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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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doch es gab einen Zug, der in südlicher Richtung über Budweis Richtung österreichische Grenze fuhr. Reubinski sagt, sie seien mit dem Zug »bis an die Wälder« gefahren und von dort gelaufen. In den Grenzwäldern nördlich von Linz vermuteten sie amerikanische Truppen, und wirklich stießen sie auf einem Waldweg auf eine MG-Stellung mit zwei Amerikanern. Einer der Häftlinge sprach sie englisch an und vernahm, daß die beiden Befehl hatten, niemand hier durchzulassen. Ob nur der Weg gesperrt sei oder ob es auch verboten war, quer durch den Wald zu gehen? Das wohl nicht, meinte einer der Amerikaner.
    Also umgingen sie die Sperre, kehrten nach einer Weile zurück auf den Waldweg und begegneten kurz darauf einer Infanteriekompanie, die in Doppelreihe nach Norden marschierte. Der Kompaniechef verhörte den englisch sprechenden Häftling, der ihm ganz offen sagte, sie seien Juden und führten ihren Werksdirektor mit. Weil sie aus den Meldungen der BBC wußten, daß in den US-Streitkräften viele Männer deutscher und jüdischer Abstammung kämpften, fühlten sie sich zu solcher Offenheit berechtigt. »Rühren Sie sich nicht von der Stelle«, befahl der Captain, fuhr mit seinem Jeep zurück und überließ sie den jungen, etwas verlegenen Infanteristen, die ihnen freundlich Zigaretten anboten.
    Frau Schindler und die Häftlinge waren besorgt, daß Schindler am Ende doch noch verhaftet werden könnte, doch er saß seelenruhig am Wege und atmete genießerisch die frische Waldluft. Er fühlte sich durch sein hebräisches Empfehlungsschreiben ausreichend geschützt.
    Nach einer halben Stunde näherte sich eine Gruppe Uniformierter, jüdische Soldaten und mit ihnen ihr Rabbiner. Schindler und die Seinen waren die ersten KL-Häftlinge, welche diese Soldaten zu Gesicht bekamen, und es gab eine sehr herzliche Begrüßung. Schindler holte seinen Brief hervor und ließ ihn den Rabbiner lesen. Der teilte den Umstehenden den Inhalt mit. Allgemeiner Applaus.
    Umarmungen, Händeschütteln. Schindler und seine Gefangenen verbrachten die folgenden beiden Tage an der Grenze zu Österreich als Gäste des Regimentskommandeurs und des Rabbiners. Sie tranken ausgezeichneten Kaffee, wie die echten Häftlinge seit der Gründung des Gettos keinen mehr zu sehen bekommen hatten, und speisten für ihre Begriffe fürstlich. Am dritten Tage stellte ihnen der Rabbiner einen erbeuteten Sanitätskraftwagen zur Verfügung, in dem sie sich nach dem zerstörten Linz aufmachten.
    In Brünnlitz waren auch am zweiten Tag noch keine Russen aufgetaucht.
    Die bewaffneten Häftlinge machten sich allmählich Sorgen - offenbar würde man sich länger als vermutet im Lager halten müssen. Aus Erfahrung wußten sie, daß das Wachpersonal nur eines gefürchtet hatte: eine Typhusepidemie, und deshalb hängten sie große Schilder mit der Aufschrift ACHTUNG TYPHUS! auf. Am Nachmittag erschienen drei Partisanen am Zaun und sprachen mit den Posten. Es sei nun alles vorüber und sie könnten jederzeit das Lager verlassen. Erst wenn die Russen kommen, entgegneten die Häftlinge, solange bleiben wir hier.
    Darin drückte sich eine für die Häftlinge bezeichnende Angst aus, nämlich daß die Welt jenseits des Stacheldrahtes gefährlich sei und man sich ihr nur schrittweise nähern dürfe. Sie waren nicht davon überzeugt, daß die letzten deutschen Truppen schon durch waren.
    Die Tschechen gingen achselzuckend weg.
    In der Nacht, Pfefferberg stand gerade Posten, hörte man auf der Straße Motorräder. Die fuhren nicht vorüber wie die Panzer, sondern bogen zum Lager ein. Es waren fünf Beiwagenräder mit SS-Besatzungen, und sie hielten am Lagertor. Während sie absaßen, beriet man in der Fabrik fieberhaft, ob man auf sie das Feuer eröffnen solle.
    Dem Unterführer, der das Kommando hatte, war die ganze Sache offensichtlich nicht geheuer.
    Er blieb am Zaun stehen und verlangte Benzin. In einer Fabrik wie Brünnlitz werde es doch gewiß Treibstoff geben?
    Pfefferberg riet, diesen Leuten Benzin zu geben und sie abfahren zu lassen. Es sei sinnlos, sich mit ihnen zu schießen, man wisse schließlich nicht, ob nicht ein größerer Verband in der Nähe durchziehe. Man ließ die SS-Leute herein und zapfte ihnen in einer der Garagen Benzin in Kanister.
    Die bewaffneten Häftlinge hatten dunkle Overalls angezogen, um sich das Aussehen von deutschen Kapos zu geben, und der SS-Unterführer vermied es peinlich, sein Erstaunen darüber merken zu lassen, daß hier bewaffnete

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