Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird
kennen gelernt habe, desto sicherer war ich mir, dass sie sehr wohl etwas damit zu tun hat.«
»Und wie kommst du darauf?«
»Weil diese Frau etwas sehr Seltsames an sich hat.«
»Sei doch nicht albern.«
»Ich beobachte sie jetzt seit Monaten, rufe sie an, verfolge sie mit meinem Wagen, versuche, sie zu erschrecken, was auch immer, um sie zu einem Fehler zu verleiten. Und sie zeigt erste Risse. Ich spüre es.«
Also hatte ich mir das alles nicht eingebildet. Jemand hatte mich wirklich beobachtet. Und nicht erst seit heute. K.C. war der flüchtige Schatten vor meinem Fenster, der anonyme und gleichzeitig seltsam vertraut klingende Anrufer. Dieser Hauch eines texanischen Akzents, den er nicht ganz verbergen konnte – wie hatte ich das überhören können?
»Du belästigst sie seit Monaten«, stellte Alison fest, »und wunderst dich, dass sie seltsam reagiert?«
»Terry weiß, was mit Erica geschehen ist. Sie ist dafür verantwortlich, verdammt noch mal.«
»Bist du jetzt fertig? Denn wenn du fertig bist, wird es Zeit zu gehen.«
»Hast du nichts von dem gehört, was ich gesagt habe?«
»Du hast ja nichts gesagt«, schoss Alison zurück. »Deine Freundin hat sich abgesetzt. Es tut mir Leid. Ich weiß, dass es schwer ist zu akzeptieren, dass man sitzen gelassen worden ist. Aber deine Andeutungen sind völlig absurd. Und ich habe wirklich genug davon gehört, vielen Dank. Ich will, dass du jetzt gehst.«
Nach kurzem Schweigen hörte man Schritte, die sich schlurfend zur Haustür bewegten.
»Warte!«, rief Alison, und ich hielt den Atem an, beugte mich vor und lehnte meinen Kopf an die Kleiderschranktür. »Die solltest du mitnehmen.« Sie ging um das Bett und zog die Nachttischschublade auf. »Du hast gesagt, dass du sie ihr geschenkt hast, und du sollst sie zurückhaben.«
Ich stellte mir vor, wie Alison, Ericas dünne goldene Kette an ihrem Finger baumelnd, auf ihn zuging.
»Komm mit mir«, drängte er sie. »Du bist nicht sicher, wenn du bleibst.«
»Mach dir um mich keine Sorgen«, erklärte sie ihm knapp. »Mir wird schon nichts passieren.«
Ich hörte, wie die Haustür geöffnet wurde, stieg aus dem Kleiderschrank und tastete mich an der Kommode entlang, wobei ich eine blutige Spur hinterließ, als ich mich kurz abstützte.
»Sei vorsichtig«, warnte der Mann, der sich K.C. nannte, die junge Frau, die sich Alison Simms nannte.
Und dann war er verschwunden.
27
Ich weiß nicht, wie lange ich so mit angehaltenem Atem und vor Schmerz pulsierender Hand dagestanden und den Griff des Messers wie ein Brandeisen auf meine zerfetzte Haut gepresst habe. Würde ich wirklich in der Lage sein, dieses Messer in Notwehr gegen Alison zu richten?
»Was zum Teufel ist hier eigentlich los?«, wollte Alison plötzlich wissen, und ich stürzte nach vorn, die Arme instinktiv erhoben, sodass Blut von meiner Hand über meinen Unterarm sickerte, als hätte jemand den Verlauf meiner Adern mit roter Tinte nachgezogen.
Doch Alison hatte gar nicht mit mir gesprochen und war auch schon aus der Tür und auf dem Weg zu meinem Haus, als ich aus dem Schatten trat. Ihre gequälte, unbeantwortete Frage zitterte in der stillen Luft wie Qualm von einer weggeworfenen Zigarette. »Terry!«, hörte ich sie rufen, als sie erneut an meine Hintertür klopfte. »Terry, mach auf. Ich weiß, dass du da drinnen bist.«
Ich beobachtete, wie sie, den Kopf zu meinem Schlafzimmerfenster geneigt, einen Schritt zurück machte. »Terry!«, rief sie, und ihre Stimme traf die Scheibe wie ein gut gezieltes Steinchen, bevor sie resigniert erstarb. Was nun, fragte ich mich, schluckte das bisschen Luft, das ich schnappen konnte, und nahm es in meiner Lunge als Geisel.
Quälend lange, so schien es mir, stand Alison vollkommen still und erwog vermutlich ihre Alternativen. Genau wie ich. Schließlich entschied sie sich zu einem letzten Versuch, machte auf dem Absatz kehrt und rannte um das Haus zum Vordereingang.
Erst jetzt stieß ich die Tür des Gartenhäuschens auf und schlich in den Abend hinaus, wo ein kalter Luftzug über meinen Nacken fuhr wie die Zunge einer Katze.
Im nächsten Moment war ich in meiner Küche, wo mir der Duft von frisch gebackenem Schokoladenkuchen entgegenschlug und sich um meinen Kopf legte wie ein Brautschleier. Ich schob das blutige Messer in den Block zurück und wickelte gerade ein Handtuch um meine blutende Hand, als Alison an die Hintertür zurückkehrte und erschreckt die Augen aufriss, als ich das Licht
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