Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
die Augen nicht mehr offen halten konnten.
Als wir uns fürs Schlafengehen entschieden, breiteten wir die Asche zum Abkühlen aus. Ich hatte mir gemerkt, dass um die Schlafstätte gestreute Asche eine Menge Kriechtiere von unseren Körpern abhalten würde. Es war jetzt stockdunkel und ganz still, die Sterne hatten keine Chance, durch das Blätterdach zu dringen, und die Dschungelbewohner waren alle gleichzeitig wie auf ein Geheimkommando verstummt. Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich mich zu Tode gegruselt.
„Und jetzt hoffen wir, dass uns keine wilden Tiere mit einem prima Abendessen verwechseln“, murmelte Anette vor sich hin, in ihre Blätterdecke gehüllt. Die Blätter dienten mehr dem Schutz vor Insekten als zum Warmhalten, denn die Nacht präsentierte sich kaum kühler als der Tag.
„Hoffentlich suchen sie schon nach uns. Karin, deine Tante meine ich“, sagte Barbara mit sorgenvoller Stimme.
„Bestimmt“, beruhigte Karin sie, obwohl mir schien, dass auch sie sich wenig Hoffnung machte. Wie sollte man uns in dem dichten Urwald von oben sehen können? Zu erschöpft, um an Riesenameisen und anderes Getier zu denken, schliefen wir ein.
Der Morgen dämmerte, als ich erwachte. Alle Dschungelbewohner waren Frühaufsteher und summten, quakten und schrien mit einem unglaublichen Getöse. Der Schlafplatz war nicht sehr bequem gewesen, und mir tat alles weh. Ich stand auf und versuchte mich auf Puddingknien vorwärts zu bewegen. Als ich mich streckte, durchzuckte mich ein stechender Schmerz vom Genick bis zum Steißbein. Erschrocken beugte ich mich vor und stellte dabei fest, dass mir sämtliche Rückenmuskeln bis zum Zerreißen schmerzten. Außerdem konnte ich kaum den Kopf drehen. Schleudertrauma, fiel mir sofort ein. Meine Schultern fühlten sich an, als ob jemand mit großem Druck versuchte, mich in den Erdboden zu rammen.
Anette erwachte. Auch sie hatte Probleme mit der aufrechten Haltung.
„Ich glaube, wir haben einen Muskelkater von gestern. Au, mein Nacken schmerzt auch“, sagte sie und dehnte vorsichtig ihre Glieder. „Außerdem sind wir überall grün und blau.“
Ich lachte und wies Anette auf ihren rechten Arm hin. Sie blickte wenig überrascht auf einen tellergroßen Bluterguss. Ich registrierte einen heftigen Schmerz in meiner rechten Körperseite.
„Mir tut die Hüfte weh, ich traue mich gar nicht, hinzusehen.“
„Doch, musst du aber“, sagte Anette „Zeig mal her.“
Erbarmungslos hob sie mein T-Shirt an, zog mit dem Finger am Bund meiner kurzen Hosen und schaute hinein.
„Uuh“, war ihr Kommentar, und sie schaute angewidert zur Seite.
„Was ist?“
„Deine ganze rechte Seite ist blaugrün und geschwollen. Hat das gestern noch nicht wehgetan?“
„Gestern hat mir alles gleichmäßig wehgetan. Heute schmerzen manche Stellen mehr als andere.“
Sie lachte, und dann untersuchten wir uns gegenseitig und nannten uns die Stellen, die gefährlich aussahen. Ich wunderte mich danach nicht mehr, warum es über meiner linken Niere so gebrannt hatte. Anette hatte so etwas wie eine Zecke an mir entdeckt. Ich wäre fast in Ohnmacht gesunken und fiel auf die Knie, als sie es mir eröffnete. Dann fiel mir ein, dass diese Tiere wahrscheinlich auch am Boden lebten, und ich sprang panisch wieder auf die Beine. Karin und Barbara, durch meine Schreie geweckt, meinten, man dürfe die Zecke nicht entfernen. Wenn man etwas falsch mache, könnte sich die Stelle entzünden. Ich war entsetzt, mit einem Parasiten an meinem Körper weiterzugehen, aber Barbara behauptete, es sähe nicht anders aus als eine herkömmliche Waldzecke, und sie würde sicher bald von allein abfallen, sobald sie sich an mir satt getrunken hätte. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte zu vermeiden in hysterische Schreie auszubrechen.
Karin und Barbara klagten über die gleichen Muskelschmerzen und bestanden darauf, ebenfalls nach Parasiten abgesucht zu werden. Gott sei Dank fanden wir nichts weiter. Anscheinend hatte die Asche ihre Wirkung nicht verfehlt, doch sie konnte nicht verhindern, dass sich irgendetwas aus den Bäumen auf uns fallen ließ. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, und ich begann ein Gespräch, um mich abzulenken.
„Da das Frühstück heute zugunsten unserer guten Figur ausfällt, sollten wir den kühlen Morgen nutzen und gleich aufbrechen.“ Ich blickte fragend in die Runde.
„Das nenne ich Urlaub. Naturnah, inklusive Fitnesstraining, Fastenwoche und das Bearbeiten von
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