Schiwas feuriger Atem
war radioaktiv, aber intakt.
Zweiundzwanzig Geschosse und die Mittel, sie zu leiten und zu kontrollieren.
Und was ist mit den anderen Astronauten dieser Mission? Keiner antwortet, also sind sie entweder tot oder aktionsunfähig. Er mußte es allein tun.
Die in Alpha II mußten tot oder strahlungsexponiert sein, außer sie waren im Schutze Schiwas geblieben. Es spielte auch keine Rolle. Es war sowieso immer nur auf ihn angekommen.
Rasch errechnete er für eins der Geschosse den Kurs durch den Schwarm. Dann schwenkte er auf die vom Detonationsgebiet abgewandte Seite. Der größte Teil des Schwarmes lag voraus, doch im Radar zeigte sich, daß der Schwanz des Schwarms immer noch aufkam. Er mußte sich beeilen.
Das Geschoß strich hinein und detonierte heftig an der Felsenwand Schiwas. Es tat ihm nichts; das war auch nicht der Sinn des Schusses gewesen. Dieses Geschoß war nur ein Anführer, ein Test, ein Pfadfinder durch die Trümmer.
Er begann, die restlichen einundzwanzig Geschosse zu programmieren. Sie sollten Schiwa gleichzeitig treffen. Einundzwanzigmal zwanzig Megatonnen. Dabei mußte schließlich etwas herauskommen.
Diego war auf nichts gefaßt. Die Explosion warf ihn aus seinem Liegesitz und schleuderte ihn gegen das metallene Schott. Wild taumelte die Kapsel in der Druckwelle. Diegos Arm schlug gegen das Geschoß-Kontrollbord, wobei er neun Schalthebel verriß und auf Handbetrieb umstellte, so daß die Verbindung zu Alpha I unterbrochen war. Diego wurde schwarz vor Augen, doch der Schmerz durchzuckte ihn brennend rot. Er hatte sich den Arm gebrochen.
Jagens blinzelte ungläubig, als neun Kontrollampen erloschen. Er fluchte auf den Computer, doch er konnte machen, was er wollte – sie leuchteten nicht wieder auf. Unmöglich konnten doch alle neun Geschosse zugleich detoniert oder durch die Explosion des ersten zerstört sein! Sie waren viel zu weit weg, viel zu fest in Redundanzen gewickelt. Sie waren nicht zerstört, dachte er, sie waren abgeschaltet!
Jemand ist dort draußen noch am Leben, ein anderer!
Alpha II, dieser verdammte Calderon! Der hat meine Raketen geklaut, dachte Jagens voller Wut. »Dieser Bastard!« knirschte er, »dieser mexikanische Bastard!«
Blieben also ein Dutzend. Zwölf zwanzig Megatonnen. Vielleicht reichte das. Er hatte keine Idee, wieviel Abweichung beim erstenmal, bei der Detonation Bolschois erreicht worden war. Etwas gewiß, aber nicht viel. Vielleicht wäre es mit einem weiteren Stoß zu schaffen.
Er machte sich wieder ran die Programmierung von zwölf Geschossen, alle auf ein Ziel gerichtet, alle im Abstand von einer Millisekunde oder so detonierend, auf dem richtigen Punkt des Asteroiden. Erwischte man diesen richtigen Punkt der Rotation, traf man ihn genau richtig, so konnte man die Rotation des Asteroiden so verstärken, daß Stoßwirkung eintrat.
Aber es war eine knappe Sache. Wenn ihm bloß nicht mehr der Kopf so dröhnen würde! Doch das konnte er ignorieren, solange das Programmieren dauerte. Helden haben es nie leicht.
»Warum hat er die kleine Rakete detoniert?« fragte Solari.
Lisa Bander zuckte die Achseln, ernst, nachdenklich und betroffen. »Vielleicht war es eine letzte überflüssige Geste, vielleicht wollte er einen Weg durch den Schwarm bahnen – was weiß ich.« Sie versuchte weiter, mit den anderen Schiffen Funkverbindung zu bekommen. »Alpha I, Alpha II, hier ist Omega I, bitte kommen! Alpha I, hören Sie mich? Bitte kommen!«
»Gib’s auf, Baby«, sagte Nino. »Die sind entweder tot, oder ihr Radio ist durchgeknallt.«
Sie seufzte, versuchte es aber weiter: »Alpha II, hier ist Omega I. Diego? Diego, hier ist Lisa. Komm bitte!«
»Omega I, hier Kontrolle Houston, bitte kommen!«
»Gehen Sie aus der Leitung, Houston, wir haben zu tun!«
»Omega II, hier Houston. Sind Sie …«
Eine andere Stimme mischte sich ein. »Lisa, hier ist Dink. Was ist passiert? Die OAO sagt, ihr habt Schiwa gebremst, aber nur beschissen wenig abgelenkt.«
Lisa lächelte trübe. »Wir – wissen nicht, was passiert ist, Dink. Ich glaube, bei Alpha I sind die Radios ausgefallen. Vielleicht lebt keiner mehr an Bord. Ich …« Sie riß sich zusammen und schloß die Augen. »Ich weiß nicht. Jetzt müssen wir eingreifen. Wir haben neunzehn Geschosse, mit denen wir Schiwa treffen können, und die kriegt er alle an den Kopf!«
»Colonel Bander, wenn Bolschoi keine ausreichende Ablenkung erreicht hat, werden Sie es mit Ihren Geschossen höchstwahrscheinlich
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