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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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müde. Alle waren glücklich. Wunderbar war es dort.

15 Mai: Kollision minus 10 Tage, 6 Stunden
     
    Die Alpha-Raumschiffe flogen in V-Formation. Zwischen den weitausgebreiteten Armen des V flog Bolschoi; aber er fiel stetig zurück; der Träger der ungeheuren Bombe konnte das Tempo der bemannten Alpha-Schiffe nicht halten. Er kam nicht einmal mit den 20-Megatonnern mit. Der Schub seiner atomgetriebenen Strahlwerke verlieh ihm gleichmäßige Geschwindigkeit. Der Triebwerkkomplex ruhte auf Schock-Absorbern, damit der Zündungsapparat nicht durch plötzliche Erschütterungen Schaden nähme, falls er in Schiwa-Nähe von Trümmern getroffen würde. Der Nutzlastträger war abgefedert und gegen elektromagnetische Impulse isoliert – solche wurden nur durch die Außenantennen aufgenommen.
    Der sich ständig vergrößernde Abstand zwischen den Alpha-Schiffen und Bolschoi war eingeplant, damit das Alpha-Team vorausrekognoszieren, den entsprechenden Kurs absetzen und hinter Schiwas Nickel-Eisen-Masse in Position gehen konnte, ehe Bolschoi herangedonnert kam. Die 20-Megatonner sollten abbremsen und nach der Detonation Bolschois zum Einsatz gegen abgesprengte größere Trümmer bereitgehalten werden. Fast der gesamte Anflug würde in V-Formation vor sich gehen – eine Routinemaßnahme, um die nervösen Gemüter zu beruhigen.
    Jagens schaltete auf eine rückwärtige Kamera um und bekam gerade noch die Raumstation ins Bild, zu der sich der Abstand rasch vergrößerte.
    »Genosse Jagens…«
    »Sagen Sie nicht Genosse zu mir, General Menschow«, unterbrach Jagens den Russen mit finsterem Blick.
    »Entschuldigung. Gewohnheit. Captain Jagens?«
    »Ja, bitte, General, was gibt’s?« Jagens überprüfte nochmals das Instrumentenbrett – behelfsmäßig zusammengebautes Zeug, größtenteils ungetestet, wer weiß, ob man sich darauf verlassen konnte, wenn Not am Mann war – eine Art Santa Maria der Raumfahrt.
    »Wir testen jetzt die Leitungen der Bombenzündung, ja?«
    »In Kürze«, erwiderte Jagens schroff. Ich führe das Kommando, dachte er, ich bestimmte, wenn etwas getan werden soll. Verdammter roter! General, du lieber Gott! Na ja, ich darf mich nicht beklagen. Schließlich habe ich mich freiwillig gemeldet. Keiner hat mich zu dieser Geschichte gezwungen. Keiner außer Carl Jagens.
    Unter schläfrigen Augenlidern beobachtete General Dimitri Menschow den Amerikaner. Der Russe hatte eine ganz bestimmte Art, völlig unbeweglich dazusitzen, fast ohne zu atmen, die langbewimperten Lider verdeckten die Augen, die buschigen Brauen beschatteten das Gesicht. Diese Reglosigkeit vermittelte jedoch das Gefühl einer latenten Dynamik, so als könnte er jeden Moment etwas Unerwartetes tun. Die meisten Menschen irritierte das. Der Russe hatte die Einstellung dieses Captain Carl Jagens von der US-Marine durchaus erkannt: Der Amerikaner schien weder ihn noch überhaupt jemanden von der Besatzung auch nur zur Kenntnis zu nehmen – aber in dienstlichen Dingen entging ihm nichts. Seine Untergebenen lernten bald, ihr Letztes herzugeben.
    Und doch fraß irgend etwas an diesem Amerikanski. Das kann auch gar nicht anders sein, dachte Menschow. Es gab noch etwas jenseits der unglaublichen Belastung, die ihnen die nächsten Tage bringen würden. Mit der Erde hatten sie nur unsichere Funkverbindung, und so lastete die nicht gerade geringe Verantwortung voll auf den Schultern eines Mannes: Carl Jagens.
    Was für ein Mensch ist dieser Jagens? fragte sich Menschow. Er hatte die Personalakten aller Astronauten studiert, und dann, als die endgültige Wahl getroffen war, hatte er sie sich noch einmal vergegenwärtigt. Sie waren sich alle ziemlich gleich, und nicht viel anders als seine Genossen Kosmonauten: intelligent, hochmotiviert, reaktionsschnell und von guter Urteilsfähigkeit. Keiner von ihnen stammte aus höheren Gesellschaftsschichten. Einige waren Stipendiaten gewesen, doch die meisten hatten nebenbei arbeiten müssen, um studieren zu können, mit einiger Unterstützung durch ihre Eltern. Brillant waren sie nicht, aber allesamt pflichtbewußt bis zum Äußersten. Sie wußten alle, wie sehr es auf Zusammenarbeit ankam, waren jedoch ziemlich naiv, was die weltweite öffentliche Meinung betraf. Einen Anflug von Verständnis dafür mußten sie wohl haben, denn zum fliegenden Personal gehörten ein Schwarzer, eine Frau und mehrere Vertreter ethnischer Minderheiten. Doch einige, die bessere Astronauten waren, hatte man nicht genommen, weil man ein

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