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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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politisch ausbalanciertes Team haben wollte. Was hatte der später in Verruf geratene Chruschtschow gesagt? »Das Amt, in das ein Mann gewählt ist, bestimmt seinen Status, und wenn er noch so klein angefangen hat.« Aber, so fragte sich Menschow, wird er jemals seine Anfänge vergessen? Diese seine persönliche Geschichte trägt man mit sich herum, manchmal wie ein kostbares Gut, manchmal wie eine leere Aktentasche.
    Die Besatzung von Alpha I bestand nur aus Jagens und Menschow. Der Mexico-Amerikaner Calderon, der Japanisch-Amerikaner Issindo und Olga Nissen, Menschows Landsmännin, befanden sich in Alpha II. Amerikaner waren so ambivalent; es gab soviele Bindestrich-Amerikaner. Der Italo-Amerikaner Solari, der Schwarz-Amerikaner Short, der Deutsch-Amerikaner Schumacher. Und die Kommandantin von Omega: englisch, irisch, ein Schuß Frankreich, Schweiz, Deutschland und Tschechoslowakei. Amerikaner sind Promenadenmischungen. Aber dieser genetische Eintopf hatte neue Formen geschaffen. Menschow selbst war Georgier mit einem Stammbaum von hundert Generationen – das hieß türkische und persische Invasoren, Mongolen, Tataren, Syrier und Kurden. Vielleicht bin ich selbst eine Promenadenmischung, dachte er. Nur ist mein Volk geblieben, wo es war, und hat die genetische Invasion an sich herankommen lassen, anstatt in neutrales Gebiet auszuwandern und sich dort dem genetischen Mischmasch auszuliefern.
    Automatisch las Menschow das Geschoßkontrollbord ab. Das Spezialbord für die 40-Megatonnenbombe, die in einem amerikanischen Raumträger hundert Kilometer an Backbord achteraus flog, war dunkel; ebenso wie die der zweiundzwanzig an Steuerbord fliegenden 20-Megatonner. Was für eine Macht – wann in der ganzen Geschichte der Menschheit hatte es jemals eine solche Machtkonzentration unter einem Kommando gegeben!
    Über sich selbst oder Major Nissen machte sich Menschow keine Sorgen. Aber die Amerikaner waren eine so unbekannte Größe, daß ständige Aufmerksamkeit geboten war. Auch gute Männer waren schon unter großem Druck zusammengebrochen, und in der ganzen Geschichte der Menschheit hatte noch nie jemand unter so großem Druck gestanden. Jeder Mensch hat seine Bruchgrenze. Wo lag die der Amerikaner?
    Für den stämmigen Russen war diese große Verantwortung zwar eine psychische Belastung, doch er behandelte sie, wie er dergleichen zu behandeln gewohnt war: als einen Faktor unter anderen, wie etwa die Frage, was es zum Mittagessen geben oder was beim doppelten Luftdruck-Checking herauskommen würde. Vielleicht war er zu phlegmatisch. Aber dafür würde er niemals wegen allzu lebhafter Phantasie die Nerven verlieren. Wie sagte man doch gleich? Jemand, der zuviel Phantasie hat, ist niemals ein Held. Kann schon stimmen. Ein gesundes Mittelmaß war schon immer das beste. Doch wie würde der amerikanische Kommandant damit fertigwerden? Er kam Menschow zu angespannt vor, zu rasch, zu abhängig von öffentlichem und privatem Druck. Andererseits konnte man nicht wissen, was für Geheimbefehle er von seinen amerikanischen Herren und Meistern erhalten hatte. Nun, damit würde man sich befassen müssen, wenn es soweit war.
    »Kommandant, Funkspruch kommt«, meldete er. Jagens nickte und drückte auf den Knopf, der die Zeitraffer Übertragung auf normales Tempo reduzierte. Es handelte sich um eine Flugbahnmeldung aus Boston, die über Houston durchgegeben wurde: Schiwas Position und Kurs, genauere Beobachtungen über die Elemente des Schwarms in dreidimensionaler Projektion auf dem kleinen Holographenschirm.
    »Alpha I an Houston: Spruch empfangen. Ende«, bestätigte Jagens. Menschow starrte auf das Hologramm. Es war nicht komplett, aber mit jedem neuen Computerimpuls wurde das Bild klarer. Das Durchkommen würde noch schwieriger werden, als man gedacht hatte. Man würde nicht, wie geplant, einen der Zwanzigtonner benutzen können, um eine Schneise durch Staub und kleinere Trümmer zu schießen. Es war nämlich nicht vorauszusagen, wohin die Stücke fliegen würden. Möglicherweise produzierte man damit nur eine große Anzahl ungeorteter Trümmer; für bessere holographische Rekognoszierung oder Kurserrechnung würde keine Zeit mehr sein. Sie würden sich hineinfühlen, ungeortete Meteoriten riskieren und sich auf Fertigkeiten verlassen müssen, die nur im Simulator, aber noch nie in der Wirklichkeit ausprobiert worden waren.
    Schwierige Angelegenheit, dieser Schiwa.
    Menschow gestattete sich ein flüchtiges Lächeln. Wäre es

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