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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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aufgeschlagen war. Hinter ihm befand sich ein Projektionsschirm. Etwa die Hälfte der Plätze des kleinen Theaters waren besetzt. Man sah viel Uniform, auch Polizei darunter. Die meisten trugen leichten Sommerdress; Kugelschreiber und Taschenrechner ragten aus den Brusttaschen, Funksprechgeräte hingen an den Gürteln. Beide Geschlechter waren vertreten; die meisten waren mittleren Alters, doch auch die Zwanzig- bis Dreißigjährigen waren zahlreich vertreten. Alle sahen sehr ernst aus.
    Eben kam Lisa herein, sah Diego, der nach ihr Ausschau hielt, und winkte. Sie schlüpfte in den Sitz neben ihm. Die meisten Astronauten saßen zusammen, auf der einen Seite, mehr im Hintergrund. Carl Jagens saß in der ersten Reihe.
    »Also dann«, sagte Chuck Bradshaw. »Das Bild bitte. Doktor Canfield?«
    Ein hochgewachsener magerer Herr mit ergrauter Mähne stand auf, schritt zur Seite des Podiums und begann zu sprechen. Das Auditorium fuhr zusammen, denn er sprach zu laut. Bradshaw flüsterte ihm etwas zu, und er nickte ungeduldig.
    »Ja, ja.« Mit zusammengekniffenen Augen spähte er ins Publikum. »Das mit Schiwa bezeichnete Objekt schneidet den Orbit dieses Planeten in … äh … zehn Monaten, zwanzig Tagen und … hm … – hm –« er blickte flüchtig auf seine Armbanduhr – »acht Stunden zwölf Minuten. Plus oder minus zweiundvierzig Stunden, vier Minuten.«
    »Ja, Doktor«, sagte jemand aus den vorderen Reihen. »Aber wie wirkt sich das aus?«
    »Wie sich das auswirkt? Nun, wenn es aufs Festland trifft – und dafür stehen die Chancen eins zu drei –, wird der Effekt ungefähr wie folgt sein.« Er zog eine elektronische Merktafel aus der Tasche, knipste sie an, sah darauf, wobei sich seine Lippen lautlos bewegten. »Ah ja. Nach den Daten des Cleveland-Einschlags handelt es sich wahrscheinlich um eine Nickel-Eisen-Legierung. Schiwa selbst wird auf dreißig Milliarden Tonnen geschätzt.«
    Ein Gemurmel stieg im Auditorium auf; Canfield hielt inne und spähte neugierig hinunter. »Ja, soviel. Nun ist die Energie eines sich bewegenden Körpers gleich der Hälfte seiner Masse, multipliziert mit dem Quadrat seiner Geschwindigkeit. Mit anderen Worten: E gleich M halbe mal V hoch zwei. Wenn ein in Bewegung befindlicher Körper an einer Kollision beteiligt ist, setzt sich diese Energie bekanntlich in Wärme um.«
    Canfield sprach schnell, als wolle er die Aufzählung dieser elementaren Fakten möglichst rasch hinter sich bringen. »Ganz gleich, in welchem Winkel er auftrifft – der Einschlag eines Meteors ist immer hochexplosiv. Seine Geschwindigkeit – und damit die Explosionsgeschwindigkeit der entstehenden superheißen Gase – ist erheblich größer als die chemischer Reaktionen.« Mit selbstgefälligem Lächeln blickte er ins Auditorium. »Zur Illustration: Der Barringer-Einschlag in Arizona entspricht schätzungsweise zweieinhalb Megatonnen TNT und hat einen Krater von 1,3 Kilometern Durchmesser.« Wieder blickte er ins Auditorium, war jedoch anscheinend nicht recht befriedigt von der Wirkung seiner Ausführungen. »Der Boden des Kraters besteht aus Bruch. Bei der Explosion entstehen Trümmer in der Größenordnung von Felsblöcken … aber auch feines Steinmehl. Außerdem winzige Eisenkügelchen von … hm … circa 0,1 Millimeter Durchmesser. Das sind Kondensate aus den Dämpfen der Einschlagflammen und fliegen im gesamten Areal herum. Dann sind noch gewisse seltene Metalle vorhanden – Coesit und Stischkowit –, die durch den Explosionsdruck entstehen. Man findet sie nur an solchen Einschlagstellen.«
    Chuck Bradshaw trat zu ihm und unterbrach: »Ach, entschuldigen Sie, Doktor, aber was ist mit Schiwa?«
    Canfield maß ihn mit einem kalten Blick. »Darauf komme ich noch. Zunächst bringe ich die Grundlagen.« Wieder blickte er in die Zuhörerschaft. »Wo bin ich stehengeblieben? Ah ja. Die Steine in der Umgebung des Kraters werden vermutlich durch die Art der Zertrümmerung ganz spezielle Formen annehmen. Die vom Einschlagpunkt ausgehenden Druckwellen brachen sich an kleinen Unregelmäßigkeiten im Felsen, so daß kegelförmige Bruchstücke entstehen, die mit der Spitze zum Zentrum des Impakts zeigen.«
    Die Zuhörer wurden unruhig, und Dr. Canfield sah sie strafend an. »Der Barringer-Krater, um diesen nochmals als Beispiel zu benutzen, ist nicht der größte auf der Erde bekannte Krater. Aber er könnte von einem Asteroiden im Gewicht von zehntausend Tonnen verursacht worden sein, der mit vierzig Kilometern

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