Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird
dachte ich, als ich aus dem Kleiderschrank huschte wie ein Jojo am Faden. Die Klinge schlitzte meine Hand auf, als ich das Messer packte, in den Kleiderschrank zurückeilte und die Tür gerade noch rechtzeitig hinter mir zuzog. Im selben Moment betrat Alison das Zimmer, und ich stopfte mir meine verwundete Hand in den Mund und versuchte, nicht laut zu schreien. Ich hörte sie im Bad vor sich hin murmeln, während sie sich erleichterte. »Was um alles in der Welt ist hier los?«, wiederholte sie immer wieder. »Was um alles in der Welt ist hier los?«
Sie betätigte die Spülung, wusch sich die Hände und blieb dann stehen, als wüsste sie nicht, was sie als Nächstes tun sollte. Oder war ihr etwas Verdächtiges aufgefallen? Ein Blutstropfen auf der Kommode? Ein verdächtiger Fußabdruck auf dem Teppich? Lag das Tagebuch verkehrt herum? Ich zückte das Messer und wartete.
»Alison?«, rief K.C. aus dem Wohnzimmer. »Alles in Ordnung?«
»Kommt drauf an«, sagte sie mit einem langen resignierten Seufzen. »Was willst du mir denn erzählen?«
K.C.s Stimme kam näher. Ich spürte, dass er in der Tür stand. »Vielleicht solltest du dich lieber setzen.«
Alison ließ sich gehorsam aufs Bett fallen. »Das Ganze gefällt mir immer weniger.«
»Zunächst mal ist mein Name nicht K.C.«
»Nicht«, sagte Alison nicht fragend, sondern eher nüchtern.
»Ich heiße Charlie. Charlie Kentish.«
Charlie Kentish ? Wo hatte ich diesen Namen schon einmal gehört?
»Charlie Kentish«, wiederholte Alison, als würde sie das Gleiche denken. »Nicht K.C., die Abkürzung für Kenneth Charles.«
»Nein.«
»Kein Wunder, dass dich niemand so nennt«, bemerkte sie lakonisch, und ich hätte beinahe laut gelacht. »Das verstehe ich nicht«, fuhr sie beinahe im selben Atemzug fort. »Warum hast du einen falschen Namen benutzt?«
»Weil ich nicht wusste, ob ich dir trauen kann.«
»Warum solltest du mir denn nicht trauen können?«
Er zuckte vermutlich die Achseln. »Ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll.« Wieder eine Pause für ein Schulterzucken oder vielleicht auch ein Kopfschütteln.
»Dann lässt du es vielleicht lieber.« Alison sprang auf, und ich hörte, wie sie vor dem Bett auf und ab lief. »Vielleicht ist es unwichtig, wer du wirklich bist oder was du mir sagen willst. Vielleicht solltest du einfach gehen und dein Leben weiterleben, wessen Leben es auch immer sein mag, und ich lebe meins weiter, und wir sind glücklich bis ans Ende unserer Tage. Klingt doch wie eine gute Idee, oder?«
»Nur wenn du mit mir kommst.«
»Ich soll mit dir kommen?«
»Du bist in Gefahr, wenn du hier bleibst.«
»Ich bin Gefahr?« Alison lachte beinahe. »Bist du vollkommen übergeschnappt?«
»Bitte hör mich an -«
»Nein«, erwiderte Alison entschlossen. »Du fängst an, mir Angst zu machen, und ich will, dass du gehst.«
»Meinetwegen musst du dir keine Sorgen machen.«
»Hör zu, K.C., Charles oder wer zum Teufel du auch bist -«
»Ich bin Charlie Kentish.«
Charlie Kentish , wiederholte ich. Warum kam mir der Name so verdammt bekannt vor?
»Ich will dieses Gespräch nicht führen. Wenn du nicht gehst, rufe ich die Polizei.«
»Erica Hollander ist meine Verlobte.«
»Was?«
»Die Frau, die hier vorher gewohnt hat.«
»Ich weiß, wer Erica Hollander ist.«
Natürlich. Charlie Kentish, Ericas Verlobter, von dem sie ständig geschwärmt hatte. Charlie dies, Charlie das. Charlie sieht so gut aus. Charlie ist so intelligent. Charlie hat für ein Jahr diesen Superjob in Japan. Charlie und ich werden heiraten, sobald er nach Hause kommt .
»Deine kostbare Verlobte hat Terry bei Nacht und Nebel und mehrere Monate mit der Miete im Rückstand sitzen lassen«, sagte Alison.
»Sie ist nirgendwohin gegangen.«
»Was soll das heißen?«
»Ich meine, sie ist nirgendwohin gegangen«, wiederholte er, als würde das alles erklären.
»Das verstehe ich nicht. Was willst du damit sagen?«
»Ich hatte gehofft, das könntest du mir sagen.«
»Was soll ich dir sagen? Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
»Wenn du vielleicht einen Moment aufhören könntest, hin und her zu rennen, und dich setzen würdest …«
»Ich will mich nicht setzen.«
»Bitte. Hör mich bloß an.«
»Und dann gehst du.«
»Wenn du willst.«
Ich hörte das Bett quietschen, als Alison ihre vorherige
Position wieder einnahm. »Ich höre«, sagte sie auf eine Art, die andeutete, dass sie das lieber nicht tun würde.
»Erica und ich hatten etwa
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