Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)
suchte er eine Ehefrau, die sich um ihn und die Kinder kümmerte. Daraus machte er kein Geheimnis. Melissa hatte ihn und die Kleinen durchaus ins Herz geschlossen, aber sie wollte Karriere machen. Schließlich hatte sie sich ihr Jurastudium hart erarbeitet. „Ich hatte keinen Sex mit Alex“, erklärte sie ungefragt. „Wir haben bloß geredet.“
In einer Geste des Friedens hielt Ashley beide Hände hoch. „Ich glaube dir ja. Aber Stone Creek ist nun mal eine Kleinstadt. Wenn die ganze Nacht lang das Auto von irgendeinem Kerl vor deinem Haus steht, erfährt Daniel unweigerlich davon.“
„Dan hat keinen Anspruch auf mich. Er ist es, der auf einer Auszeit bestanden hat“, fauchte Melissa. „Und Alex Ewing ist nicht irgendein Kerl . Er ist für den Posten des Staatsanwalts in Phoenix nominiert, und wenn er ernannt wird, soll ich mit ihm gehen.“
„Du würdest von hier wegziehen?“
„Warum nicht? Phoenix ist nicht aus der Welt. Es sind keine zwei Stunden von hier. Auch wenn du dich damit zufriedengibst, in diesem Nest zu versauern, muss ich es noch lange nicht tun.“
„Aber wir sind hier zu Hause.“
„Genau das ist das Problem.“ Melissa sah erneut auf die Uhr und eilte kopfschüttelnd davon.
Ashley starrte ihr nach und fragte sich, ob sie wirklich in Stone Creek versauerte.
Betten machen, Gäste bekochen und backen, Festtagsdekorationen aufhängen, nur um sie nach wenigen Tagen wieder abzunehmen. Ach ja, und Patchworkdecken nähen. Das war ihre Leidenschaft, ihre künstlerische Entfaltung.
Daran war eigentlich nichts auszusetzen. Doch Melissas Bemerkung hatte die Frage aufgeworfen, die Ashley für gewöhnlich mied.
Wann fängt eigentlich mein richtiges Leben an?
Jack schreckte aus einem unruhigen Schlaf auf. Statt wie befürchtet in einem finsteren rattenverseuchten Loch fand er sich in einem kleinen hübschen Raum mit blassgrünen Wänden wieder. Beim Fenster stand eine dieser altmodischen Nähmaschinen mit Fußhebelantrieb, wie sie eigentlich nur noch in Antiquitätenläden und Häusern alter Ladies vorzufinden waren.
Die Decke, unter der er lag, duftete nach Kräutern – vermutlich Lavendel – und weckte Erinnerungen.
Ashley. Ich bin bei ihr.
Erleichterung durchströmte ihn. Doch dann hörte er ein Geräusch in der Ferne. Ein dumpfes Poltern. Sein Instinkt sagte ihm, dass es nicht von einer Frau stammte.
Er lehnte sich aus dem Bett, das schmal und kurz wie für ein Kind gemacht war, sah sich nach dem Lederbeutel um, den er Ashley gebeten hatte, ihm zu bringen, und seufzte erleichtert, als er ihn vor dem Nachtschrank entdeckte. Er beugte sich vor und holte seine Glock-Pistole heraus – das Wunder österreichischer Präzisionsarbeit.
Die Matratze knarrte ein wenig, als er sich erhob. Er blieb reglos stehen und lauschte. Dabei verließ er sich nicht nur auf sein Gehör, sondern bediente sich mehrerer anderer Sinne, die er zu schärfen gelernt hatte, auch wenn er sie nicht benennen konnte.
Erneut waren Geräusche zu hören. Sie näherten sich. Es klang nach schwerfälligen Schritten, die eindeutig nicht zu einer zierlichen Frau wie Ashley gehörten.
„Miau“, ertönte es vom Bett her.
Er blickte über die Schulter zu dem Kätzchen, das ihn aus großen Augen ansah. „Pst“, flüsterte er kaum hörbar mit einem Finger an den Lippen.
Die Schritte waren nun ganz nah gekommen. Seiner Berechnung nach musste sich die Person jetzt direkt auf der anderen Seite der Tür befinden.
Bleib ruhig! Chad Lombard kann deine Spur nicht bis hierher verfolgt haben; dazu war die Zeit zu kurz.
Jack wäre längst nicht mehr am Leben, hätte er sich nicht ebenso auf sein Bauchgefühl wie auf seinen Verstand verlassen. Und nun standen ihm die Nackenhaare zu Berge. Vielleicht überreagierte er, aber er konnte nicht anders. Sein vielfach erprobter Selbsterhaltungstrieb war in Alarmbereitschaft.
Mit einem Fuß, die Glock in beiden Händen vor sich ausgestreckt, stieß er die Tür auf.
Und wartete.
Und erschoss um ein Haar seinen besten Freund, der nichts Böses ahnend in der Küche stand.
„Herrgott noch mal!“, schimpfte Jack und senkte die Pistole. Er atmete tief durch.
Jeder Muskel in seinem Körper erschlaffte, er sank an den Türrahmen und schloss die Augen.
„Das wäre eigentlich mein Text gewesen.“
Er öffnete die Augen. „Was zum Teufel machst du hier?“
„Ich spiele das Kindermädchen für dich.“ Tanner durchquerte den Raum, nahm Jack die Pistole aus der Hand und legte sie oben
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