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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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zum Verlust Ihrer Frau und Ihrer Mannschaft ausgedrückt. Was für ein schrecklicher Vorfall. Wenn ein Schiff untergeht, wie der Massengutfrachter beispielsweise, dann ist das bedauerlich genug. Aber ein Piratenüberfall und Mord …« Er brach ab und inhalierte wieder tief.
    Hamnet tauchte unwillig aus seinen Tagträumen auf. »Danke«, brummte er.
    Es wurde Grün, Toby gab Gas, und Hamnet nutzte die Gelegenheit, das Thema zu wechseln. »Übrigens, Ihr Akzent – ich kann ihn nicht einordnen, obwohl ich es versucht habe.«
    Toby ging offensichtlich gern darauf ein. »Ah, ein Dialekt – ich ging in Surrey zur Schule, wo ich für einen Chinesen ein ziemlich gutes Englisch lernen durfte, stimmt’s? Sie müssen wissen, mein Vater war ein erfolgreicher Geschäftsmann, aber in jenen Tagen blieben für einen Mann wie ihn viele Türen verschlossen. Doch er wollte, dass ich es einmal besser haben sollte, und deshalb schickte er mich nach England, als ich fünf Jahre alt war. Das heißt, ich habe Englisch so gelernt wie Mandarin.«
    »Hat es funktioniert? Ich meine, stehen Ihnen die Türen offen?«
    »Mittlerweile hat sich alles geändert, Singapur ist heute eine chinesische Stadt. Aber für mich ist es egal, denn ich habe eine wunderbare Engländerin geheiratet.« Er grinste.
    »Was hatte das Schiff geladen?« Hamnet war an einem Gespräch über nette Engländerinnen nicht interessiert.
    »Wie?« Es krachte, als Toby den Gang reinwürgte.
    »Das Schiff, das verschwunden ist, was hatte es geladen?«
    »Oh, es fuhr unter Ballast.«
    Damit erübrigt sich alles weitere, dachte Hamnet. Janac interessierte sich wohl kaum für einen Frachter mit Seewasser im Laderaum. Und falls doch, brauchte er dringend einen guten Rat.
    Das Auto fuhr unter der Schnellstraße durch, bog zum Terminal ab und setzte den Weg zur E Road an der East Lagoon fort, wo die Konsan Enterprise pünktlich festgemacht hatte. X-mal hatte Hamnet die nun folgende Prozedur als Kapitän erledigt, und nun musste er sie von der anderen Seite angehen und einiges dazulernen. Es war nicht ganz so, als würde der Bock zum Gärtner werden – schließlich arbeiteten sie alle für dieselbe Gesellschaft, aber Hamnet wusste nur zu gut, dass es an Bord jedes Schiffes immer ein oder zwei Angelegenheiten gab, die der Kapitän im Hauptbüro lieber nicht an die große Glocke hängen wollte. So schlich der Nachmittag quälend dahin, besonders weil sich alle über das verlorene Schiff unterhalten wollten, was im Gegensatz zu Hamnets Interessen stand. Er wollte einfach nur an seinen Schreibtisch und tun, was er tun musste.
    Am späten Nachmittag kehrten Toby und er ins Büro zurück, sodass Hamnet seine Lektüre im Handbuch fortsetzen konnte, allerdings nun bedeutend vorsichtiger. Als er gegen halb sechs damit durch war, wusste er, wie er per Computer die Ladung in den Containern checken, dann den Kurs des ausgewählten Schiffes verfolgen und an regelmäßige Positionsmeldungen gelangen konnte. Jetzt brauchte er nur noch das Passwort, um ins Programm zu kommen, obwohl es ohnehin besser war, nicht sein eigenes zu benutzen. Schließlich hatte er keine Ahnung, wie man höheren Ortes die Nutzer kontrollierte. Es war viel sicherer, sich als Joan einzuloggen, denn in ihrer übergeordneten Funktion erweckte sie vermutlich keinerlei Argwohn, wo auch immer sie sich im Programm bewegte. Er streckte sich, schaute zu ihr hinüber und fragte: »Kaffee?«
    Erstaunt blinzelte sie zurück. »Lieber Tee, ich koche welchen.«
    »Nein, nein«, Hamnet war schon aufgesprungen, »ich brauche eine Pause.« Mit diesen Worten verschwand er in der kleinen, fensterlosen Küche, brühte den Tee auf und trug ihn zu Joans Schreibtisch. Er schaute auf den Monitor, während er die Tasse daneben abstellte, und sah dann das Foto mit einem Vogel im Käfig.
    »Gehört der Ihnen?«, fragte er.
    Joan nippte am Tee. »Mmm, das ist Shashi, sie ist ein Kakadu.«
    »Shashi?« In Hamnets Gedächtnis klingelte es leise. »Ein schöner Name. Was bedeutet er?«
    »Oh, das ist eine Stadt in China, meine Eltern stammen von dort.«
    »Ich verstehe. Eine schöne Stadt?«
    »Es gibt einen wunderschönen See, zumindest gab es ihn früher. Keiner aus unserer Familie war in den letzten vierzig Jahren dort, aber vielleicht kommen wir bald einmal hin.«
    »Ihre Familie hat China wegen der Kommunisten verlassen?«
    »Ja.«
    »Viele Leute sind inzwischen zurückgekehrt.«
    Wieder nickte Joan und nahm noch einen Schluck, während ihre freie

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