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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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sich nicht mehr daran erinnern, was sie geträumt hatten, aber schön war es nicht gewesen.

23. Dezember: Kollision minus 5 Monate, 13 Tage
     
    Lisa Bander saß ganz allein im Foyer, vor sich eine erkaltende Tasse Kaffee. Sie starrte aus dem Fenster auf die rechteckigen weißen Gebäude. Durch die Zwischenräume konnte sie weit in das flache Land von Texas sehen, vollgebaut mit überproportionierten Häusern, wimmelnd von der Geschäftigkeit, die das Johnson Space Center um sich verbreitete. Grünstreifen säumten die Wohnstraßen, und dahinter ragten die schlanken Bohrtürme von Houston, der auf Öl gebauten Stadt.
    Ein langer Weg von den Colorado-Bergen bis hier, dachte sie. Das ist wie eine präfabrizierte Landschaft, aus Pappdeckeln von einem Kind gebaut. Doch hier war das Hirn der NASA. Die Anlagen von Cape Canaveral waren nur der in die Augen springende dramatische Brennpunkt; die Hirnarbeit wurde hier geleistet, hier und in den weiteren NASA-Anlagen im ganzen Lande, die von zahlreichen Stationen auf der ganzen Erde, im Orbit, auf dem Monde mit Daten und Fakten gefüttert wurden. Wenn Schiwa aufgehalten wird, dann wird das Drehbuch hier geschrieben, dachte sie, obwohl die Aktion selbst Millionen Kilometer weit im Raum vor sich geht und zweifellos über Fernsehen betrachtet, von Armsessel-Mittelstürmern und Medienkritikern wortreich begutachtet wird. Natürlich mit Pausen für kommerzielle Werbe-Spots. Und Chancen für erfolgreiche Politiker, sich global in Szene zu setzen.
    Lisa atmete heftig aus und probierte ihren Kaffee. Kalt. Sie stand nicht auf und ging zur Kaffeemaschine, sie blieb einfach sitzen. Es lief ihr frostig über den Rücken.
    Isoliert, dachte sie. Wir sind von allem isoliert. Ich weiß, das muß so sein; aber draußen, auf den Straßen, sind die Menschen in Aufruhr. Voller Angst und Unwissenheit. Sie drehen durch, töten, plündern, vergewaltigen, erstarren, schweifen ziellos umher, begehen Selbstmord… und beten.
    Sie sah kaum noch fern. Erstens weil sie nicht viel Zeit hatte, und zweitens weil es außer Feature-Konserven und alten Filmen nur schlimme Nachrichten gab. Feuersbrünste, Explosionen, Morde. Die Verrückten tobten durch die Straßen, brüllten von Gott und Satan und Armageddon. Der am häufigsten gezeigte Film war der alte Streifen Der jüngste Tag von George Pal, weil er ein Happy-End hatte. Es gab noch viele andere Filme, aber manchmal wurden Brandbomben auf die Sender geworfen, weil jemand Angst hatte.
    Chaos.
    Sogar beim Militär. Meutereien auf Schiffen, Desertionen, Sabotage. Die britische Royal Navy verlor die Repulse, weil die Mannschaft nach dem Vorbild der Bounty- Meuterer Kurs auf Tahiti nahm. Die Russen hatten zwei Schiffe verloren. Sie waren von den Besatzungen versenkt worden, und die Männer verschwanden irgendwohin, um die letzten Wochen ihres Lebens zu versaufen und zu verhuren. In Le Havre wurde ein französisches Kriegsschiff von der Mannschaft entführt; Bolivien verlor eins auf die gleiche Weise.
    »Staatsstreich« wurde in Südamerika zu einem beliebten Gesellschaftsspiel. Mort Smiths Mutter war in ihrem Apartment in Fort Lauderdale ermordet aufgefunden worden. Das Kriegsrecht war noch nicht offiziell verhängt, aber das konnte nicht mehr lange dauern. Präsident Knowles in Washington behielt klaren Kopf, trotz zahlreicher Zusammenrottungen mit Hunderten von Toten. Wenigstens hatten sie das Kapitol und das George-Washington-Denkmal nicht in die Luft gesprengt; versucht hatten sie es allerdings.
    Eine verrückt gewordene Welt. Buchstäblich verrückt. Oder wie Kingsley dicht an der Grenze des Wahnsinns. Man konnte es ihnen nicht einmal übelnehmen. Manchmal verspürte Lisa selbst Lust hinauszurennen, sich die Kleider vom Leib zu reißen, sich in die Bewußtlosigkeit der Orgien zu stürzen. Oder zu beten. Oder in ein Loch zu kriechen, in eine Flasche, einfach zu verschwinden. Oder… weiterzumachen mit dem, was sie am besten konnte und was wichtig war. Und die einzige Chance.
    Dink Lowell kam herein, und sie blickte auf. »Hei, Schönheit! Wo ist Zorro?«
    »Wird gleich kommen. Wie geht’s dir an deinem Kommandotisch?«
    Dink setzte sich zu ihr ans Fenster, zuckte die Achseln und wedelte mit der Hand. »So und so. Mein Kopf sagt: das ist sehr wichtig, et cetera, aber mein Herz…« Er seufzte und lächelte verzerrt. »Man trifft eben Entscheidungen anderer Art, das ist der Unterschied. Aber im großen und ganzen ist es zum Kotzen. Man frustriert sich so

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