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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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herumgeplätschert, während Jackie irgendwo Weekend machte. Der Secret Service hatte ihn gedeckt. Erst lange nach seinem Tode war es herausgekommen. Mich werden sie auch decken, dachte Carl. Er kannte das System und hatte sich seit Jahren nach dieser Logik verhalten; er wußte, daß es funktionierte. Kein Grund zur Aufregung, weil irgendwelche arschgesichtigen Niemande ein Ohrvoll oder auch ein Augevoll mitgekriegt hatten.
    Aber er würde Ann lieber nichts davon sagen.
    Als er in die Limousine stieg, dachte er: was macht das schon aus, wenn sie, oder ihr Mann, oder die ganze Welt davon weiß? Die halbe Menschheit karnickelt auf offener Straße herum, und die andere Hälfte möchte gern. Nach Schiwa würde es auf der Erde eine ganz neue Zivilisation, ganz neue Sitten geben; es konnte gar nicht anders sein.
    Er genoß den klimatischen Komfort der Limousine. Ann ist gut, dachte er. Und so bewandert.
     
     
     
    4. Februar: Kollision minus 3 Monate, 22 Tage
     
    Das kleine Amphitheater war fast besetzt. Die Mannschaften von Alpha und Omega waren vollzählig anwesend, dazu Medienvertreter, eine Anzahl von Beamten der NASA, der russische Botschafter, Beobachter aus aller Welt, auch aus Rotchina, alle möglichen Wissenschaftler – und Carl Jagens.
    Wie es seine Art war, sorgte der stattliche blonde Astronaut dafür, daß man ihn sah: Er ging von einem zum anderen, zu Prominenten, hohen Beamten, Kosmonauten, Präsidentenberatern oder bekannten Reportern.
    Chuck Bradshaw machte sich von der Menschenmenge frei, die sich in den Seitengängen herumtrieb, drängte sich nach vorn in den Saal und stieg auf die Bühne. »Also, dann wollen wir mal anfangen. Bitte nehmen Sie alle Ihre Plätze ein! Danke sehr!«
    Geduldig wartete er, ließ sich nicht einmal anmerken, daß er sich über die von Carl Jagens verursachte Verzögerung ärgerte. Endlich saß auch Carl auf seinem Platz, selbstsicher lächelnd, wie stets.
    »Danke«, sprach Chuck in das Mikrophon. Noch einmal blickte er kurz auf das Lesepult hinunter und hob dann den Kopf. »Wir geben Ihnen einen Zwischenbericht über Operation Schiwa. Doktor Kinney wird Ihnen kurz umreißen, welche Möglichkeiten wir zur Zeit für unsere Mission sehen.« Er trat in den Hintergrund der Bühne zurück, wo eine Reihe Klappstühle stand, während der Gelehrte, ein kleiner und ziemlich dicker Mann, ans Mikrophon ging. Er blickte über das Auditorium hinweg in irgendwelche Fernen; das Licht glänzte auf seinem fast blanken, von spärlichem Haar nur wenig bedeckten Schädel.
    »Unsere beste Chance ist natürlich schon vorbei. Licht aus, bitte.« Das Amphitheater wurde dämmerig, ein Dia erschien auf der Leinwand, das in weißen Linien auf der Schwärze des Weltraums die letzten zwei Orbits des Meteors zeigte. Von der Stelle ab, wo sich Schiwa zur Zeit befand, war die Orbitlinie für die nächsten zwei Monate rot markiert. Die grüne Erd-Linie schnitt sie. Kinney räusperte sich und sprach weiter: »Am besten wäre es gewesen, wenn wir Schiwa in seinem Aphelion hätten treffen können, das heißt in seiner größten Distanz von der Sonne. Aber das war gerade kurz nach seinem letzten Durchgang, und Schiwa wird auf die Erde treffen, bevor er sein Aphelion wieder erreicht. Weil uns nur noch …« Er hielt inne, denn ein Gemurmel stieg aus dem Auditorium auf. Die gelassene Stimme, die so selbstverständlich von einem furchtbaren Schicksal redete, machte sogar Lisa zu schaffen. Aber sie tröstete sich damit, daß es keinen Sinn hätte, wenn er statt dessen schreien würde.
    Mit einem unergründlichen Blick auf seine Zuhörer fuhr Kinney fort: »Weil uns nur noch knapp vier Monate bleiben, muß Schiwa mit der nur leicht veränderten hardware angegangen werden, die uns zur Verfügung steht – modulare Startraketen, normale Kampfflugkörper, und so weiter. Es ist einfach keine Zeit mehr, ein spezielles Gerät zu bauen und zu testen.«
    Er blickte die Zuhörer an, als wolle er jemanden zum Widerspruch herausfordern. Lisa erinnerte sich an die Bissigkeiten, mit denen er in Zeitungsartikeln und Fernsehshows manche Kommentatoren abgeschmettert hatte, die andeuteten, er und die NASA würden plötzlich irgendein Superschiff oder einen Wunderstrahl präsentieren, mit dem die Sache rasch und glatt zu bereinigen wäre.
    »Die Vierhundert-Megatonnen-Bombe, die unsere sowjetischen Mitarbeiter zur Verfügung stellen, wird Schiwa vermutlich nicht zerstören können. Selbst wenn der Asteroid eine Schwachstelle

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