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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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voller Selbstvertrauen, so sicher, so positiv. Nicht aus Blindheit, sondern weil er vorher überlegt; er bringt Fakten und Theorien in die richtige Ordnung, er… Lisa schüttelte den Kopf. Die Luftschleuse rotierte wieder heran. Sie mußte an Bord der Station gehen.
    Mußte?
    Vor wem habe ich Angst? Habe ich überhaupt Angst? Mit allen Besatzungsmitgliedern von Station I bin ich wahrscheinlich schon zusammengetroffen, oft sogar. Sie sind alle auf meiner Seite, auf Seiten Omegas, auf der Überlebensseite. Warum zögere ich?
    Mit festgeschlossenem Mund zwängte sie sich in die Luftschleuse. Zischend ging die Klappe zu. Sie öffnete den äußeren Schleusenverschluß. Eine durchsichtige Röhre, eine Reihe quellender Würste führte von der Schleusenklappe zur Wand der Station: eine Standard-Prozedur, kein Neuling konnte sich verirren oder etwas verlieren, das dann im Raum trieb. Doch sie war kein Amateur.
    Nimm’s nicht persönlich, sagte sie sich. Carl Jagens mußte da auch durch, Diego ebenfalls – warum also ich nicht?
    Lisa stieß sich ab, auf die metallene Wand zu, steuerte sich durch Abstoßen mit den Fingerspitzen, drehte sich geschickt, so daß sie sich die Füße voran, an der Klappe festhalten konnte. Sie drückte den Knopf, die große Schleuse öffnete sich. Nino hatte auf sie gewartet. Wortlos hielten sie sich an Handgriffen fest, bis die äußere Klappe sich geschlossen und die innere sich geöffnet hatte. Zwei Kameras waren auf sie gerichtet.
    Verrückt, dachte sie. Fünf Menschen erwarteten sie. Einer war der Kameramann, der sie aufnahm, die Bilder durch das ganze Schiff schickte, wahrscheinlich über die ganze Welt. Sie brachte ein Lächeln zustande, wenn auch verkrampft, gezwungen, und winkte. Sie konnte dem Kameramann den Rücken zudrehen, ohne daß es wie Absicht wirkte, und begrüßte den Stationskommandanten.
    »Hallo, Eddie!«
    »Lisa, Lisa«, grüßte er, »Sie hat man also ausgesucht. Na, das war das Beste, was sie tun konnten. Ich möchte Sie dazu beglückwünschen, Lisa.«
    »Danke. Hei, Steve, Diane, Kim!« Auch dem hinter seinem Apparat anonymen Kameramann nickte sie zu. »Wieviel Zeit haben wir?«
    »Fünfundsechzig Minuten«, antwortete der Kommandant. »Wollt ihr die Raumanzüge ablegen?«
    »Nein, wir möchten uns bloß ein Weilchen ausruhen.«
    »Hier lang.«
    Der kleine Trupp hangelte sich an den Handhalten weiter, an denen sie sich je nach Bedarf abstoßen oder festhalten konnten. Sie bogen in eine Röhre von zehn Meter Durchmesser ein, segelten durch mehrere Schnellschleusen, die sich im Notfall automatisch schließen würden, und Lisa spürte, wie die Schwerkraft langsam wiederkam. Sie fühlte sich fallen; es war ähnlich wie bei einem Sturzflug.
    Die anderen hielten sorgfältig Abstand von ihr und Nino, als wolle keiner auch nur für die kleinste Behinderung oder Verletzung verantwortlich sein. Sie beide waren jetzt so wertvoll wie Atomsprengköpfe. Unersetzbare Einheiten in der großen Rechnung.
    »Ist Captain Jagens gut durchgekommen?« fragte Lisa in das Schweigen hinein.
    »O ja, kein Problem«, antwortete der Kommandant. »Wir haben ihn auch in Rekordzeit herausgekriegt.«
    Über das Helmradio meldete Steve Megan: »Omega II ist fünfzehn Minuten hinter euch. Wir müssen sie natürlich ein Weilchen parken. Soviel Verkehr auf einmal haben wir noch nie gehabt.«
    »Ging nicht anders«, erläuterte Lisa, »die Gabriels sind…« Sie hielt inne, und Diane sagte ernst: »Wir haben es gesehen…«
    Wiederum Stille. Kommandant Eddie Manx ging in die Senkrechte, und sie kamen aus dem Gleichgewicht. Doch sie landeten alle sanft, wenn sie auch das Aufsetzen erheblich stärker spürten als an der Mittelachse. Auch fühlte Lisa ein unbestimmtes Ziehen: Jetzt gab es wieder ein »oben« und »unten«.
    Sie kamen durch eine weitere Schleuse, und kurz darauf signalisierte Eddie Manx, sie könnten sich freimachen. Mit einem erleichterten Seufzer klinkte Lisa ihren Helm auf und setzte ihn ab. Kim übernahm ihn und klemmte sich ihn sorgfältig, wie einen kostbaren Besitz, unter den Arm. Der Kameramann kam zur Großaufnahme heran; Lisa sah ihn erst stirnrunzelnd an, dann nahm sie sich zusammen und lächelte.
    Es wäre erheblich leichter, wenn nicht die ganze Welt – aber das war vielleicht nicht wörtlich zu nehmen – jede meiner Bewegungen jede Miene beobachten würde, dachte sie. Ob es wirklich hilft, daß alle diese Milliarden Menschen Alpha und Omega anglotzen?
    Eine unbehagliche Stimmung

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