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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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servierende Mädchen scharf beobachteten. Dieses trug das übliche schwarze Kleid, darüber die weiße Tändelschürze, ohne Judenstern und ohne gelben Streifen auf dem Rücken. Gleichwohl war sie Jüdin. Allerdings war es ihr Gesicht, dem die Aufmerksamkeit der beiden Frauen galt. Die Kinnpartie wies Schrammen auf, und man hätte denken sollen, Göth würde sich schämen, seinen Gästen ein solches Schauspiel zu bieten. Wenn sie sich vorbeugte, wurde überdies am Schlüsselbein ein Bluterguß sichtbar.
    Göth verbarg dieses Mädchen nicht nur nicht vor seinen Gästen, er stellte es förmlich zur Schau, benutzte es, um Konversation zu machen.
    »Meine Herrschaften«, sagte er in gemacht feierlichem Ton, »darf ich Ihnen Lena vorstellen.
    Nach fünf Monaten in meinem Haus verdient sie in Kochen und Betragen die Note eins.«
    »Sie hat sich wohl in der Küche gestoßen?« fragte eine der Damen.
    »Und das Luder kann sich jederzeit wieder stoßen«, prustete Göth. »Stimmt’s, Lena?«
    Scherner bemerkte zu den anderen: »Er geht ziemlich grob mit Frauen um.« Daß er nicht sagte, mit Jüdinnen, ließ darauf schließen, daß er diese Äußerung in bester Absicht tat. Wurde Göth darauf aufmerksam gemacht, daß Lena Jüdin war, hatte sie dafür zu büßen, entweder noch vor den Gästen oder später. Als sein Vorgesetzter hätte Scherner dem Kommandanten befehlen können, das Mädchen nicht zu mißhandeln, aber so was gehörte sich nicht, es hätte nur die Stimmung verdorben, schließlich war man hier unter guten Freunden, und wenn Göth auch seltsame Neigungen hatte, ließ man sich doch immer gern von ihm einladen.
    Es folgte Heringsfilet in Sahnesoße, darauf Eisbein, von Lena vortrefflich zubereitet. Zum Fleisch trank man schweren roten Ungarwein, die Brüder Rosner gingen zu einem feurigen Czardas über, die Luft war zum Schneiden, die Offiziere zogen die Röcke aus.
    Wieder wurde über Geschäfte geredet. Man befragte den Uniformfabrikanten Madritsch nach dem Geschäftsgang in seinem Zweigwerk Tarnow. Madritsch ließ die Frage von Titsch beantworten. Göth verfiel plötzlich ins Grübeln, wie jemand, dem beim Essen einfällt, daß er eine Arbeit unerledigt liegengelassen hat, die jetzt seine Aufmerksamkeit verlangt.
    Die Damen langweilten sich, und die liebreizende junge Polin legte Schindler eine Hand auf den Ärmel: »Sind Sie nicht Soldat? In Uniform sähen Sie bestimmt glänzend aus.«
    Allgemeines Gelächter. Auch Madritsch lachte. 1940 hatte man ihn in Uniform gesteckt, aber als unabkömmlich bald wieder freigestellt. Schindler allerdings verfügte über Beziehungen, die ihm derartiges ersparten.
    Scherner lachte gutartig: »Schütze Schindler, wie? Stochert auf dem Kasernenhof in seinem selbstfabrizierten Kochgeschirr herum. Ein schöner Anblick.«
    Angesichts der eleganten Erscheinung Schindlers war das wirklich eine komische Vorstellung, und Schindler mußte selber lachen. Bosch schnippte mit den Fingern. »Dem Dingsda aus Warschau, wie heißt er doch gleich… ist genau das passiert.«
    »Toebbens«, half Göth ihm aus. »Toebbens wäre das fast passiert.« Czurda vom SD bestätigte das. Toebbens war ein Industrieller in Warschau, bedeutender als Schindler und Madritsch.
    »Heini (gemeint war Himmler) hat befohlen, alle jüdischen Arbeiter rauszuschmeißen und Toebbens an die Front zu schicken. Und meine Leute sollten sich seine Bücher vornehmen.«
    Toebbens war bei der Rüstungsinspektion aber viel zu gut angeschrieben, er bekam Aufträge und erwies sich dafür erkenntlich. Scherner sagte denn auch, die Rüstungsfritzen hätten ihn gerettet, und zu Schindler: »So was kann in Krakau nicht passieren, Schindler, da passen wir schon auf.«
    Es wurde so richtig gemütlich; Göth kletterte auf einen Stuhl und sang die Melodie aus Madame Butterfly mit, die Rosners soeben spielten, eifrig und gewissenhaft wie nur je zwei gefährdete Zwangsarbeiter in einem gefährdeten Getto.
    Pfefferberg und Lisiek waren unterdessen mit der Reinigung der Badewanne des Kommandanten beschäftigt. Sie hörten die Musik,das Gelächter, Fetzen der Unterhaltung.
    Man war da unten beim Kaffee angelangt, Lena hatte ihn serviert und war unbelästigt in die Küche zurückgekehrt.
    Madritsch und Titsch tranken ihren Kaffee aus und entschuldigten sich. Schindler wollte ihrem Beispiel folgen. Die kleine Polin hätte ihn gern dabehalten, aber danach stand ihm hier nicht der Sinn. Schindlers eingehende Kenntnis des Verhaltens der SS in Polen

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