Schiffe versenken
gejobbt und war dann mit Lane nach Asien aufgebrochen. Jetzt waren ihre Geldmittel erschöpft, und falls sie nicht innerhalb der nächsten Woche einen Job fand, stand die Heimreise auf dem Programm.
»Und wie soll es dann weitergehen?«, fragte Hamnet.
Jasmine nippte an ihrem Rotweinglas und sah ihn mit ihren blauen Augen über den Rand des Glases hinweg an. »Keine Ahnung. Natürlich würde ich gerne einen Job finden, der in Zusammenhang mit meinem Studium steht, aber ob ich davon leben kann, steht in den Sternen.« Sie lächelte kläglich. »Eigentlich wollte ich hier bleiben, bis ich weiß, was ich will, sodass ich dann zu Hause durchstarten kann. Aber wahrscheinlich brauche ich noch etwas Zeit.«
Nach dem Kaffee begleitete Hamnet sie zurück zum U-Bahnhof. »Das ist die Telefonnummer der Bullens. Rufen Sie mich doch morgen Abend an; vielleicht kann ich Ihnen bei der Jobsuche behilflich sein. Viele meiner ausländischen Freunde suchen Haushaltshilfen, falls Sie sich für so etwas interessieren.«
»Natürlich, ich nehme alles.« Jasmine lächelte, küsste ihn leicht auf die Wange, und noch ehe er irgendwie reagieren konnte, hatte sie sich umgedreht und war verschwunden.
Hamnet berührte gedankenverloren die Stelle und fragte sich, ob er wohl je über seinen inneren Schmerz hinwegkommen würde. Als er nach Hause zurückkehrte, hielt ihn die gedrückte Stimmung immer noch in ihren Klauen. Margaret saß im Wohnzimmer und las, von Anthony war nichts zu sehen, und die Terrassentür stand weit offen, sodass sich das Summen des Ventilators mit dem Zirpen der Zikaden mischte.
»Ein letztes Glas?«, fragte ihn Margaret, als er sich setzte. Sie hatte ein untrügliches Gespür dafür, wann er reden wollte, und da er vermutete, dass Anthony bereits zu Bett gegangen war, erhob er sich noch einmal aus seinem Sessel und holte zwei Gläser mit Port.
Während Margaret daran nippte, fragte sie: »Sie denken also, was ich auch denke?« Und Phil wusste einen Moment lang nicht, wovon die Rede war, bis sie fortfuhr: »Jasmine ist bestimmt ein hervorragendes Aupairmädchen, deswegen haben Sie sie doch mitgebracht, oder? Damit ich sie begutachte?« Ihre Augen sprühten hinter ihrer Lesebrille Funken.
Ehe er antwortete, rollte Hamnet einen Augenblick lang den Port auf der Zunge. »Vermutlich.« Er musste einfach grinsen. »Teilweise. Ich habe sie im Bus in Nordthailand kennen gelernt, und sie kam fantastisch mit dem brüllenden Ben zurecht. Sie hat mich vor den Mitreisenden gerettet, und ich wollte ihr zum Dank wenigstens ein Abendessen spendieren.« Er zögerte einen Moment. »Sonst kenne ich sie überhaupt nicht, obwohl sie nett zu sein scheint und Ben offensichtlich wirklich mag.«
»Da kann ich Ihnen nur zustimmen«, bestätigte Margaret seinen Eindruck. »Sie ist zauberhaft, und heutzutage kann man sich nicht darauf verlassen, dass man über die Agenturen zuverlässige Leute bekommt. Denken Sie nur an all die Probleme mit den Babysittern, die in Amerika bekannt geworden sind. Man kann sich nur auf seine eigene Menschenkenntnis verlassen, und ich glaube, sie wäre eine gute Wahl.«
»Außerdem braucht sie eine Unterkunft, und ich könnte ihr in meinem Apartment ein Zimmer zur Verfügung stellen – so wäre uns allen geholfen.« Damit war die Entscheidung gefallen, und er beschloss, ihr am nächsten Abend den Job anzubieten.
Die zweite Entscheidung musste er ganz allein treffen, dabei konnte ihm niemand helfen – und hinausschieben konnte er sie auch nicht länger. War es richtig, vier Schiffe für das Leben seines Sohnes zu opfern? Würde sich Janac mit der Ladung zufrieden geben oder mehr fordern? Das war vorab nicht festzustellen, und so quälte ihn die Sorge – auch um Ben – fast die ganze Nacht hindurch. Vielleicht war es auch die Angst vor den Konsequenzen. Denn wenn er ehrlich war, hatte er sich bereits entschieden.
Kapitel 21
Als Margaret Hamnet wie jeden Morgen weckte, war er erst kurz zuvor eingeschlafen. Er schlief noch einmal ein, wurde ein zweites Mal geweckt, diesmal etwas nachdrücklicher, und erschien schließlich mit verquollenen Augen und nassen Haaren zum Frühstück. Schnell stürzte er eine Tasse Kaffee hinunter, rannte in sein Zimmer zurück, um sich in Hemd und Krawatte zu werfen, und sprang ins Auto, während Anthony mit bereits laufendem Motor auf ihn wartete. Das Gute daran war, dass Hamnet keine Zeit mehr für trübe Gedanken hatte. Doch in der U-Bahn starrte er wieder mit leerem
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