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Schieber

Schieber

Titel: Schieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Rademacher
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tauchte ein paar Tage nach der
Tat bei mir auf. Klopfte einfach an unsere Wohnungstür. Sagt, sie sei zufällig
in der Gegend gewesen. Freche Göre.«
    Der Oberinspektor denkt an das Mädchenheim, schweigt aber.
    »Sie behauptete, sie sei Adolfs Freundin gewesen. Überschüttete mich
mit Vorwürfen.«
    »Was sagte Ihre Verlobte dazu?«
    »Greta war glücklicherweise bei einem ihrer Lastwagen. Ich hatte das
Mädchen nie gesehen, hatte nie von ihr gehört. Wie die fluchte, da hätte ein
Matrose noch was von lernen können. Beschuldigte Greta und mich, wir hätten
Adolf auf dem Gewissen. Ich war erschrocken und hab versucht herauszufinden,
was dieses Mädchen wusste. Ist mir nicht gelungen. Aber dass sie auf einmal bei
mir in der Wohnung stand, hat mir einen Schrecken eingejagt.«
    »Sie haben Hildegard Hüllmann dort ermordet?«
    »Nein. Ich habe sie abgewimmelt, habe ihr gesagt, dass andere Leute
Adolf bedroht haben. Keine Namen, keine Einzelheiten. Ich würde ihr aber
Beweise bringen. Sie wollte damit unbedingt zur Polizei. Ziemlich ungewöhnlich
für ein Mädchen in ihrem Gewerbe. Ich versprach ihr, sie wiederzusehen.«
    »Am Hansaplatz.«
    »Das war ihr Vorschlag. Nachts. Sie hat es mir ziemlich einfach
gemacht.«
    Der Kripobeamte zwingt seine Wut aus der Stimme. »Und was war mit
Wilhelm Meinke?«, fragt er ruhig. »Warum musste der Kohlenklauer sterben?«
    Kümmel lehnt sich zurück. Stave erkennt, dass der Promoter sich
entspannt. Der ist nicht mehr wachsam, fährt es dem Oberinspektor durch den
Kopf.
    »Ich habe noch nie von einem Meinke gehört. Ich habe keine Ahnung,
wer das ist. Sie haben nichts gegen mich in der Hand, weil ich nichts getan
habe.«
    Hand, denkt der Kripo-Mann. Der Mörder Meinkes ist Rechtshänder.
Vielleicht hat dieser unerträgliche Dönnecke auch noch recht. Ein Wolfskind hat
den Jungen auf dem Gewissen. Er fühlt sich plötzlich, als würde jemand den
Strom abschalten, der ihn seit Stunden unter Spannung hält. Er wechselt einen
Blick mit dem Lieutenant.
    »Ich treibe ein paar Militärpolizisten auf«, sagt MacDonald.
    »Wenn Sie durch den Tunnel zurückgehen und sich bei den Posten vor
Blohm & Voss melden, geben die Alarm.«
    »Eher schwimme ich durch die Elbe, als dass ich mich noch einmal auf
diese Treppen wage. Ich werde eine Patrouille anhalten.«
    Der Engländer stolpert davon. Das Gewitter ist fortgezogen, die
Regenschleier fallen dünner. Der Oberinspektor weiß nicht, wie spät es ist. An
den Landungsbrücken sieht er niemanden. Muss schon nach der Ausgangssperre
sein. Alle Deutschen sind zu Hause, britische Jeeps rumpeln durch die leeren
Straßen. MacDonald wird auffallen, ein Fußgänger in Zivil. Er wird bald
zurückkehren.
    Motorgrollen irgendwann später, zwei Jeeps, vier
Militärpolizisten und MacDonald. »Alles in Ordnung?«, fragt ihn der Lieutenant.
    »Schaffen Sie mir den Kerl aus den Augen«, murmelt Stave. Dann
bemerkt er, dass er noch immer die Pistole umklammert hält. Die
Militärpolizisten blicken ihn nervös an. Er zwingt sich zu einem Lächeln und
steckt die Waffe weg.
    Zwei Uniformierte packen den Gefesselten unter den Achseln und
schleifen ihn, sein Stöhnen ignorierend, bis zum vorderen Jeep, wo sie ihn auf
der Rückbank mit einer weiteren Handschelle an das Auto ketten.
    »Das wird ein harter Brocken vor Gericht«, flüstert der
Oberinspektor. Er schließt die Augen und denkt an die Papierberge auf Ehrlichs
Schreibtisch und daran, wie dünn seine eigenen Ermittlungsakten sind.
    MacDonald hat bessere Laune. »Wir haben ein Geständnis vor zwei
Zeugen. Und welche Zeugen wären besser als ein deutscher Kriminalbeamter und
ein Offizier Seiner Majestät? Wir präsentieren den Verdächtigen für den Mord
bei Blohm & Voss. Wir haben einen Mädchenmörder ausgeschaltet. Wir
unterbinden einen Schmuggel, der seit Monaten von niemandem entdeckt worden
ist. Dabei bleiben wir so diskret, dass kein einziger amerikanischer Staatsbürger
behelligt wird. Denn wir lassen die ›Leland Stamford‹ selbstverständlich in ein
paar Stunden ablegen. Kein böses Blut in Washington, Zufriedenheit in London,
zumindest ein Problem weniger auf der Werft. Auch der Gouverneur wird erfreut
sein.«
    »Klingt, als rücke Palästina wieder in weite Ferne.«
    »Sie werden unser Trauzeuge, wenn diese leidige Angelegenheit
vorüber ist. Haben Sie Lust, die ›Albatros IV‹ mit mir zurückzusegeln? Ein
Patrouillenboot wird uns auf die andere Elbseite bringen und uns den Weg
leuchten. Der Regen

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