Schiwas feuriger Atem
das unmöglich.« Er warf einen schnellen Blick auf seine beiden Leibwächter. »Sogar für Sowjetwissenschaft.« Er lächelte sein Publikum beinahe schamhaft an. »Zur Zeit, heißt das. Später – wer weiß?«
Es gab einiges höfliches Gelächter, und Fedinsky fuhr fort: »Nur eine Bombe – also Hoffnung: Ablenken, nicht kaputtmachen. Große Hilfe ist, daß erhitzte Materie aus Nähe von Explosion wirkt, hm, gewissermaßen als Raketenrückstoß.« Wieder das kurze stumme Beratschlagen mit sich selbst; dann fuhr er fort: »Dadurch – Asteroid wird weggeschoben. Also – wenn nun Schiwa heiß genug, Schiwa stößt sich selbst weg.«
Er beugte sich vor. Das Leselampenlicht schimmerte in seinem Bart. »Ganz groß wichtig! Alle Kosmonauten und Astronauten gut aufpassen! Äußerst wichtig! Explosion muß sein nahe an Oberfläche. Fünfzig Meter, wenn möglich. Das müßte Geschwindigkeitsveränderung ergeben von ungefähr vierzig Meter pro Sekunde. In diesem Sinne – Atomwaffe ist ineffizient.« Mit schmerzlichem Bedauern zog er die Schultern hoch. »Im Sinne von einfacher Umwandlung von Explosionsenergie in kinetische Energie von Schiwa, Bombe hat nur drei Prozent Effizienz.« Er machte eine so traurige Miene, daß es fast komisch wirkte.
Dann wurde er wieder heiterer. »Wenn Bombe vor Detonation auf Schiwa aufschlägt, sie zerplatzt in … hm … 0,01 Millisekunden. Also ist Zündzeit für Uran 1,0 Millisekunden.« Er blickte sich um, sah dann wieder in die Videokameras und lächelte. »Urangemisch ist Initialzünder. Entzündet Hydrogen – also thermonukleare Schale.« Mit erhobenen Brauen wartete er, ob aus dem Auditorium noch Fragen kämen, und fuhr dann abschließend fort: »Also – um Problem bei Namen zu nennen: Kernbombe muß, Sicherheit wegen, in Höhe von über zwanzig Meter detonieren. Bei Geschwindigkeiten wie hier …« Er zuckte beredt die Achseln … »Sie sehen: Entfernungsmessung, Zielen muß sehr genau sein. Nu. Ah. Hat jemand Frage?«
Ja, dachte Lisa. Können wir diese Genauigkeit erreichen?
»Danke, Doktor Fedinsky«, sagte Chuck Bradshaw. Applaudiert wurde nicht. Schon zu Beginn dieser Zusammenkunft war entschieden worden, daß der traditionelle Höflichkeitsapplaus unter diesen Umständen nicht angebracht sei und unterbleiben solle. Er kostete auch zuviel Zeit. Doch manchmal fiel es den Leuten schwer, von alten Gewohnheiten zu lassen.
»Darf ich nun«, sagte Bradshaw, »Colonel Menschow für einen Augenblick heraufbitten?« Während der kleine unauffällige Kosmonaut sich erhob und auf die Bühne kam, erläuterte Chuck: »Colonel Menschow hat das nukleare Gerät unter sich, das wir als Hauptwaffe gegen Schiwa einsetzen werden. Er wird diese Waffe kurz beschreiben.«
»So siehst du aus«, sagte die Dunkelhaarige im Bühnen-Flüsterton.
Die Geheimtuerei der Sowjets machte sich sogar in dieser Situation geltend. Die eigentliche Bombe wurde erst kurz vor dem Abflug geliefert; allerdings hatten sie ein Simulationsmodell für Ausbildungs- und Adaptionszwecke zur Verfügung gestellt; und die richtige Bombe würde von einer kleinen Armee Sowjetsoldaten begleitet werden.
Ruhig, ausdruckslos und mit einem gelassenen Selbstvertrauen, das Lisa beruhigend fand, fixierte der Russe seine Zuhörer. »Teile des Sprengkopfsystems:«, begann er ohne Einleitung, »Zündung. Sicherung. Detonations-Systeme. Und Umhüllung.« Er hielt einen Moment inne. »Sicherungssystem: Das Herzstück ist eine rotierende Scheibe, mit der ein Verschlußstück in einen Zylinder eingeführt wird. Es verhindert, daß sich eine Quantität eingeblasenen verdampften Quecksilbers verflüchtigt. Dieser Quecksilberdampf wird von einem explosionsartig aufglühenden Überbrückungsdraht gezündet. Bei allen diesen Systemen ist eine gewisse Redundanz unbedingt erforderlich.« Wieder hielt Menschow inne. Lisa war von seinem fast akzentfreien Englisch beeindruckt, und doch klangen seine Worte steif, als spräche er nach einem Schema. Vielleicht hatte er seine Ansprache auswendig gelernt und sich den russischen Akzent wegtrainiert. Er fuhr fort: »Die Umhüllung dient auch als Isolation gegen Schock und Hitze. Mit seinen Endplatten ist das Gerät am Raketenkopf vernietet und mit dem vorstehenden Längsflansch aus rostfreiem Stahl am Ende des Nutzlastträgers verankert.« Wieder hielt er inne, und Lisa versuchte, sich die Konstruktion in den Grundzügen vorzustellen. Menschow sprach weiter: »Die äußere Umhüllung ist stoßgesichert
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