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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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stürmen wir das Gebäude. Ende!«
      Endlich überholte Kottsieper den Lastwagen. »Hol mich doch der Teufel, dieser Sturkopf Struve. Völlig gegen meine Anordnung! Na, das wird ein Nachspiel haben, mein Gutster.« Kottsieper drückte das Gaspe­ dal bis zum Anschlag durch und schaltete das Mar­ tinshorn ein.

    Im Keller tastete sich Melanie Förster Schritt für Schritt durch das Dunkel der Räume. Sie vermied laute Geräu­ sche. Als sie jedoch zwischen zwei Regalen entlangging, riss sie einen der überstehenden grünen Kästen mit. Laut schlug der Behälter auf dem Boden auf.
      Sven Dollinger hörte das Geräusch. Er wollte sich sowieso nicht länger mit Struve aufhalten. Er musste irgendwie entkommen. Aber es schien noch jemand im Keller zu sein. Vielleicht war es die Assistentin dieses Bul­ len. Na, mit der werde ich schon fertig, sagte sich Dollin­ ger und nahm sich ein schweres Lexikon aus dem Regal. Seine Augen hatten sich schon ganz gut an das Dunkel gewöhnt. Angestrengt hörte er auf die leisen Schritte, die vom anderen Ende des Kellers herüberdrangen.
      »Was ist los Dollinger, wo stecken Sie? Geben Sie auf, das Spiel ist aus!« Es war Peter Struve, der gegen die Stahltür hämmerte. Melanie Förster hörte die Stimme des Kollegen, aber sie konnte nicht verstehen, was er sagte. Sie folgte dem dumpfen Klang seiner Rufe.
      Als sie nicht mehr allzu weit entfernt war, spürte sie plötzlich, wie sich ihr ein Schatten schnell näherte. Sie drehte sich um, sah aber nur noch, wie ein riesiger Buchrücken von oben auf sie niedersauste. Dann ver­ lor sie das Bewusstsein.
      »Pech gehabt«, kommentierte Sven Dollinger trocken und zog den Körper auf die Seite. Er entdeckte einen der Metallschränke, in denen die Privatbibliothek Friedrich Schillers aufbewahrt wurde. Er riss die wertvollen Bücher rücksichtslos von ihrem Platz und legte die bewusstlose Melanie Förster in den Metallschrank, den er abschloss. Den Schlüssel warf er in eine dunkle Ecke.
      »Höchste Zeit zu verschwinden«, sagte er sich und rannte in Richtung Ausgang.
      Als er kurz vor dem Aufgang zum Bibliothekssaal war, hörte er eine Megafon­Durchsage.
      »Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei. Bitte verlassen Sie sofort das Gebäude, es besteht Lebens­ gefahr!«
      »Mist!«, entfuhr es Dollinger. Die Polizei wollte also die Bibliothek seinetwegen stürmen. Er überlegte kurz, dann lief er wieder in den unterirdischen Bereich zurück. Er passierte jetzt einen anderen Gang. Auf einem Schild stand ›Zum Schiller­Nationalmuseum‹. Vielleicht könnte er hinüberlaufen, von dort zu Fuß zum Bahnhof fliehen und dort ein Taxi nehmen.
      Hastig rannte er durch den Verbindungsgang. Als er eine Tür öffnen wollte, merkte er, wie sie blockierte. »Nanu, was ist das denn?« Er rüttelte an der Klinke, aber die Tür blieb verschlossen. Er suchte in seinen Taschen den Generalschlüssel, konnte ihn aber nicht finden. Schnell rannte er zurück und stieß auf eine wei­ tere Tür. Auf dem Namensschild stand ›Franz Schäu­ fele, Bibliothekar‹. Sie war geöffnet. Dollinger erinnerte sich daran, dass Schäufeles Büro einen eigenen Zugang zum Schiller­Nationalmuseum besaß, von dem nur er als Direktor etwas wusste. Schäufele hatte die Histo­ rische Sammlung über den Dichter verwaltet und war damit in das Privileg dieses strategisch günstig gelege­ nen Eckbüros gekommen. Dollinger überlegte nicht lange. Er hastete durch das Büro und umfasste die Klinke der Tür zum Zwischengang.

    In diesem Moment erschütterte eine heftige Explosion den Keller des Literaturarchivs.
      »Um Gottes willen!«, rief Hans Kottsieper, der gerade dabei war, einige seiner Männer auf den Sturm des Kellers vorzubereiten.
      »Los, schaut nach, was passiert ist!«, brüllte er ihnen zu.
      In den Kellern der Handschriftenabteilung bot sich den Beamten ein Bild des Grauens. Die Wände waren schwarz, der scharfe Geruch von explodiertem Spreng­ material lag in der Luft, überall umgestürzte Regale, Papierfetzen segelten umher.
      »Wo war die Explosion?«, fragte Hans Kottsieper den Feuerwehrkommandanten Lars Diefenbach, der mit dem Sprengmeister Gerd Klemm vorsichtig die unterirdischen Räume erkundete.
      »Auf jeden Fall weiter hinten«, mutmaßte Diefen­ bach.
      Sie gingen in die Richtung, aus der ihnen Rauch ent­ gegenquoll, und kamen zum Büro von Schäufele. Sie sahen Peter Struve, der durch die Wucht der Explo­

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