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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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linkspro­ gressiven ›Verwandten‹ des kriminellen Sven Dollin­ ger aufkommen konnte. Freund war erst drei Monate im Amt, er hatte aber schon dafür gesorgt, dass die Schiller­Statue vom vorderen Teil des Areals in den hinteren, in die Nähe der Stadthalle, versetzt wor­ den war. ›Kein historischer Personenkult, mehr Öff­ nung in die literarische Breite, mehr Publikum‹, lau­ tete die überraschende Begründung des neuen Insti­ tutsleiters – sehr zum Ärger der Kreise, die sich im Vorfeld für Freund ausgesprochen hatten. Dass auch der Marbacher Gemeinderat diese Entscheidung mit­ trug, löste in der Schillerstadt ein geteiltes Echo aus. Die Leserbriefspalten des Marbacher Kurier füllten sich mit wütenden Protesten ebenso wie mit wohl­ wollenden Kommentaren, in denen von einem sym­ bolischen Befreiungsschlag, einer längst überfälligen Kurskorrektur und einem erfrischenden Ankommen im 21. Jahrhundert die Rede war.
      Unauffällig tippte Melanie Förster ihren Kollegen an. Sie hatte in der ersten Reihe eine Frau mit einem Kinderwagen entdeckt. Gianna Signorini hielt ein klei­ nes Baby im Arm, das nach Kräften schrie und damit die Blicke auf sich zog. Struve las in den Gesichtern der unfreiwilligen Zuschauer verständnisvolle Rüh­ rung wie auch Verärgerung über die Ruhestörung. Dies blieb auch dem Bürgermeister nicht verborgen. Nor­ bert Rieker entspannte die Situation, indem er zu der Frau ging, ihr das Baby aus der Hand nahm und es durch den Saal zum Ausgang trug.
      »Also, wenn ich den wählen sollte – meine Stimme hätte der«, murmelte Melanie Förster, die dem Stadt­ oberhaupt anerkennend nachblickte.
      Peter Struve runzelte hingegen die Stirn. »Is doch alles Verarsche.«
      »Na, was soll denn das jetzt wieder heißen?«, fragte ihn die Kollegin.
      Struve kraulte sich am Kinn. »Schon ungewöhnlich, diese Hotelinhaberin vor versammelter Mannschaft so zu hofieren. Wo steckt eigentlich der Vater?«
      Aus den Augenwinkeln sahen die Polizisten, wie Paula Rieker das Kind lächelnd entgegennahm. Gianna Signorini war herbeigeeilt und streichelte behutsam den Kopf des kleinen Erdenbürgers, von dem man in der Stadt munkelte, dass er auf das Konto des Bürgermeis­ ters ging. Diesen Gerüchten gab Rieker durch ein sol­ ches Verhalten neue Nahrung. Dass das Stadtoberhaupt jetzt zu dem Kind stand, imponierte Struve jedoch. Natürlich war dieser öffentliche Auftritt nichts ande­ res als der Versuch, aus dem biologischen Missgeschick im Wahlkampf Kapital zu schlagen. Ein geschickter Schachzug, fand der Kommissar, der ein solches Verhal­ ten allemal besser fand, als die sichtbaren Folgen ehe­ licher Untreue unter den Teppich zu kehren und das Kind durch Ignoranz zu bestrafen. Allerdings bemit­leidete Struve auch ein wenig Paula Rieker, die in der Öffentlichkeit als gehörnte Ehefrau dastand. Das war sicherlich nur mit einem gesunden Selbstvertrauen zu ertragen. Oder mit einer Selbstaufgabe zugunsten der Töchter.
      »Man versteht sich offenbar bestens«, kommentierte Struve trocken das Geschehen. Sein Blick wanderte zu Werner Besold. Der Kriminaltechniker stand im ein­ fachen Zweireiher ziemlich orientierungslos im Foyer und wartete auf jemanden. Struve ahnte, dass sein Kol­ lege Anschluss bei ihm suchte, und winkte ihm zu. Besolds Gesichtszüge entspannten sich mit einem Male. Wenig später nahm er neben dem Kommissar Platz.
      »Schlimme Sache gewesen damals, nicht wahr Besold?« Struve empfing ihn mit einem kräftigen Handschlag.
      »Hätte nicht gedacht, dass sie die Schillerhölle da unten wieder so gut hinkriegen.« Besold bezog sich auf einen Artikel im Marbacher Kurier, in dem die Wieder­ aufbauleistung des Architekten und der Handwerker in den höchsten Tönen gelobt wurde. Der Tag der offe­ nen Tür, der mit diesem Festakt begann, sollte davon zeugen.
      »Schillerhölle – kann man wohl sagen«, flüsterte der Kommissar. »Das mit der Bombe hätte auch in die Hose gehen können, Besold.«
      »Echt? Na ja, steckte ja auch ne ziemliche Ladung dahinter.«
      Struve nickte. »Noch mehr zu denken gibt mir die Zündtechnik, die dieser Schäufele verwendet hat.«
      »Jouh, Chef. Sie meinen die Sensoren, die auf den DNA­ Code von diesem Dollinger programmiert waren.«
      »Genau.« Struve beugte sich noch weiter zu ihm hin.
    »Zum Glück haben wir es nicht an die Presse gegeben – aber wenn die Computer­ und Waffentechnologie des

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