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Schieber

Schieber

Titel: Schieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Rademacher
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Glimmen, das in unregelmäßigen Abständen aus einem
kleinen, regenschwarzen Holzverschlag dringt. »Hätte er das im Krieg gemacht,
wäre er längst tot.«
    Stave deutet auf einen Haufen alter Schiffsmaschinenteile, die sich
wie ein Wall etliche Meter zu ihrer Rechten auftürmen. »Der Schrott scheint bis
zum Zaun zu reichen. Wir klettern rüber und sind außer Sicht des Postens.«
    »Passen Sie auf, sich an dem Eisen nicht zu verletzen!«
    Stave und MacDonald schleudern ihre Rucksäcke auf die andere Seite
der Barriere. Der Oberinspektor packt das erste Teil und zerrt mit einem
kräftigen Ruck daran. Nichts. »Scheint stabil zu sein.« Unwillkürlich flüstert
er. Er zieht sich höher, wäre beinahe abgerutscht. Zähes, gelbliches
Maschinenfett klebt an seiner Hand. Er wischt sie an der Hose ab. Er ist oben.
Einen Moment schöpft er Atem, bleibt flach auf dem Schrottberg liegen. Irgendwo
neben ihm flucht der Engländer leise. Hoffentlich blickt der Posten nicht in
ihre Richtung. Mit dem rechten Fuß tastet er in der Tiefe, bis er eine Öffnung
im Eisen findet, wo er sich abstützen kann. Vorsichtig lässt er sich
tiefergleiten. Er bleibt irgendwo hängen, zerrt. Ein Geräusch, als würde jemand
ein Blatt Papier zerreißen. Ein Riss in seinem Regenumhang. Der Oberinspektor
spürt, wie seine linke Schulter nass wird. Ich werde auf dem Schwarzmarkt ein
Vermögen los, um das zu ersetzen, denkt er missmutig. Endlich fester Boden.
Kopfsteinpflaster, überwuchert von Gras.
    »Da vorne!«, ruft ihm MacDonald atemlos zu. Sie rennen zum Zaun. Der
Offizier packt das kräftige Drahtgitter – und hebt mühelos eine Ecke an.
    »Diesen Weg sind schon andere gegangen«, sagt Stave.
    »Ab jetzt wird es illegal.«
    Ein schmaler Gang zwischen zwei fast unzerstörten Schuppen. Wasser
stürzt in Kaskaden aus aufgerissenen Dachrinnen, sie springen von links nach
rechts, um den schlimmsten Güssen auszuweichen. In der feuchten Luft hängt noch
immer der schweflige Gestank nach Kordit, dem Treibsatz des Sprengstoffes, mit
dem die Briten die Kräne zerstörten. Durch eine Lücke zwischen zwei
Lagergebäuden blickt der Oberinspektor zum düsteren Klotz des Verwaltungshauses
hinüber. Kein Leuchten in irgendeinem Fenster. Noch hundert Meter. Sie ducken
sich hinter einem Ginsterbusch, keuchend, nass von Regen und Schweiß. Ein
gewaltiger grauer Schatten: die Aufbauten der »Leland Stamford«. Aus einigen
Bullaugen und den Brückenfenstern fällt Licht. Auf Deck rührt sich nichts. Am
Heck knattert die Flagge im böigen Wind. Stave erinnert das an eine Märchenburg
in der Abenddämmerung: düster, groß, bedrohlich – und unzugänglich.
    Der Oberinspektor blickt sich um. »Der Gang zwischen diesen Schuppen
ist der beste Weg bis kurz vor den Kai«, keucht er. »Gute Deckung. Wenn ich
Schmuggler wäre, ich würde hier durchgehen und dann die letzten Meter über die
freie Fläche bis zum Frachter rennen.« Er drückt mit der Schulter gegen eine
hölzerne Tür. Ein altes Vorhängeschloss. Er flucht.
    MacDonald lächelt und zerrt aus seinem Rucksack einen großen
Schraubenzieher hervor. »Ich habe mir gedacht, dass wir ein Schloss knacken
müssen«, verkündet er. »Allerdings befürchtete ich, dass die Yacht angekettet
wäre. War sie nicht. Schön, dass ich dieses Biest hier doch nicht umsonst
mitgeschleppt habe.« Er setzt das schwere Werkzeug an. Dreißig Sekunden später
hat er das Schloss aus dem morschen Holz gehebelt. Im Sturm springt die Tür auf
und schlägt laut gegen die Wand.
    Stave sucht sich einen Betonbrocken, mit dem er das Holz blockieren
kann. Sie schlüpfen in den Schuppen und schließen die Tür. Ein rascher Blick:
Maschinenteile. Gestank nach Schmieröl.
    »Wenigstens trocken«, entfährt es MacDonald. Er späht vorsichtig aus
dem Türspalt. »Was tun wir, wenn unser Freund kommt?«
    »Wir lassen ihn passieren, schlüpfen hinter ihm raus und schnappen
ihn uns von hinten, bevor er das Ende des Weges erreicht und vom Frachter aus
gesehen werden kann. Überfall aus dem Hinterhalt.«
    »Klingt vertraut. Und was machen wir, wenn der Schmuggler diesen Weg
nicht nimmt? Wenn er doch so dreist ist und sich auf freier Strecke der ›Leland
Stamford‹ nähert?«
    Stave deutet auf ein Fenster in der Stirnseite des Schuppens, das
mit Brettern vernagelt ist. »Kann man dort hindurchblicken?«
    MacDonald eilt hin. »Idealer Beobachtungsposten«, meldet er. »Ich
sehe durch die Ritzen bis zum Schiff. Niemand kann mich

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