Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
Vom Netzwerk:
Augapfel. Jetzt, im entschei­ denden Moment, hatte er es nicht parat. Verschwitzt setzte er sich hin. Er dachte angestrengt nach.
      »Mensch, klar«, murmelte er plötzlich. »Im Win­ termantel.«
      Er stand auf und wollte wieder hinaufgehen. Da hörte er Geräusche im Gang.
      »Herr Dollinger, sind Sie hier irgendwo?«
      Der Direktor erkannte Struves Stimme. Er duckte sich und blickte hektisch umher. Wenn er die schwere Stahltür zu dem Raum abschließen würde, säße er in der Falle, aber vielleicht würde es ihm gelingen, den Polizisten dort hineinzulocken.
      »Ich bin in der Asservatenkammer«, rief Dollinger, trat aus dem Raum und versteckte sich hinter einem Bücherregal.
      Struve entsicherte die Pistole und betrat den Raum. Plötzlich schlug die Tür hinter ihm zu. Ein Schlüssel wurde herumgedreht. Der Kommissar rüttelte an der schweren Stahltür, aber bekam sie nicht auf.
      »Lassen Sie die Spielchen, Dollinger«, brüllte Struve. »Wir müssen miteinander reden.«
      »Warum sollten wir noch reden, Struve. Es ist doch alles schon gesagt.«
      »Nein, es ist noch nicht alles raus, Dollinger. Sie müs­ sen aufgeben und sich stellen. Wir wissen jetzt, was damals an der Grenze geschah.«
      »Nichts wissen Sie, Sie haben ja keine Ahnung!«, bellte Dollinger.
      »Doch, wir haben einen Zeugen!«, rief Struve. »Kön­ nen Sie sich nicht an ihn erinnern? Der Kleine und die Mutter schon tot, und Sie ein paar hundert Meter wei­ ter allein mit dem Schwager von Franz Schäufele.«
      Dollinger stand mit dem Rücken zur Stahltür. Sein Atem ging schwer. Er blickte angestrengt in das Dun­ kel der Kellerräume.

    Inzwischen hatten Feuerwehr und Polizei das Litera­ turarchiv erreicht. Ilse Bäuerle hörte die Sirenen und ging den Einsatzkräften entgegen. Sie kam mit dem Revierleiter Karl Merkle und dem Feuerwehrkomman­ danten Lars Diefenbach zurück in den Lesesaal.
      »Sie müssen hier schleunigst raus, Frau Förster, wir haben einen Bombenalarm. Es soll sich um einen Sprengsatz mit erheblicher Wirkung handeln!«, rief Merkle aufgeregt.
      »Was?«, antwortete die Kommissarin mit entsetztem Gesicht. »Struve ist mit Dollinger da unten.«
      »Warum sind die beiden dort?«, fragte Merkle.
      »Struve sucht ihn und will ihn verhaften.«
      »Wir müssen jetzt erst mal das Gebäude evakuieren. Kommen Sie bitte mit. Wir sollten warten, bis die Kol­ legen von der Kripo aus Stuttgart da sind.«
      »Unmöglich, wir sind doch die Kripo«, antwortete Melanie Förster. »Sie entschuldigen, ich muss da jetzt runter.«
      Melanie Förster zog ihre Dienstwaffe und stieg schnell die Treppe zur Handschriftenabteilung hinunter. Karl Merkle blieb kopfschüttelnd stehen. »Frauen«, mur­ melte er und ging nach draußen, um sich mit der Feuer­ wehr und dem Sprengmeister zu besprechen.

    Mit Blaulicht fuhren Hans Kottsieper und Karl Litt­ mann in Richtung Marbach.
      »Wir wissen nicht, wo der Sprengsatz deponiert ist«, rief der Polizeipräsident über Funk, während er am Ludwigsburger Barockschloss vorbeisauste. »Aber er soll im Keller untergebracht sein.«
      Am anderen Ende der Funkverbindung war der Sprengmeister Gerd Klemm zugeschaltet. Er stand offenbar schon vor dem Literaturarchiv »Wissen Sie etwas über den Zünder? Ist ein bestimmter Zeitpunkt vorgesehen, wann die Bombe hochgehen soll?«
      »Ich muss Sie enttäuschen, uns ist nichts bekannt – außer, dass die Bombe entschärft werden muss. Mehr ist uns nicht mitgeteilt worden.«
      »Okay, wir sollten den Keller so schnell wie mög­ lich absuchen«, schlug Klemm vor.
    »Ja, tun Sie das.«
      »Herr Polizeipräsident, es gibt da aber wohl ein Pro­ blem.«
      »Was gibts denn noch?« Kottsieper blieb vor der Neckarweihinger Brücke in Ludwigsburg hinter einem Lastwagen hängen und ärgerte sich, dass es nicht schneller voranging. Aus dem Funk drang ein Kratzgeräusch. Dann war auf einmal die Stimme von Karl Merkle zu hören.
      »Hallo, Herr Kottsieper, hier spricht Merkle. Wir können noch nicht in den Keller. Dort halten sich drei Personen auf: Struve, Förster und dieser Dollinger. Sie haben Schusswaffen, und da unten ist es zappenduster, weil der Strom abgeschaltet wurde.«
      Der Polizeipräsident schwitzte. Er kam mit seinem Wagen immer noch nicht an dem Laster vorbei. »Ach, verdammt, auch das noch!«, rief er. »Warten Sie zu und rufen Sie ein Sondereinsatzkommando, Merkle, notfalls

Weitere Kostenlose Bücher