Schiffe versenken
Positionsmeldungen und konnte so von seinem Schreibtisch aus alle aktuellen Daten sofort abrufen. Atemlos machte er sich klar, wie einfach es also für ihn sein würde, Janacs Forderungen zu erfüllen. Die Entscheidung lag ganz allein bei ihm, denn dieser Job eröffnete ihm alle Möglichkeiten, seinen Sohn zu bekommen. Sobald er sein Passwort erhalten hatte und über ein wenig Routine verfügte.
Dann flog krachend die Tür auf. »So ein Scheiß! Entschuldigung«, brummte Toby, während er in sein Büro stürmte, die Tür mit dem Fuß auftrat und nach Joan rief.
»Ich kümmere mich jetzt besser um ihn«, sagte sie.
Phil wandte sich mit neu erwachtem Interesse wieder dem Computer zu, und es war bereits dreißig Minuten nach sechs, als er merkte, dass er nicht nur für seine Verabredung mit Jasmine bereits zu spät dran war, sondern dass er auch vergessen hatte, Margaret über den zusätzlichen Dinnergast zu informieren. Joan war immer noch in Tobys Büro, also loggte er sich aus und rief Margaret an, die großzügig zusagte, einen zusätzlichen Gast zu füttern. Dann kehrte er auf demselben Weg zur U-Bahn zurück, sprang in den nächsten Zug und beobachtete voller Ungeduld, wie sich die Fahrgäste an den einzelnen Stationen jede Menge Zeit beim Einund Aussteigen ließen. Erleichtert verließ er schließlich in Bukit Timah den Zug und entdeckte Jasmine an der Bushaltestelle. Sie trug jetzt ein Sommerkleid mit einem Blumenmuster und lehnte an der Tafel mit dem Fahrplan.
Aber noch ehe er ein Wort sagen konnte, sagte sie bereits: »Ich wusste nicht, ob es sich um eine formelle Einladung handelt, also habe ich mich für mein Grenzübertrittskleid entschieden. Ist das okay?« Sie lächelte und breitete die Arme aus, um es vorzuführen, und es brachte ihre schlanke Figur hervorragend zur Geltung.
»Es ist … perfekt«, bestätigte Phil. »Es tut mir Leid, dass ich zu spät komme, aber ich wollte in meinem neuen Job nicht als Erster das Büro verlassen.«
»Die paar Minuten …« – und sie gingen nebeneinander die ruhige, baumbestandene Straße hinunter, während Hamnet sich immer wieder in Konversation versuchte und gleichzeitig darüber nachdachte, wie er die Lügen, die er ihr bisher vorgesetzt hatte, vom Tisch bekommen könnte. Schließlich, nachdem sie mehrmals in peinliches Schweigen verfallen waren und kurz bevor sie vor dem Haus der Bullens standen, raffte er sich auf und sagte: »Ich fürchte, ich muss ein Geständnis ablegen.«
Jasmine schaute ihn schweigend an.
Nachdem er tief Atem geholt hatte, redete er schnell weiter: »Ich habe Ihnen in Thailand nicht die Wahrheit gesagt. Ich heiße Phillip Hamnet, bin Kapitän eines Handelsschiffes, und Anna, meine Frau, also Bens Mutter, wurde von Piraten ermordet, die vor ungefähr sieben Wochen mein Schiff überfallen haben. Es ist eine lange Geschichte, jedenfalls war ich den Banditen gerade entkommen, als wir uns damals getroffen haben. Und als ich nach Singapur zurückkehrte, haben sich die Bullens, zu denen wir jetzt gehen, um mich gekümmert.«
»Ihre Frau – mein Beileid«, Jasmine biss sich auf die Unterlippe und schaute auf die Straße. »Ich muss auch etwas gestehen.« Sie schob sich eine Strähne aus dem Gesicht und schaute ihn dann ganz offen an. »Ich habe Ihre Geschichte schon in der Zeitung gelesen, und als ich Sie heute auf dem Raffles Place gesehen habe, war ich einfach nur neugierig. Ich wusste also schon, dass Sie mich … nun ja …«
»Angelogen haben, Entschuldigung. Aber ich konnte in dieser Lage niemandem vertrauen. Fangen wir also noch einmal von vorne an?« Er hielt ihr die Hand hin, und sie schlug lächelnd ein.
»Wir haben schon einen neuen Anfang gemacht.«
»Wunderbar.«
Als sie das Haus betraten, wehte ihnen der Duft von köstlichem chinesischem Essen entgegen. Ben wurde gerade ins Bett gebracht, und Jasmine bemutterte ihn von vorne bis hinten. Margaret hatte sich für ein deftiges Rezept mit Huhn und Reis entschieden, mit dem sie gern Besucher auf Herz und Magen testete. Falls es sie irritierte, dass Hamnet diese attraktive junge Dame zum Essen eingeladen hatte, ließ sie es sich nicht anmerken, und Hamnet erfuhr bei dieser Gelegenheit, dass Jasmine siebenundzwanzig Jahre alt und in Kalifornien geboren und aufgewachsen war, wo ihr Vater in der Computerbranche arbeitete. Sie hatte im vergangenen Sommer ihr Studium der schönen Künste an der University of California in San Diego erfolgreich abgeschlossen, im Herbst als Kellnerin
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