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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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lange nicht so interessant waren?
    Damals, auf jener staubigen Bahn in Kalifornien, hatte er sich entschlossen, mehr Kontakt mit den Medien-Leuten aufzunehmen. Er wußte, daß er für so etwas Talent hatte. Manchmal machte es ihm sogar Spaß. Also hatte er ein bißchen mehr dergleichen getan als sonst, über das hinaus, was von allen Astronauten erwartet wurde; und er hatte gemerkt, daß es sogar noch besser funktionierte, als er gedacht hatte. Es war schon was dran, wenn man vor einer 3D-Kamera stand und wußte, daß man gehört wurde, daß das, was man sagte, von Wichtigkeit war, von Wichtigkeit für viele Leute, und zwar für die richtigen. Nicht nur für ein paar NASA-Bonzen oder ein paar Astronauten-Kameraden, die sowieso bloß neidisch waren.
    So hatte er also mit den Medien zusammengearbeitet, weil es seiner Ansicht nach der beste Weg war, um aus der zuklappenden NASA-Falle herauszukommen. Schließlich war auch John Glenn mehr oder weniger auf diese Weise hochgekommen. Glenn hatte seinen lächerlichen Unfall überstanden – er war zu Hause unter der Dusche hingefallen und hatte sich den Kopf aufgeschlagen. Er war wieder gesund geworden und hatte einen Sitz im Senat ergattert. Senator werden – das war schon was.
    Tunk tunk tunk tunk. Jawohl, Senatoren hatten Einfluß. Aber ihm ging es nicht um Macht an sich. Er besaß genug Fähigkeiten, die er der Welt zur Verfügung stellen konnte. Er brauchte Macht, um sich Spielraum zu verschaffen, einen größeren Rahmen zum Malen. Selbst die Illusion der Macht war schon Macht. Aber was hatte Kennedy gesagt? Männer, die Macht schaffen, leisten einen unentbehrlichen Beitrag zur Größe ihrer Nation. Und Summer – der hatte gesagt: Wenn du in einer Stadt lebst, die von einem Komitee regiert wird – dann gehöre diesem Komitee an! Und Hammarskjöld: Nur derjenige verdient, Macht zu haben, der sie täglich rechtfertigt.
    Dieser größere Rahmen, diese Macht, zu tun was man will, die hatte er sich gewünscht seit – lieber Gott, es mußte schon seit seiner High School-Zeit sein, seit damals, als er auf einmal so gut in Mathematik wurde und das naturwissenschaftliche Projekt aufgebaut hatte und probeweise in die Fußballmannschaft gekommen war. Da hatten sie auf einmal angefangen, ihn auf den Korridoren zu grüßen, und er wurde alles mögliche gefragt, und der Schuldirektor hatte sich in seinem Büro mit ihm unterhalten, hatte ihm auf die Schulter geklopft – Himmel, war das schön gewesen, verdammt schön! Jetzt wollte er die Möglichkeit, mehr zu tun, Größeres, sich an der ganzen Welt zu versuchen.
    Aber das ging nun vielleicht nicht mehr durch Politik und Medien. Doch vielleicht durch Schiwa. Diese ganze Geschichte konnte neues Leben ins Weltraumprogramm bringen. Ein Erfolg würde sie alle zu Helden machen. Die Karte, von der er gedacht hatte, sie tauge nicht mehr viel, erwies sich nun als Trumpfkarte.
    Tunk, tunk, tunk, mit keuchender Brust, kitzelnden Schweiß in den Augen, der die stechenden Lampenlichter verschwimmen ließ. Ein Trumpf. Er war kein Kartenspieler, aber er fand Gefallen an der Ausdruckweise. Manche Leute waren Trümpfe, manche waren kleine Karten, manche waren Joker. Chuck Bradshaw zum Beispiel. Ein guter Papierhengst, aber was wußte er schon davon, wie es wirklich zuging? Bradshaw nahm Befehle entgegen und ließ sie ausführen; das war alles. Ein Ziegelstein in der Pyramide. Dem wäre nie eingefallen, Senator MacGarry zu hofieren, ein volles Jahr, bevor dieser turnusmäßig in den Bewilligungsausschuß kommen mußte. Er wäre nie in Powell Hopkins’ Heimatstaat geflogen, als ein Zeitungs- und Fernsehgroßmogul diesem kleinen, dicken Mann plötzlich so brutal opponierte. Bradshaw war nicht imstande, über die nächste Mission hinauszusehen. Wenn überhaupt soweit.
    Vielleicht sollte er versuchen, nach Bradshaws Posten zu streben. Das war ein Posten von großer Reichweite … nein, langsam. Es war besser, wenn man den Ereignissen näher war. Näher an Schiwa. Den Zweiten Weltkrieg hatte in Wirklichkeit George C. Marshall geführt; aber wer erinnerte sich noch an sein Runzelgesicht? Hatte ihn vielleicht jemand als Präsidenten nominiert? Nein – die Leute wollten den Mann, der ein popliger Oberst gewesen war, der die eine Schlacht kommandiert hatte, aber derjenige gewesen war, der sich bei der Geschichte in der Normandie zur richtigen Zeit am richtigen Ort befunden hatte. Der Zweite Weltkrieg hatte Eisenhower hochgebracht, und Schiwa würde Carl

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