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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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einen Schuh ab und dann den anderen ebenfalls. Fast geräuschlos fielen die Schuhe auf den dicken Teppich. Nur das leise Brausen des Straßenverkehrs war im Zimmer zu hören.
    Sie sah nicht zu ihm auf. Sie blieb nur sitzen, mit den Händen auf den Knien. Knowles fing an, sich zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Er dachte an Catherine und an das letzte Mal, als sie auf diesem Bett gesessen hatte, vor zwei Jahren, und er versuchte, sich zu erinnern, ob sie das gleiche getan hatte – ihre Schuhe ausgezogen. Nein, sie hatte genau das Gegenteil getan. Sie hatte die praktischen Dinger mit den niedrigen Absätzen angezogen und dann ihren Mantel, und dann war sie zum Nebeneingang hinuntergefahren, wo die Limousine wartete – überzeugt, daß sie in einer Woche aus der Klinik zurück und daß dann alles in Ordnung sein würde.
    Doch hier glitt das Bild hinweg, und er sah nur noch Barbara Carr und ihre schwarzen Schuhe, die jetzt seitlings auf dem dicken braunen Teppich lagen – eine sehr hübsche Farbzusammenstellung. Und dann sah er in ihre Augen, in ihre so tiefen und dunklen Augen, die zu ihm aufblickten, und er wußte, was gesehen würde, und zum erstenmal seit Jahren empfand er ein Begehren.
     
    Carl Jagens stand in dem kleinen Besprechungsraum der Station und sah auf die Erde hinunter, die sich mit majestätischer Gelassenheit drehte. Aufwärts, herum, abwärts, ein ewiges Kreisen der braunen, blauen und weißen Stellen. Er war lange genug oben im Weltraum gewesen; es machte ihm nichts mehr aus, wenn er in einem rotierenden Sichtrahmen stand – ihm wurde dabei nicht mehr schwindlig. Es kam nur auf die lokale Beschleunigung und die »lokale Vertikale« an, die unbewußte Gewohnheit des Verstandes, eine bestimmte Richtung als »oben« zu empfinden und jede Bewegung daran zu orientieren. Urinstinkte gerieten einem dabei durcheinander, aber man mußte nur die Ruhe bewahren, dann ging es schon. Im Moment allerdings war er nicht besonders ruhig.
    »Was soll das heißen – Sie können ihn nicht finden?« blaffte Carl in das Sprechmikrophon.
    Die Telefonzentrale des Weißen Hauses antwortete in ähnlichem Ton, und Carl verlangte Grace Price. Sie meldete sich mit dienstlicher Aufgeräumtheit, und er drehte seinen männlichen Charme an. »Hiya, schöne Frau. Ich versuche, den old man zu erreichen.«
    »Tja – ich glaube, er ruht, Carl.«
    »Können Sie mich durchstellen? Es ist wirklich wichtig.«
    »Na gut, ich probiere es mal auf seiner Privatleitung, die zu seinem Schlafzimmer. Aber ich lasse es nur einmal klingeln, verstanden?«
    »Seien Sie gesegnet.«
    »Ich rufe.«
    »Das ist nett von Ihnen.«
    Sie kicherte, und ihr eigenes Kichern machte sie nervös. »Carl, ich dachte, ihr seid inzwischen schon alle im Orbit.«
    »Sind wir auch.«
    »Sie rufen von dort oben an? Wie aufregend! Ich kann mich nie daran gewöhnen, daß … Oh, der Präsident meldet sich.«
    Carl lächelte befriedigt. »Wiedersehen, meine Schöne.«
    »Knowles.«
    »Hier spricht Carl Jagens, Mr. Präsident. Ich frage mich, was dort unten vor sich geht. Das Startverbot für Vandenberg.«
    »Warum fragen Sie da nicht Chuck Bradshaw?« antwortete der Präsident leicht ungehalten.
    »Ich … ich habe ihn nicht erreicht, Mr. Präsident.« Das war nicht einmal direkt gelogen, denn er hatte es gar nicht versucht.
    Knowles seufzte. »Okay. Ist die Leitung sicher? Wo sind Sie?« Carl gab die korrekte Code-Bezeichnung. »Also hören Sie zu.« In wenigen Worten setzte Knowles ihn über die Strategie ins Bild. Mindestens vier Starts von Kennedy Center waren nötig. Die NASA würde es nach außen so hinstellen, als gingen die letzten Alpha- und Omega-Starts von Vandenberg ab, und Kennedy würde als Reservebetrieb für etwa nötig werdende zusätzliche Operationen eingerichtet.
    Die Luftwaffe stellte Doubles von Menschow, Bander und den anderen; diese würden in Vandenberg bleiben und sehr beschäftigt tun, während sich die echten Astronauten in Kennedy sammelten.
    »Aha – so schlimm steht es also?« sagte Carl langsam, als der Präsident zu Ende war. »Das hört sich ziemlich riskant an.«
    »Riskant ist alles«, seufzte Knowles.
    »Wenn der Unterstaatssekretär der Luftwaffe sagt, er kann Vandenberg solange in Gang halten, bis …«
    »Der?« fuhr der Präsident auf. »Der war früher Abgeordneter für Massachusetts. Wir sagten immer, da hätten sie eine Stadt nach ihm benannt – Marblehead {8} .«
    »Na ja, Sir –« ‹ Carl brach ab. Bestimmt hatte

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