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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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haben, Mr. Präsident«, sagte Murray. »Allerlei Gerüchte …« Er zuckte die Achseln.
    »Der Kongreß?«
    »Steht fast hundertprozentig hinter Ihnen.«
    Knowles lächelte. »Fast? Senator Leland?«
    Murray nickte. »Wie immer. Wenn Sie sagen würden: ›Morgen geht die Sonne auf‹, dann würde er Ihnen vorwerfen, Sie gingen auf Stimmenfang bei den Hähnen.«
    »Ja, ja, die Politiker.« Der Präsident hob den Kopf und sah die bronzene Lincoln-Büste an. »Wissen Sie, Myron, Staatsmann sein ist schwerer als Politiker sein. Politik ist die Kunst, mit den Leuten auszukommen … aber der Staatsmann muß mit den Politikern auskommen.«
    Murray lachte höflich. Er kannte den Ausspruch schon. »Möchten Sie irgend etwas, bevor Sie anfangen, Sir?«
    »Was für ein Irgendetwas?« fragte Knowles mit milder Neugier. Murray war der traditionelle Mann mit der Trickkiste, ein Organisierer, und Besorger von hohem Niveau.
    Murray faßte sich an die Stirn. »Was zu trinken – zum Aufmöbeln?«
    »Sehe ich down aus?«
    »Ja, Sir.«
    Knowles nickte. »Sieht man’s so deutlich?« Murray schwieg. Der Präsident seufzte und schüttelte den Kopf. »Nein, nichts.« Murray verschwand unauffällig.
    Sekundenlang starrte Knowles die Bronzebüste an. »Einsamkeit ist Alleinsein, wenn man nicht allein sein will«, flüsterte er, beugte sich vor und drückte auf einen Knopf auf dem Schaltbrett neben ihm. »Grace, wollen Sie bitte nachsehen, ob Mrs. Carr erreichbar ist?«
    »Jawohl, Sir.«
    Seufzend lehnte er sich zurück. Die Reichen und Mächtigen, so heißt es, sind einsam – vielleicht weil jeder ihr Freund sein will, dachte er. Die Spur eines Lächelns hob seinen rechten Mundwinkel. Einsamkeit ist das einzige, was alle haben, dachte er.
    Es klopfte. »Herein«, sagte er.
    Barbara Carr steckte den Kopf ins Zimmer. »Sir?«
    »Kommen Sie rein, Barbara. Bitte. Setzen Sie sich zu mir?«
    »Ja, Sir. Kann ich Ihnen was holen?«
    »Nein.« Lächelnd schüttelte er den Kopf und deutete auf einen der Stühle. »Merkwürdig, wie das Weiße Haus möbliert ist«, sagte er. (Wollte er Konversation machen?) »Teuflisch traditionell. Direkt aus der Revolutionären Periode. Empire. Chippendale und so. Und in den alten Schreibtischen – Computer-Terminals.«
    »Neuer Wein in alten Schläuchen, Sir?« Er lächelte höflich, aber müde.
    »Sie sehen gut aus, Barbara. Alles klar?«
    »Ja, Sir. Mr. Orr ist ein guter Chef.«
    »Publicity und Presse-Beziehungen sind Werkzeuge wie andere auch, Barbara. Sie wollen von Fachleuten gehandhabt werden. Politische Macht wächst aus der Röhre des Fernsehens.«
    Sie lächelte zu seinem kleinen Scherz und blickte sich um.
    »Das Oval Office ist beinahe so etwas wie ein Salon geworden, nicht wahr, Mr. Präsident? Die ›gute Stube‹.«
    Knowles zuckte die Achseln. »Die Leute erwarten das. Sieht offizieller aus. Im Befehlsausgabe-Zimmer würde ich besser wirken, oder auch im Staats-Studio, aber die Leute wollen es gerade von hier aus. Vom Sitz der Macht.«
    Ihr Gesicht wurde ernst. »Was denken Sie, wie ihnen das gefallen wird, was Sie heute zu sagen haben?«
    »Gar nicht. Wem soll das schon gefallen? Aber was kann man machen?« Wieder blickte er auf die Lincoln-Büste. »Die Amerikaner haben immer zusammengehalten, wenn es gefährlich wurde und sie das klar erkannten! Wir lassen uns nicht herumschubsen … weder von Diktatoren noch von Demagogen … auch nicht von Riesenmeteoren.«
    »Wenn wir das nicht schaffen, schafft es keiner.«
    Knowles nickte. »Wir haben die Vitalität und die Integrität und die Kraft dazu – da kann einer sagen, was er will.« Lächelnd blickte er sie an. »Barbara, es tut gut, Sie anzusehen. Ein wunderschönes Kleid – aber das habe ich schon mal gesagt.«
    »Ja, Sir, aber trotzdem – danke sehr – nochmals.«
    »Haben … Sie schon gegessen?«
    »Nein, Sir, ich wollte warten bis nachher. Steve und ich dachten …«
    Knowles machte eine ablehnende Handbewegung. »Nein, nein, heute nicht. Heute werden Sie mit mir speisen. Hochelegant natürlich – wenn ich damit fertig bin, den Lauf der Welt zu ändern. Philippe ist einer der besten Köche der Welt, und er kriegt weiter nichts zu kochen als Staatsdiners. Heute wollen wir … nein, entscheiden Sie das. Rufen Sie Philippe an und stellen Sie ein Menü zusammen, das Ihnen Freude macht.« Er lächelte, weil sie ein so erstauntes Gesicht machte. »Bitte seien Sie mein Gast. Ich …« Er hielt inne und sah zur Seite.
    Jemand hatte den Kopf

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