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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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sie alle beide mit demselben Mädchen, einem Ersten Semester, ausgegangen waren. Nach einer kurzen Pause, in der keiner der Anwesenden etwas sagte, hob er das Telefon ans Ohr und sprach in raschem Tempo seine Befehle hinein. Dann hing er nicht ein, sondern legte sich den Hörer in den Schoß und starrte trübe auf den Teppich.
    Präsident Knowles wandte sich an Willard Woods. »Hat der CIA irgend etwas darüber?«
    »Nur das, was uns das FBI mitteilt.« Er lächelte flüchtig. Der Präsident hatte den FBI-Direktor von seinem Vorgänger geerbt, und sie hatten sich nie sehr gut verstanden. Knowles arbeitete lieber mit dem CIA, selbst wenn es dabei manchmal juristische Komplikationen gab.
    »Und was ist das?« fragte der Präsident.
    »Vom Bodenpersonal in Vandenberg sind so viele abgängig, daß die zügige Folge der Starts nicht mehr gewährleistet ist. Aber die Luftwaffe hat Ersatz geschickt. Unangenehm ist nur, daß wir nicht wissen können, ob von denen nicht der eine oder andere bei den Gabriels oder den zahlreichen sonstigen Widerstandsgruppen ist.«
    »Warum sollten sie?« fragte der Präsident eindringlich. »Das sind doch solide Techniker, die mit beiden Beinen fest auf der Erde stehen. Die müßten doch wirklich verläßlich sein.«
    Woods nickte, verzog jedoch das Gesicht dabei. »Wir haben bei dieser Geschichte schon erlebt, daß erstklassige Leute über den Jordan gegangen sind, Mr. Präsident. Sie haben einfach kein Interesse mehr oder sagen, sie wollen zu ihrer Familie, oder meinen, Schiwa schlägt ja doch zu, und es hätte alles keinen Zweck … und dann flippen sie aus.«
    »Wie Anna«, warf Sam Rogers ein. Knowles und alle anderen blickten ihn überrascht an. Seine Stimme war hohl, kraftlos.
    »Anna?« fragte der Präsident leise.
    »Meine Tochter, Caleb, Sie erinnern sich doch an sie. Sie haben bei ihrer Promotion gesprochen.« Knowles nickte, kniff sich die Unterlippe mit Daumen und Zeigefinger und sah stirnrunzelnd, daß McNellis näher an Sam Rogers herantrat.
    »Schönes Mädchen. Wirklich. Phi Beta Kappa {7} und alles das. Vor drei Jahren bekam sie Krebs. Inoperabel. In ihren letzten zwei Jahren lebte sie …« Seine Stimme erstarb, dann sprach er weiter, lauter als vorher. »Wie die Hedonisten, wie die Schiwa-Tänzer. Sie wollte alles ausprobieren, alles auskosten, bevor … bevor.« Mit feuchten Augen sah er den Präsidenten an. »So ist es mit denen in Vandenberg, Sir. Es gibt noch so vieles, was sie alle … was sie nachholen wollen.«
    »Ja«, sagte Knowles und wandte sich wieder an Woods, verwirrt und voller Mitgefühl, das ihn beunruhigte. Er verstand, was diese junge Frau gefühlt haben mochte. Er fühlte es selbst, doch er trug Verantwortung.
    »Und wenn unter denen, die noch da sind, Gabriels sind?«
    »Sabotage«, sagte Woods achselzuckend.
    »Es brauchen bloß einer oder zwei zu sein …«, sagte Hopkins, der Sprecher des Repräsentantenhauses, in die langgezogene Stille. Der Ferndrucker in der Ecke machte ping und begann, Wörter in gelber Schrift auf dem grünen Bildschirm auszudrucken. Der Offizier vom Signalkorps drückte auf einen Knopf und las ab. Das Telefon in Sam Rogers’ Schoß gab leise quäkende Töne von sich, und Sam hob es an sein Ohr, starrte aber ausdruckslos ins Leere. Senator Mathison entschuldigte sich, um draußen verbotenerweise eine Zigarette zu rauchen.
    »Der Vogel ist abgeflogen«, sagte Rogers ein paar Sekunden später. »Steigt.« Er leckte sich die trockenen Lippen. »Gewinnt Höhe. Ist jetzt außer Reichweite für taktische Waffen.« Mit einem Seufzer der Erleichterung legte er den Hörer auf.
    Etwas erleichtert waren alle Anwesenden, wie der Präsident feststellte, aber nicht sehr. »Was ich vorhin über Vandenberg sagte, war mein Ernst«, bemerkte er gelassen. Der eben noch lächelnde Sam Rogers erstarrte. »Sir?«
    »Wenn das so weitergeht, können wir dort den Betrieb nicht mehr aufrechterhalten.«
    »Aber Sir, die Luftwaffe tut doch alles, was sie kann …«
    »Ja, und deswegen bin ich froh, daß ich nicht auch die drei Oberbefehlshaber zu unserer kleinen Party hier gebeten habe. Die Luftwaffe würde vor den anderen nie zugeben, daß bei ihr etwas schiefgegangen ist. So muß sie eben einfach schlucken, was wir sagen.«
    »Der Betrieb in Vandenberg ist so wasserdicht, wie es nur menschenmöglich ist, Mr. Präsident, aber rundherum liegt meilenweit offenes Land.«
    »Und doch wissen die Gabriels, was wir tun und wo. Sie haben sämtliche

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