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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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wo eine Million Chinesen an einer mysteriösen Seuche gestorben waren.
    Die Welt geht vor die Hunde, dachte sie, schon lange vor Schiwa hat das begonnen. Doch immerhin gab es nicht nur Irrsinn und Hedonismus. Millionen, ja Milliarden handelten vernünftig, oder mindestens so vernünftig, wie die verrückten Zeitläufe es gestatteten. Sie hofften und beteten, sie hielten die lebenswichtigen Anlagen unter größten Schwierigkeiten im Gange, sie bewahrten Ruhe, sie taten ihre Arbeit. Sie dachte an das Wasserreinigungsprojekt in Leavenworth (Kansas), das aufgegeben worden war, weil die Arbeiter sich den Gabriels angeschlossen hatten. Die Wasserleitungen waren verschmutzt, Hunderte in Kansas City hatten sich vergiftet. Einer von diesen war ein Raumfahrtingenieur, der wegen seiner Erkrankung an einem wichtigen Test nicht hatte teilnehmen können. Diese Testverzögerung hatte die NASA vier lebenswichtige Tage bei der Fertigstellung der Palmdale-Anlage in Kalifornien gekostet. Der Jetpilot, der die schnellgetesteten Röhren nach Cape Canaveral fliegen sollte, hatte nicht starten können, weil jemand in der Flugbetriebszentrale plötzlich fand, es hätte doch alles keinen Zweck, worauf er wegging, ohne einen Ton zu sagen, sich nach Hause begab und die Frau seines Nachbarn verführte. Der Jet war mit Verspätung in Cape Canaveral eingetroffen, was beim Bodenpersonal erhebliche Aufregung verursacht hatte. Einer hatte daraufhin gepatzt und einen Treibstoff schlauch fallen lassen, wodurch ein gefährlicher Brand entstand.
    So ging es immer weiter, eine endlose Kettenreaktion. Die NASA-Anlage in Perth (Australien) war durch einen Kurzschlußbrand teilweise zerstört worden, den ein Bekehrter der »Letzten Menschen« verursacht hatte. Deswegen wurden die Süd-Operationen nach Hawaii verlegt, und dort war die Ausrüstung unzureichend. Das wiederum war die Ursache einer leichten Orbitveränderung der von Vandenberg gestarteten Sprengraketen.
    Ein Kult namens »Sand im Getriebe« verübte seine Sabotagen im Geheimen; die »Letzten Menschen« machten Aufruhr, stellten die sinnlosesten Forderungen; die Gabriels, zahlreicher und besser organisiert als andere Gruppen, hatten ihr Bestes getan. Millionen waren umgekommen. Millionen. Manche Journalisten nahmen an, daß eine Milliarde Menschen umkommen würden, bevor Schiwa einschlug – bei Aufruhr, Revolten, durch Hunger und Krankheiten und weil es überall am Notwendigsten fehlte.
    »Verzeihung…«
    Die Last auf ihren Schultern war ungeheuer. Ich darf nicht nachgeben, ich darf nicht zusammenbrechen, dachte sie.
    »Colonel Bander?«
    Die Erde kam außer Sicht. Die ziehenden Sterne erschienen wieder. »Was? O ja – Kim?«
    »Sie müssen wieder an Bord, Colonel. Omega ist geparkt.«
    »Hm – danke.« Sie nahm ihren Helm und sah zu Eddie Manx hinüber. Er gab Nino Solari die Stichworte, dem es mächtig Spaß machte, sich in den guten Wünschen Millionen Erdgebundener zu sonnen.
    Nicht nur gute Wünsche, dachte Lisa. Die meisten schon. Aber viele denken, was wir tun, ist gegen den Willen Gottes, oder verrückt, oder das ganze ist einfach Schwindel. Die grobschlächtige Pro-Weltraum-Propaganda, die man ihnen eine Stunde lang verpaßt hatte, würde sie nur in dieser Ansicht bestärken.
    »… und wir machen die Aufräumungsarbeiten, was selbstverständlich sehr wichtig ist«, sagte Nino soeben. »Alle diese kleinen Asteroiden sind immer noch so groß, daß sie London oder New York oder Tokio auslöschen könnten. Das dürfen wir natürlich nicht zulassen«, schloß er lächelnd.
    »Nino.«
    Er wandte sich um, und die dunkelglänzende Kameralinse richtete sich auf sie.
    »Wir müssen gehen«, sagte sie.
    »Noch ein letztes Wort?« fragte Steve Megan.
    »Gewiß«, sagte Lisa und lächelte dünn. »Wenn über diese ganze Geschichte ein Film gedreht wird, und das wird eines Tages geschehen, dann hoffe ich nur, daß sie Schiwa nicht pfeifend, flammenspuckend und qualmend durch den Raum sausen lassen.« Steve machte eine undurchdringliche Miene dazu, aber als sie sich abwandte, sah sie grade noch, daß er zu grinsen begann.
    »Und Sie, Major Solari?«
    Nino, der sich eben den Helm aufsetzen wollte, hielt inne. Er warf Lisa einen Blick zu und lächelte dann sein selbstsicheres italienisches Lächeln. »Nur ein Hinweis…«
    »Ja?«
    »Wenn Sie in den Raum hinaussehen – vergessen Sie nicht, daß Sie dann eine ganze Menge sehen, was in Wirklichkeit gar nicht mehr da ist.« Er klinkte den Helm an und

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