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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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Erde umkreisen. Jede Gewichtseinheit des Meteors würde sechs Gewichtseinheiten Ozean verdampfen. Soviel Energie würde freiwerden, daß sich die Moleküle der Bindung des flüssigen Aggregatzustandes entreißen würden – genug, um achttausend Kubikkilometer Ozean zu vaporisieren.
    Soviel Wasserdampf würde in der Luft enthalten sein, daß die Regenhöhe auf dem gesamten Planeten 3,17 Zentimeter betragen würde. Allerdings würde sie nicht gleichmäßig verteilt sein, aber die Fluten, die Erdbeben, die großen Flutwellen … Wieder leckte Lisa sich die trockenen Lippen. Wenn der Dampf zu Regen wurde, mußten die Kalorien, die zur Verdampfung nötig gewesen waren, frei werden und anderswo wirken. Es war der gleiche Energiezirkel, der die Hurrikane kreisen ließ, der Gewitterwolken höher als den Mount Everest hob. Eine Zeitlang würde die latente Wärme der Evaporation dazu dienen, Luft zu bewegen, Wind zu machen. Und das würden keine sanften Winde sein. Heulend würden sie um den ganzen Planeten jagen.
    Lisa nahm Diegos Hand in ihre beiden. Canfields Stimme dröhnte fort, doch die Bilder in ihrem Hirn liefen mit gnadenloser Grausamkeit ab, ein Bild nach dem anderen. Zuletzt würde die Hitze aus dem Schiwa-Aufprall in den Weltraum zurückstrahlen. Dort würde sie eine Langzeit-Wettervorhersage bewirken: stürmisch, sehr feucht, stark bewölkt. Für unbestimmte Zeit. Jahre, vielleicht Jahrzehnte.
    Sie hörte zu, wie Canfield den Krakatau-Ausbruch vom Jahre 1883 zum Beispiel nahm. Die Detonation hatte mehrere Kubikkilometer des vulkanischen Bergkegels pulverisiert. Der Vulkan, einst 1200 Meter hoch, lag nun zum Teil unter dem Ozean. Nach Canfield entsprach der Ausbruch zwei bis drei Megatonnen TNT – ein nur vulkanischer Zwischenfall, mehr nicht.
    Der Vulkankegel war so fein zerstäubt, daß er noch im darauffolgenden Jahrzehnt 35 Kilometer hoch in der Stratosphäre hing. In den achtziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts waren die Sonnenuntergänge überall auf der Erde ganz besonders prachtvoll gewesen. Und die Temperaturen hatten etwas unter dem Durchschnitt gelegen. Zweifellos schwebten immer noch Reste des Krakataustaubes dort oben herum.
    Doch jetzt würde, je nach der Einschlagzone, vielleicht fünf- bis sechstausendmal soviel Materie wie der pulverisierte Kegel des Krakatau hochgeschleudert werden. Ausschlaggebend war die ungemein feine Verteilung der Materie – Erde, Gestein, Wasser.
    Der zur Atmosphäre aufsteigende Strom würde alles Pulver aus dem Krater, das gesamte Meeresbett im Umkreis von mehreren Kilometern hochreißen. Salz würde in feinsten Kristallen in höchste Höhen geschleudert werden, dort in der Schwebe bleiben und eine permanente, höchst wirksame Staubglocke über der Erde bilden. Und es würde länger – viel länger – da oben bleiben als nur zehn Jahre, wie der Großteil des Krakataustaubes.
    Die Fähigkeit der Erdoberfläche zur Lichtreflexion würde sich erhöhen, was bedeutete, daß die Erdoberfläche weniger Sonnenwärme empfangen würde. Das Wetter der ganzen Erde hängt in erster Linie von der Sonnenkonstante ab, das heißt der Sonnenstrahlung, die die Erdoberfläche bei klarem Wetter empfängt. Hier würden radikale Veränderungen eintreten.
    Lisas Hände waren klamm vor Schweiß. Sie wußte, daß es früher schon Klimaveränderungen gegeben hatte, und über deren Ursachen gab es verschiedene Theorien. Doch der von Schiwa erzeugte Staub würde die Erde für wenigstens zehn Jahre kälter machen, wahrscheinlich für viel länger. Das war Zeit genug, um die Polarkappen beträchtlich anwachsen zu lassen. Noch Jahrzehnte später, wenn sich die Wolkendecke geteilt und der Staub sich gesetzt hätten, würde der Albedo – das Verhältnis des zugestrahlten zum diffusen Sonnenlicht – durch das angewachsene Eis beträchtlich erhöht sein. Noch mehr Sonnenwärme würde in den Weltraum zurückgestrahlt werden. Eine lange Kälteperiode stand bevor.
    Lisa warf einen raschen Blick auf Diego und sah, daß auch er betroffen war. Er malte sich ebenfalls die Wirkungen aus, und ihre Hände faßten einander fester. Sie blickte wieder auf das Podium. Dr. Canfield räusperte sich und fuhr mit seinem Vortrag fort:
    »Noch ein paar Punkte. Die Flutwelle, über die wir gesprochen haben, ist in Wirklichkeit ein Tsunami. Tsunamis werden von Erschütterungen des Ozeanbettes verursacht – es braucht tatsächlich nur um ein paar Zoll zu steigen oder zu fallen – oder durch Spasmen längs

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