Schiwas feuriger Atem
murmelte Lisa und behielt den kleinen, undeutlicher werdenden Fleck von einem Schiff fest im Auge.
Ping!
Tong!
Bonk!
Carl Jagens achtete nicht auf die kleinen Steine, die das Schiff trafen; nur ab und zu blickte er routinemäßig auf den Luftdruckmesser. Er würde ein paar Beulen abbekommen, aber sobald er wendete und mit dem Schwarm flog, würde das aufhören.
Ponk!
Ping!
Die Kapsel dröhnte im Widerhall der Aufpraller; dazu kam noch das dumpfe, hohlkratzende Geräusch derer, die in stumpfem Winkel trafen.
Auf seinem Schirm erschien ein neuer Radarfleck. Er runzelte die Stirn. Noch ein Schiff?
Omega.
Was wollten die denn hier?
Das war seine Mission! Er wollte schon nach dem Radioschalter fassen, da schüttelte er den Kopf. Nein – gar nicht drum kümmern. Sie konnten seinen Ruhm nicht teilen. Er würde die Erde retten.
Halt!
Die hatten ja die Geschosse. Neunzehn Geschosse!
Er griff nach dem Akzelerator. Das Schiff verlangsamte die Fahrt. Er setzte sich auf Parallelkurs und beobachtete, wie sie längsseits kamen. Es zwang ihm sogar Bewunderung ab, wie geschickt Omega I sein Schiff berührte.
Bump.
Er wollte sie nicht an Bord des Schiffes haben und wollte auch nicht das Kommandantenschiff verlassen.
Direktkontakt natürlich! Rasch berührte er Omegas Rumpf mit dem Stumpf seiner Außenantenne.
»… hier Omega I. Dort alles klar? Ende.«
»Omega I, hier Alpha I. Selbstverständlich ist alles klar bei mir. Radioantenne ausgefallen, weiter nichts.«
»Carl, wo ist Diego?«
»Omega I, bitte beachten Sie die Funkverkehrsordnung. Ich habe Sie schon einmal darauf hingewiesen.«
»Carl, wo ist Diego?« Zorn und Angst klangen aus ihrer Stimme.
»Tot. Alle tot. Der Russe auch. Wollte meutern. Können Sie sich das vorstellen? Meuterei!«
Lange schwieg Omega; dann kam wieder Lisas Stimme: »Alpha I, woher wissen Sie, daß Colonel Calderon tot ist?«
»Er ist tot. Das spielt jetzt keine Rolle. Wichtig sind die Geschosse. Übergeben Sie sie mir auf Kanal eins null acht zu meiner weiteren Verfügung. Ich übernehme auf…«
»Carl, wir können Sie zur Erde durchschalten. Die Verständigung ist schlecht, aber die können Ihnen sagen, was am besten ist.«
»Am besten? Gibt’s nicht. Es geht nur auf eine Art: Schiwa alles aufknallen, was wir haben.«
»Ja, aber im richtigen Punkt, mit der richtigen Verteilung…«
»Ich befehle Ihnen, mir die Geschosse unverzüglich zu übergeben!«
»Captain Jagens«, unterbrach Solari hastig, »hier ist Houston, Sir.«
»…trolle Houston, wie steht’s bei… wenn… Boston schätzt…«
»Übergeben Sie mir die Geschosse, Omega I!«
»… Ablenkungsversuch ist durchgeführt und… nur eine siebenundzwanzigprozentige Cha… es… ungewiß… funktioniert… Sprengköpfe wirken in opti…«
»Nein!« brüllte Carl. »Nur ich! Ich allein kann die Verläßlichkeit des Systems richtig abschätzen! Mein Plan! Das ist mein Plan! Er wird gelingen! Ich setze die Geschosse ein! Ich werde Schiwa ablenken! Mein Plan wird gelingen! Die Russen sind schuld! Zu früh detoniert! Diese Bombe der Roten hat nichts getaugt! Aber ich führe es durch! Omega I! Sie werden mir sofort die Kontrolle Ihrer Geschosse übergeben! Das ist ein Befehl.«
Lisa starrte Nino Solari an. Carl Jagens mußte ja völlig von Sinnen sein. Sie drückte auf die Taste. Ein Flammenschub brachte sie ein Stück von Alpha I weg, die Funkverbindung war damit abgerissen. Kontrolle Houston sprach immer weiter, schlug mehrere Manöver vor, doch Lisa kümmerte sich nicht darum.
»Nino, programmiere alle Geschosse auf einen Punkt hinter dem Perimeter des Schwarms!«
»Die Zeit, Lisa, die Zeit! Vielleicht sollten wir lieber – bumms! – direkt draufhalten.«
»Ich weiß«, nickte sie, »mit jeder Sekunde kommt er näher. Aber es muß stimmen. Mach schon, ich spreche inzwischen mit Houston.«
Sie ging wieder auf den Erd-Kanal.
»Houston, hier Omega I. Ich brauche ein Programm, um mit allen meinen neunzehn Geschossen eine maximale Ablenkung zu erreichen. Ende.«
»Omega I, hier Bradshaw. Lisa, wir… wir haben soeben von OAO gehört, daß ein ziemlich großer Brocken genau auf uns zukommt. Wird irgendwo zwischen hier und Beaumont einschlagen. Vielleicht kommt er sogar soweit südlich, daß er Galvestone trifft. Wir evakuieren.«
»Chuck…!«
»JPL wird übernehmen. Ich fliege sofort hin. Sie haben ein ganz gemeines Erdbeben gehabt, aber sie sind betriebsfähig. Wir müssen uns beeilen.
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