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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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auszuweichen, die an ihnen vorbeirannten. Einer schleppte einen Fernseher mit baumelnder beschädigter Leitungsschnur. Ein anderer schwenkte ein Frauenkleid. Es hatte ein paar Blutflecken. Lauthals beschimpften sie alle Passanten, doch Diego, der sie drohend ansah, ließen sie in Ruhe.
    »Nein, Schiwas Schuld ist es«, entgegnete er und blickte über seine Schulter der Bande nach. »Wenn man etwas Unbelebtem Schuld anlasten darf. Diesen Tod haben sie nicht verdient, und daher schockt er sie so.«
    »Aber dann – warum bleiben die einen vernünftig und die anderen gehen kaputt? Warum werden die einen fromm und die anderen heidnisch?«
    Er lächelte. »Es gibt auch sehr fromme Heiden, du kleine judeo-christliche Chauvinistin. Überleg mal – warum steigen manche Leute zuerst mit dem linken Fuß in die Hose? Zum Teufel, Lisa, die Menschen reagieren eben je nach ihrer Belastbarkeit. Wenn sie von Natur aus stark sind, halten sie durch; wenn sie Sprünge haben, knacken sie kaputt.« Er zuckte die Achseln.
    »Du kalifornischer Pragmatiker!«
    »Hm, ja. Bei manchen reicht eben der Charakter nur bis knapp unter die Haut.«
    »Aber mein Gott, Diego, wir…« Sie atmete tief ein, blieb stehen und starrte blicklos in ein Schaufenster voller bizarrer ostindischer Masken. Der Name Schiwa beeinflußte allerlei Gebiete, auch die Mode. »… wir reden doch hier von der totalen Zerstörung der Erde. Wie sollen da die Menschen keine Angst haben?«
    »Eben, wie denn nicht? Ich habe Angst, du auch. Sogar Carl. Na, Carl vielleicht nicht. Zur Angst braucht man Phantasie. Aber die Menschen reagieren eben verschieden – sie besaufen sich, sie machen Sex, sie kriechen ins Bett und schlafen, sie verfluchen die Götter, sie…« – er machte eine umfassende Handbewegung – »sie schreien oder erstarren, betteln, beten oder hauen um sich. Ohne das Sicherheitsventil der Vernunft drehen sie eben durch.«
    Sie nahm seinen Arm, und sie gingen weiter. An der Travis-Ecke bogen sie ein und sahen einen gelbroten Lichtschein an der Metallverkleidung eines Wolkenkratzers flackern. Doch auf dieser Seite der müllverdreckten Straße leuchtete kein einziges Licht. Lisa blieb stehen. »Stromabschaltung«, sagte sie leise.
    »Und es brennt.«
    Sie hörten Rufe, dann dumpfes Brüllen, und plötzlich strömte eine Horde Menschen in die Straße. Weit hinten bremste kreischend ein einzelnes Kraftfahrzeug, wendete dann eilig und raste davon. Die Massen gerieten in mahlende Bewegung, rannten hierhin und dorthin, dann kam eine einzelne Frau aus einer Seitenstraße gelaufen. Hinter ihr explodierte etwas, und sie kreischte: »Vernichtet die Ungläubigen! Vernichtet sie!«
    Diego zog Lisa von der Straßenecke weg und blickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Kein Dienstwagen zu sehen. »Na so was!«
    »Ist ja toll, was die schreit«, sagte Lisa und sah sich aufmerksam um. »Wer mag ihr wohl den Text dafür geschrieben haben?«
    »Intelligenzweiber sind nicht gefragt«, murmelte Diego und spähte umher. »Wo steckt der Kerl? Jetzt, wo wir ihn brauchen, ist er nicht da!« Doch bevor Lisa etwas sagen konnte, beantwortete er sich die Frage selbst: »Verdammt, ich habe ihn ja weggeschickt!«
    »Bloß weg von hier, der Haufen kommt näher«, murmelte Lisa. »Wenn sie uns erkennen…« Lisa erschauerte, und sie liefen zurück, die Straße entlang. Doch der Mob hinter ihnen rannte ebenfalls, und vor ihnen brodelte ein Trupp Menschen aus der Seitenstraße. Jetzt waren sie zwischen zwei Haufen und konnten nicht weiter. Es kam ihnen in den Sinn, was Major Miller passiert war, der erst gestern in voller Luftwaffenuniform in der Unterstadt von Houston gewesen war. Bradshaw hatte dem Druck des vom Isolationskoller befallenen Basispersonals nachgegeben und Urlaub bewilligt. Ein Haufen Gabriels hatten Miller erkannt, ihn gejagt, seine beiden Begleiter von der Marine umgebracht und ihn selbst an einem Laternenpfahl aufgehängt. Dann hatten sie ihn angezündet.
    Militär und Polizei hatten die Gabriels aus der Stadt gefegt, aber Bradshaw hatte trotzdem Bedenken bei Urlaub. Strenge Verbote machten die Leute widerspenstig, und das wollte man auch nicht. Aber die streunenden Gabrielsbanden bildeten sich scheinbar aus dem Nichts, aus den von der Polizei abgesperrten Straßenzügen heraus, tobten herum und lösten sich wieder auf, ehe die Polizei kam.
    »Na dann«, sagte Diego gepreßt. Die beiden Horden rückten einander näher. Glas ging zu Bruch. In der Seitenstraße

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