Schindlers Liste
erhielt ich von den wenigen noch erreichbaren Mitarbeitern Schindlers aus Kriegszeiten und von den zahlreichen Freunden aus der Nachkriegszeit. Aufgenommen wurden ferner Zeugenaussagen, die von Schindlerjuden gegenüber Jad Wa-Schem, dem israelischen Dokumentationszentrum und der Gedenkstätte für die Opfer der Judenverfolgung, gemacht wurden, sowie Papiere und Briefe, die ihn betreffen und die z.T. von Jad Wa-Schem und z.T. von etlichen seiner Freunde beigesteuert wurden.
Eine wahre Begebenheit in Form eines Romans zu erzählen, ist heutzutage nicht ungewöhnlich. Ich habe diese Form gewählt, einmal, weil das Talent des Schriftstellers das einzige ist, über das ich verfüge, zum ändern, weil mir die Romanform für die Behandlung eines so widersprüchlichen und überragenden Charakters, wie Schindler einer war, am meisten geeignet scheint. Fiktionen allerdings habe ich nach Kräften vermieden, denn die tun dem Wahrheitsgehalt Abbruch, auch habe ich mich bemüht, zwischen Wirklichkeit und jenen Mythen zu unterscheiden, die sich unvermeidlich um jemand von der Statur Schindlers ranken.
Gelegentlich war es notwendig, Gespräche zu rekonstruieren, über die Schindler und andere nur knappe Aufzeichnungen hinterlassen haben, doch die meisten davon und die Schilderungen aller Ereignisse basieren auf der Erinnerung der Schindlerjuden, Schindlers selber und der anderer Personen, die Zeugen der waghalsigen Rettungsbemühungen Schindlers waren. An erster Stelle möchte ich zwei Überlebenden danken - Leopold Pfefferberg und Mosche Bejski, Richter am Obersten Gerichtshof des Staates Israel, die mir nicht nur ihre Erinnerungen mitteilten und gewisse Dokumente überließen, die sehr zur Genauigkeit meines Berichtes beitrugen, sondern auch die erste Fassung des Buches lasen und Änderungsvorschläge machten.
Von den vielen anderen, seien es nun Überlebende oder Freunde Schindlers aus der Nachkriegszeit, die mir mit Informationen, Briefen und Dokumenten behilflich waren, nenne ich Frau Emilie Schindler, Mrs. Ludmila Pfefferberg, Dr. Sophia Stern, Mrs. Helen Horowitz, Dr. Jonas Dresner, Mr. und Mrs. Henry und Mariana Rosner, Leopold Rosner, Dr. Alex Rosner, Dr. Odek Schindel, Dr. Danuta Schindel, Mrs. Regina Horowitz, Mrs. Bronislawa Karakulska, Mr. Richard Horowitz, Mr. Shmuel Springmann, den verstorbenen Mr. Jakob Sternberg, Mr. Jerzy Sternberg, Mr. und Mrs. Lewies Fagen, Mr. Henry Kinstlinger, Mrs. Rebecca Bau, Mr. Edward Heuberger, Mr. und Mrs. M. Hirschfeld und Mr. und Mrs. Irving Glovin. Mr. und Mrs. E. Korn, die in der gleichen Stadt wohnen wie ich, haben mir nicht nur ihre Erinnerungen an Schindler mitgeteilt, sondern mir auch immer wieder Mut gemacht.
Dr. Josef Kermisz, Dr. Shmuel Krakowski, Vera Prausnitz, Ghana Abells und Hadassah Mödlinger haben mir großzügig Zugang zu den von Jad Wad-Schem verwahrten Unterlagen über Schindler verschafft.
Abschließend möchte ich ausdrücklich die Bemühungen würdigen, die der verstorbene Martin Gösch unternommen hat, un den Namen Oskar Schindler ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu bringen, und seiner Witwe, Mrs. Lucille Gaynes, für ihre Mitarbeit an dem Projekt danken.
Dank der Unterstützung all dieser Personen wurde die erst ausführliche Darstellung der erstaunlichen Geschichte Oskar Schindlers möglich gemacht.
Tom Keneally
Prolog
Herbst Polen im Herbst. Aus einem eleganten Wohnblock in der Straszewskiegostraße am Rande des alten Stadtkerns von Krakau tritt ein hochgewachsener junger Mann in teurem Mantel, darunter den zweireihigen Smoking, und an dessen Aufschlag ein großes Parteiabzeichen. Er erblickt seinen Chauffeur, der, sein Atem eine Dampfwolke, die Tür der blinkenden Adlerlimousine aufhält und ihm zuruft: »Geben Sie acht, Herr Schindler, der Bürgersteig ist eisig wie das Herz einer Witwe.«
Mit dieser Schilderung befinden wir uns auf sicherem Boden. Der hochgewachsene junge Mann bevorzugt bis ans Ende seiner Tage Zweireiher, hat er ist so etwas wie ein Techniker eine Schwäche für große, auffällige Automobile und ist, obwohl Deutscher und in diesem Augenblick einer von etlichem Einfluß, jemand, zu dem ein polnischer Chauffeur bedenkenlos eine scherzhaft gemeinte Bemerkung machen kann. Ganz so einfach allerdings läßt sich die Geschichte nicht fortsetzen, denn hier haben wir es mit dem handfesten Sieg des Guten über das Böse zu tun, einem Sieg, der sich in Zahlen ablesen läßt.
Wer das Gegenteil unternimmt, also die vorhersehbaren
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