kommst zur Ruhe?“
„Diese Worte stammen von dem Mann, der eine schwangere Tierärztin liebt.“
Tanner grinste unwillkürlich. „Sie ist nicht mehr schwanger. Wir sind jetzt stolze Eltern von Zwillingsjungen.“
Jack freute sich für seinen Freund, war aber auch ein kleines bisschen neidisch. „Seit wann?“
„Heute Morgen.“
„Es wäre echt blöd gewesen, wenn ich dich erschossen hätte.“
„Das kannst du laut sagen.“
„Ein Grund mehr für mich, schleunigst abzuhauen.“
„Und wohin?“
„Keine Ahnung. Bloß weit weg. Ich hätte gar nicht herkommen dürfen. Aber ich war total vernebelt vom Fieber und …“
„Du warst allerdings geistig umnachtet. Aber ich glaube, das liegt eher an Ashley als deiner Krankheit. Ich erkenne da ein bestimmtes Muster. Sooft du auch verschwindest, du kommst immer wieder. Was bedeutet das in deinen Augen?“
„Dass ich ein Schuft bin.“
„Da kann ich dir leider nicht widersprechen.“
„So geht es nicht weiter. Jedes Mal, wenn ich Ashley verlassen habe, wollte ich wegbleiben. Aber sie verfolgt mich. Ich komme einfach nicht von ihr los.“
„Das nennt man Liebe, du Idiot.“
„Wieso Liebe? Wir sind hier doch nicht beim Lifetime Channel .“
Tanner zog die Augenbrauen hoch. „Du guckst Lifetime Channel ? Obwohl das ein reiner Frauensender ist?“
„Ach, halt gefälligst den Mund!“
„Du bist ja total verdreht.“
„Kann sein“, räumte Jack ein. „Und du bist kein besonders guter Ratgeber.“
„Hör auf, wegzulaufen. Es ist an der Zeit, Farbe zu bekennen.“
„Aber ich tue Ashley keinen Gefallen, wenn ich bleibe. Was ist, wenn Lombard auftaucht? Er würde nicht zögern, jeden zu beseitigen, der mir wichtig ist.“
Tanners Miene wurde sehr ernst. „Was ist mit deinem Dad, deiner Mom und deinen drei Brüdern, die vermutlich das Pech haben, genau wie du auszusehen?“
„Was glaubst du wohl, warum ich sie seit der Highschool nicht mehr gesehen habe?“ Jack verspürte einen Stich in der Brust. „Außer dir weiß niemand, dass ich eine Familie habe, und so soll es auch bleiben.“
„Was bedeutet, dass du eigentlich nicht Jack McCall heißt. Wer zum Teufel bist du wirklich?“
„Verdammt, du weißt, wer ich bin. Wir haben schließlich genug zusammen durchgemacht.“
„Weiß ich das? Jack ist wahrscheinlich dein richtiger Vorname, aber ich wette, dass in deiner Geburtsurkunde nicht McCall steht.“
„Meine Geburtsurkunde hat sich praktischerweise vor langer Zeit in Luft aufgelöst. Und wenn du glaubst, dass ich dir meinen Nachnamen verrate, damit du ihn in eine Suchmaschine eingeben kannst, dann bist du ein noch größerer Trottel, als ich je gedacht hätte.“
Tanner liebte Puzzles und war außergewöhnlich gut darin, sie zu lösen. „Moment mal. Ashley war im College mit dir zusammen und kannte dich als Jack McCall. Hast du deinen Namen schon in der Highschool geändert?“
Jack sah ein, dass er sich in irgendeiner Form dazu äußern musste, um dieses Thema zu beenden. „Ich war als Teenager ziemlich schwierig. Deshalb haben meine Eltern mich auf so eine Militärakademie geschickt, in der böse Kids gedrillt werden, damit sie sich wie anständige Menschen benehmen. Einer der Ausbilder war früher mal bei einer Spezialeinheit der Navy. Um es kurz zu machen: Die Navy hat mich für
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