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Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
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gleich noch die Getreidevorräte der Herrschaft in Brand.
Die riesigen Schober brannten zwei, drei Tage hindurch, machten die Nächte zum
Tag - man hätte im Schein der Flammen lesen können.
    Frage: Aber Sie
sprachen doch vorhin selbst von einem Bunsenbrenner, Lockenwicklern?
    Antwort: Das haben
sich die Kriminalisten alles aus den Fingern gesogen, um ihre Leute
rauszuhauen. So ist das bei den Orotschen - eine Hand wäscht die andere. Eine
wollte mal ihr Haus verkaufen. In der Nacht, bevor die Käufer kamen, brach
Feuer aus, die ganze Bude brannte ab. Den roten Hahn hat ihr die eigene
Verwandtschaft aufs Dach gesetzt, die nicht wollte, dass sie den Reibach macht
- lieber sollte sie genauso arm dran sein wie sie. Was gibt es da nicht zu
verstehen?
    Frage: Und wie
hat es sich tatsächlich zugetragen?
    Antwort: Wie es
sich tatsächlich zugetragen hat, wird keiner je erfahren. Ein Hauptmann a.D.
verliebte sich in eine Kanaille wie diese Chloe, die lammfromm tat, verließ
seine Frau, die sich mit ihm ein Leben lang von Garnison zu Garnison, durch
halb Sibirien geschleppt hatte, verdammte den erwachsenen Sohn, der eine
solche Behandlung der Mutter nicht hinnehmen wollte und dass ihm das Erbe -
ohnehin nicht sehr beträchtlich, trotzdem - vor der Nase weggeschnappt wurde,
verjuxte mit dieser kleinen Bettakrobatin sein ganzes Erspartes, und dann
schob sie ihm in seinen Jüdischen Krieg anstelle
des Lesezeichens, an die Stelle, wo von Antiochos' Tod die Rede ist und dass
sein Sohn, gleichfalls Antiochos geheißen, den Thron erbte wie auch den Hass
auf die Judäer, einen Zettel, darauf stand sinngemäß, mit vielen
orthografischen Fehlern: Ich habe dich wirklich geliebt, und du warst
tatsächlich mein Allererster und nicht etwa, wie du damals dachtest, dass ich
mir mit der Gewandnadel in den Finger stach, damit es auf das Laken tropft. So
eine bin ich nicht. Aber jetzt liebe ich einen anderen. Du weißt ja selbst,
mein Lieber, mein Einziger, mein Schnorchelchen, wie so was zugeht: Plötzlich
fährt ein solcher Wirbelwind dich an, packt dich am Kragen und schleudert dich
in den Himmel, da wirst du gar nicht erst gefragt. Er fand den Zettel, las ihn,
nun ja, es blieb ihm ja nicht mehr viel an Jahren, bei dem schwachen Herz. Das
Häuschen kam unter den Hammer. Immerhin hatte er eine ziemlich hohe
Versicherung laufen. Der Hauptmann ging zum heiligen Nikolaus beten, fiel vor
der Ikone auf die Knie: O du, auf dessen Namen ich getauft bin, hilf mir, zeige
mir einen Ausweg! Hob den Kopf und sah das Flämmchen einer Opferkerze flackern.
Ging in einen Laden und kaufte eine Kerze, gute zwei Pfund schwer. Ging nach
Hause, probierte, überschlug: Pro Stunde brennt die Kerze einen Zoll ab. Er
maß den Kerzenschaft - es ergab achtzehn Stunden ungefähr. Er stellte sie unter
die Treppe, umgab sie mit allerlei brennbarem Plunder, goss Petroleum dazu.
Entzündete den Docht, bekreuzigte sich und fuhr nach Moskau - Herr, alles liegt
nun in Deinen Händen! Gegen zwei Uhr nachts musste die Kerze heruntergebrannt
sein, so rechnete er sich aus. In Moskau fuhr er ins feine Jar, trank
Champagner, ging gegen eins auf die Toilette, begegnete auf dem Gang einem
Mann, dem er die Faust ins Gesicht schlug. Skandal, Polizei. Ein Protokoll
wurde aufgesetzt: Heute Nacht um die und die Zeit ist Sünder Soundso, der Liebe
schuldig, handgreiflich geworden und zur strafrechtlichen Verantwortung zu
ziehen. Zur selben Stunde stand das Haus schon in Flammen. Gegen drei
Silberlinge Entgelt bekam der Mann vom Reviervorsteher eine Kopie des
Protokolls gleich in die Hand. Die Versicherungsprämie wurde umstandslos
ausgezahlt. Das Geld schickte er alles dem Sohn. Behielt nichts für sich.
Keinen Rubel. Keine Kopeke.
    Frage: Vertauscht,
nun ja, kann sein. Vielleicht sind wir das ja alle.
    Antwort: Aber das
geschah alles erst später. Neun Monate davor hatte es eine unbefleckte
Empfängnis gegeben.
    Frage: Ach was.
    Antwort: Darüber
schrieben sogar die Zeitungen.
    Frage: Sie meinen
die Geschichte mit dem Rohr?
    Antwort: Jawohl.
Daphnis' Mutter arbeitete auf einer Schiffswerft. Da war ein Rohr zu entrosten.
Von außen kein Problem, aber es sollte auch von innen geschehen. Das Rohr war
gerade so dick, wie ein Mensch breit ist. Sie kroch auf allen vieren erst ganz
hinein und dann rückwärts, Stück für Stück mit gerecktem Hinterteil wieder
hinaus. Zuletzt war der Hintern schon draußen, sie selber noch drin. Und da
geschah es. Sie zuckte und zappelte, kam freilich nicht

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