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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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asiatisches Blut«, dachte Hamnet. Das stand in einem verblüffenden Gegensatz zu ihren gletscherblauen Augen. Die Menschenmenge staute sich bereits um sie herum, bis Hamnet wieder Worte fand. »Bleiben Sie länger in Singapur?«
    »Würde ich gern, und deshalb suche ich zurzeit nach einem Job. Aber das ist nicht einfach – ohne Arbeitsgenehmigung«, fügte sie in verschwörerischem Tonfall hinzu.
    Hamnet nickte. »Ja, die Vorschriften sind streng hier, und Ihr Freund hat vermutlich dasselbe Problem.«
    »Lane?« Sie runzelte wieder die Stirn. »Er ist nach Hause geflogen, denn als ihm das Geld ausging, fand er alles nicht mehr lustig.«
    »Sie sind kein Paar?«
    »Na ja – nicht wirklich. Es hat nicht funktioniert«, erläuterte Jasmin in typisch amerikanischer Offenherzigkeit. »Aber ich hatte noch ein paar Dollars und dachte, ich könnte hier so nebenbei eine Arbeit finden und genug verdienen, um nach Indonesien weiterzufahren, nach Bali vielleicht und dann nach Australien, wo ich viel einfacher einen Job bekommen könnte.«
    Wieder nickte Hamnet und wusste nicht, was er als Nächstes sagen sollte, da er etwas aus dem Gleichgewicht geraten war.
    »Nun, es war schön, Sie wiederzusehen«, sagte Jasmine und wollte weitergehen.
    »Halt«, rief Hamnet, ehe er erneut zögerte, aber dann doch langsam in die Gänge kam. »Wollen Sie heute Abend mit mir essen? Ich wohne im Augenblick bei Freunden, und ich bin ganz sicher, dass sie über Ihre Gesellschaft entzückt wären.«
    »Das ist sehr nett, vielen Dank.« Jasmine schien sich aufrichtig zu freuen und lächelte.
    »Okay, könnten Sie zum U-Bahnhof Bukit Timah fahren? Ich habe leider kein Auto.«
    »Natürlich, kein Problem.«
    »Gut, dann hole ich Sie dort ab. Um sieben Uhr?«
    »Ich werde dort sein.«
    Hamnet sah ihr lächelnd nach, als sie sich umdrehte und ihren Weg fortsetzte, während viele Männer sich nach ihr umdrehten; dann kratzte er sich am Kinn und seufzte.
     
    Im Büro empfing ihn Joan mit einem resignierten Gesichtsausdruck. »Ich fürchte, Toby wurde im Hafen aufgehalten – ein Schiff scheint verschwunden zu sein, so dass wir ihn heute Nachmittag nicht mehr zurückerwarten. Vielleicht wollen Sie sich in der Zeit die Akten etwas ansehen?«
    Mit einem schiefen Grinsen willigte Hamnet ein: »Ich werde mein Bestes versuchen.«
    Als Joan zwei Stunden später von ihrem Monitor aufschaute, sah sie, wie er Löcher in die Luft starrte. Sie speicherte den Brief ab, den sie gerade getippt hatte, stand auf und fragte: »Einen Kaffee?«
    »Das wäre wunderbar.«
    Als sie damit zurückkam, zog sie einen Stuhl neben seinen und schlug vor: »Es wäre für Sie vermutlich hilfreich, wenn ich Ihnen eine kleine Einführung gebe, was unser Computer alles kann. Natürlich müssen Sie sich später mit tausend Einzelheiten vertraut machen, aber vielleicht sollten wir uns erst mal einen Überblick verschaffen. Dann macht das Lesen mehr Sinn.« Sie deutete auf den Stapel Handbücher und die Loseblattsammlungen auf seinem Schreibtisch. Und auf Hamnets Stirn stand in großen Lettern das Wort »Erleichterung«.
    »Wir loggen uns einfach unter meinem Namen in das System ein, aber ich habe bereits einen Zugang und die Erteilung eines Passworts für Sie beantragt. Leider ist unser Systemadministrator nicht der schnellste – es kann eine Woche dauern.«
    Ihr Ton ließ keinen Zweifel aufkommen, dass sie mangelnde Leistungsfähigkeit für das schlimmste aller Übel hielt. Hamnet sah ihr genau auf die Finger, während sie blitzschnell über die Tasten tanzten, bekam aber nur mit, dass das Passwort irgendwie mit dem Ende der rechten obersten Zeile zusammenhing, was ihn nicht wirklich weiterbrachte.
    Dann führte Joan ihn eine Stunde lang durch das hausinterne Computerprogramm, dann durch das des Hafens von Singapur und seine Möglichkeiten. Er war einfach baff, wie viele Informationen die Maschine speicherte, sodass er sie jederzeit abrufen konnte: wann ein Schiff im Hafen einoder auslief, die Routen, die Ankunftszeiten, die Ladelisten. Jeder Container im Transit, egal ob er zu Wasser oder zu Lande eintraf oder wieder auslief, hatte seinen eigenen Code; und jeder Kran, der einen Container aufnahm, arbeitete mit diesem Code, sodass Hamnet die Spur bis zum endgültigen Ziel an Bord eines Schiffes verfolgen konnte. Die Schiffe der Konsan Line verfügten außerdem über Inmarsat C mit integriertem GPS; also bekam Hamnet automatisch alle sechs Stunden über Satellit aktuelle

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