Schiwas feuriger Atem
Megan.
»Gewiß«, sagte Lisa und lächelte dünn. »Wenn über diese ganze Geschichte ein Film gedreht wird, und das wird eines Tages geschehen, dann hoffe ich nur, daß sie Schiwa nicht pfeifend, flammenspuckend und qualmend durch den Raum sausen lassen.« Steve machte eine undurchdringliche Miene dazu, aber als sie sich abwandte, sah sie grade noch, daß er zu grinsen begann.
»Und Sie, Major Solari?«
Nino, der sich eben den Helm aufsetzen wollte, hielt inne. Er warf Lisa einen Blick zu und lächelte dann sein selbstsicheres italienisches Lächeln. »Nur ein Hinweis …«
»Ja?«
»Wenn Sie in den Raum hinaussehen – vergessen Sie nicht, daß Sie dann eine ganze Menge sehen, was in Wirklichkeit gar nicht mehr da ist.« Er klinkte den Helm an und ging hinter Lisa hinaus. Aller Blicke folgten ihnen. Keiner wollte etwas verpassen.
In der Luftschleuse sah Lisa ihn mit erhobenen Augenbrauen an. Er grinste. »Na ja, am liebsten hätte ich denen ja erzählt, du meckerst dauernd an mir herum und sagst, ich hätte schon wieder an meinem Raumanzug den Hosenschlitz offengelassen.«
»Vielen Dank, treuer Gefährte.«
»Gern geschehen, Chefin.«
In Omega I schnallten sie sich wieder an und hatten alle Hände voll zu tun, denn das Schiff wurde mittels magnetischer Impulse durch den Mittelzylinder hinausgedrückt. Hinter ihnen kam Omega II.
»Omega II, hier Omega I. Wie ist die Verständigung?«
»Omega I, hier Omega II. Verständigung fünf Fünftel.« Es war Zaborowskij. »Omega II, gehen Sie auf Tac 3, bitte.«
»Roger, Omega I.« Ein Knacken, dann fragte der Russe: »Etwas Vertrauliches, Colonel Bander?«
»Nichts Besonderes, Colonel Zaborowskij. Nur vergessen Sie nicht, daß man uns im Auge hat. Die ganze Erde sieht zu.«
»Verstanden, Omega I!« Er lachte leise auf. »Ich bin Russe, Colonel, ich kenne das.«
»Davon bin ich überzeugt, Alexei.« Es war das erste Mal, daß sie ihn so beim Vornamen nannte. »Also dann … viel Glück!«
»Glück, Colonel Bander … äh … Lisa? Bei dieser Ausbildung und dieser großartigen Ausrüstung? Ist das nicht ein bißchen abergläubisch, Colonel Lisa? Können, Colonel, Können, Ausbildung und Gelegenheit – darauf kommt es an.«
Sie lachte. »Oh, Gelegenheit haufenweise, Alexei, mehr als genug für jeden von uns.«
»Vielleicht.« Das klang etwas mißgestimmt. »Aber wir sind Reserve, Colonel.«
»Wollen hoffen, daß es so bleibt, Colonel Zaborowskij. Sobald Omega primäre Funktion übernehmen muß, wird es schwierig für uns alle.«
»Ah, tak totschno, genau; wir sind … Feuerwehr, so heißt das, glaube ich?«
»Lebensversicherung, Alexei. Dann hofft, daß man sie nicht braucht.«
» Da, tak totschno … Wir legen ab, Colonel Bander. Wenn Sie entschuldigen wollen –«
»Gewiß … und … trotz allem: viel Glück!«
»Nu – ich muß zugeben, Dame Fortuna ist Faktor, manchmal. Also nehme ich entgegen Ihre guten Wünsche. Und Ihnen auch viel Glück, Colonel … Lisa.«
»Omega I – hinaus.«
»Omega II – hinaus.«
Sekundenlang starrte Lisa auf die Sterne. Sie hatten die Röhre verlassen, der automatische Pilot schwang das Schiff auf Kurs für die nächste Phase ihrer Mission – die Übernahme der neunzehn Geschosse.
Danach – Schiwa.
Lisa erschauerte in ihrem klimatisierten Raumanzug.
Die Leichen der vergasten Gabriels lagen auf der breiten Straße herum, die an der Westgrenze von Cape Canaveral entlangführte. Irgend jemand hatte durchgedreht, nahm Saperstein an, und statt des normalerweise bei Unruhen verwendeten Gases ein stärkeres eingesetzt. Er senkte seinen Feldstecher und seufzte. »Wir wollen lieber noch weiter westlich ausbiegen, Sergeant. Hier ist immer noch zuviel Civol 7.«
»Wir könnten auch warten, bis es verfliegt, Sir.« Er blinzelte in die untergehende Sonne. »Das dauert vielleicht im ganzen zehn, zwölf Stunden. Ungefähr fünf sind schon rum.«
Saperstein schüttelte den Kopf. »Es wird Nacht, bevor es weg ist. In der Abendbrise wird es herumgeweht, und dann …« Er stöhnte und faßte seinen Arm. »Verdammt! Nein, wir wollen lieber sobald wie möglich das Hauptquartier erreichen.«
»Herrgott, wo bleiben bloß die Hubschrauber?« murmelte der Sergeant.
»Er hätte sie früher geschickt, wenn er welche gehabt hätte, Sergeant«, erwiderte Saperstein. »Hinterlassen Sie Valentine eine Nachricht, die er nicht übersehen kann, und lassen Sie Richtung Westen weitermarschieren.«
»Jawohl, Sir.« Cooper wandte sich
Weitere Kostenlose Bücher