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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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Eins.«
    Hamnet fühlte, wie sein Finger am Abzug schweißig wurde. Er wollte nicht sterben. Er wollte seine Kinder aufwachsen sehen. Er wollte Ben wiedersehen. Er wollte Jasmine wiedersehen. Er hatte es ihr versprochen.
    »Zwei.« In Janacs Stimme zeigte sich keinerlei Gefühlsregung. Man hörte nur das satte Rumpeln der Schiffsmotoren in der warmen, feuchten Luft, während er zählte. »Drei. Hör auf, auf mich zu zielen, Mr. Rettungsboot.«
    Hamnet erhöhte den Druck am Abzug noch einmal um ein halbes Pond.
    »Ich kann ihn nicht erwischen, Janac«, ließ sich Tosh hören. »Er wird dich umlegen.«
    Die ganze Zeit über hatte Hamnet den Blick nicht eine Sekunde von Janac genommen, und er tat es auch jetzt nicht. »Ich will nur mein Kind. Lass die Waffe los, und lass uns die Sache zu Ende bringen.«
    »Und der Kapitän, Phillip, was ist mit dem Kapitän?«, erinnerte Janac ihn.
    Jetzt hörte Hamnet deutlich die Unsicherheit in Janacs Stimme. »Wie du schon gesagt hast, Janac, alles hat seinen Preis«, brummte er. »Ich glaube, das ist das Minimum. Heute gibt es kein besseres Angebot.«
    Vom Boden ertönte ein unterdrückter Schluchzer.
    »Vier«, gab Janac als Antwort.
    Hamnet wagte nicht zu atmen. Er hoffte verzweifelt auf eine Unsicherheit bei Tosh, glaubte sie gespürt zu haben – ein kurzes Zögern war alles, was er brauchte, um beide außer Gefecht zu setzen. Und dann schaute er kurz zu Tosh, um sicherzugehen.
    Das war der Fehler, auf den Janac gelauert hatte. In der Regel folgen die Hände den Augen, und Janac wusste ganz genau, dass Hamnets schneller Blick zu Tosh die Mündung der SIG von seinem Brustkasten ablenken würde. Außerdem wusste er, dass er nie mehr eine bessere Chance bekam als den Moment, in dem sich Hamnet darauf vorbereitete, dass der Kapitän starb und Tosh wahrscheinlich nicht eingriff – und er nutzte sie.
    Der Revolver zielte nun nicht mehr auf den Hinterkopf des Kapitäns, sondern auf Hamnet. Hamnet sah die Bewegung nicht wirklich, aber solche Unsicherheiten entsprechen den Instinkten wilder Tiere, und Hamnet verfügte über den scharfen Instinkt eines Gejagten. Er spürte, dass die Zeit nicht zum Nachdenken reichte und auch nicht dafür, sich erst zu vergewissern, wohin genau die SIG zielte. Er versuchte nicht einmal, einen Blick zu riskieren, sondern erhöhte den Druck auf den Abzug um das noch fehlende halbe Pond. Dann riss er die Waffe herum, noch ehe er den Rückstoß unter Kontrolle hatte. Sein Blick war jetzt auf Tosh gerichtet, der schnell den Lauf seiner MP5 senkte und sie auf Brusthöhe entsicherte. Instinktiv schoss Hamnet ein zweites Mal, dieser Schuss und ein weiterer bellten in derselben Sekunde auf und ließen die Luft in dem engen Raum beben.
    Hamnet fühlte, wie der doppelte Stoß ihn traf, und das war zunächst alles. Er wurde zurückgeworfen, während er sich zur selben Zeit drehte und zusammenklappte. Dann flog er gegen den Türrahmen und brach unbeholfen zusammen. Sein Verstand, der die ganze Zeit so hoch konzentriert funktioniert hatte, suchte nach neuen Prioritäten, und als er auf dem Boden aufkam, zerriss ihn fast der Schmerz, während er kurz davor stand, ohnmächtig zu werden. Dann sah er Tosh, der mit einem blutenden Schenkel dalag und die Waffe unter sich begraben hatte. Gleichzeitig wurde ihm klar, dass er seinen rechten Arm nicht mehr fühlte. Das beruhigende Gewicht seiner SIG fehlte, also hob er die Augen und entdeckte die Waffe etwa einen halben Meter vor sich. Er schaute sich weiter um, und seine Stimmung änderte sich schlagartig, als er das ekelhafte Loch in seinem Unterarm sah. Irgendwie schaffte er es, den Blick wieder abzuwenden. Tosh versuchte, die MP5 unter sich herauszuziehen, und sie schauten sich beide an. Hamnet stürzte sich mit der unversehrten linken Hand auf seine SIG, landete auf dem Bauch, schnappte nach der Waffe und drehte sich um. Ein gewaltiger Schmerz raste durch seinen zerschmetterten Arm, und er war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.
    »Nein!«, schrie Tosh, und sein Gesicht verzerrte sich in Todesangst. Der Lauf steckte in seinem blutenden Schenkel. Er schien fast auf das zu zielen, was von seinem Schenkel noch übrig war.
    »Das muss nicht so laufen«, krächzte Hamnet mit halb geschlossenen Augen. »Ich will nur meinen Sohn zurück.«
    Tosh sagte kein einziges Wort, schaute ihn aber auch nicht an, und Hamnet folgte seinem Blick. An der Rückwand der Brücke lag Janac mit einem sauberen Loch in der Brust, und der

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