Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird
Haars.
Es klopfte, und ich drehte mich um, halb in der Hoffnung, es könnte Josh sein. Wenn dies ein Film wäre, dachte ich, wäre Josh eingeflogen, um seine Mutter am Weihnachtsmorgen zu überraschen. Er würde mich neben ihrem Bett stehen sehen, in mir die große Liebe seines Lebens erkennen, auf die Knie fallen und mich anflehen, seine Frau zu werden. Aber da dies kein Film war, sah ich, als ich mich umdrehte, keinen verliebten Verehrer, sondern nur einen gleichgültigen, Kaugummi kauenden Pfleger. »Ja?«
»Ein Anruf für Sie am Schwesterntresen.«
»Für mich? Sind Sie sicher?«
»Beverly meinte, ich sollte Ihnen ausrichten, es wäre wichtig.«
Wer sollte mich am Weihnachtsmorgen auf der Arbeit anrufen? Es musste Alison sein. War irgendetwas passiert? Stimmte irgendwas nicht?
»Gehen Sie nur, Liebes«, sagte Myra. »Wir sehen uns später.«
»Ganz sicher, dass alles in Ordnung ist?«
»Wenn Sie da sind, geht es mir immer gut.«
»Dann bin ich zurück, ehe Sie sich versehen.«
Ich verließ das Zimmer und ging zum Schwesterntresen.
»Leitung zwei«, sagte Beverly, als sie mich sah. »Er hat gesagt, es wäre dringend.«
»Er?« Josh, fragte ich mich. Rief er mich aus San Francisco an, um mir frohe Weihnachten zu wünschen und mir zu sagen, dass er mich vermisste und früher nach Hause kommen würde? Lance, war meine zweite Vermutung, der mir berichten wollte, dass ein Unfall passiert war, bei dem Alison sich lebensgefährlich verletzt hatte. »Hallo?«
»Frohe Weihnachten.«
»Frohe Weihnachten«, wiederholte ich, enttäuscht, dass es nicht Josh, und erleichtert, dass es nicht Lance war.
»Erica schickt liebe Grüße und sagt, dass es ihr Leid tut, dass sie über die Feiertage nicht bei Ihnen sein kann.«
»Wer ist da?«, schrie ich wütend, ohne die Menschen zu beachten, die am Tresen vorbeikamen. »Es reicht! Ich weiß nicht, was für ein Spiel Sie spielen, aber -«
»Terry!«, ermahnte Beverly mich, einen Finger auf den Mund gelegt.
Wütend knallte ich den Hörer auf die Gabel. »Tut mir Leid. Ich wollte nicht laut werden.«
»Wer war denn das?«
»Ich weiß es nicht.«
»Du weißt es nicht?«
»Seit einiger Zeit belästigt mich jemand per Telefon.«
Beverly nickte. »Davon musst du mir nichts erzählen«, sagte sie und trommelte mit ihren dicken Fingern achtlos auf die Tischplatte, während sie einen Stapel Patientenakten durchblätterte. Ihr Haar war zu kurz, zu dauergewellt und in zu vielen Blondtönen gefärbt, offenkundig eine Frau, die sich nur in Extremen wohl fühlte, was möglicherweise der Grund für ihre drei Scheidungen war, dachte ich, aber mir stand gewiss kein Urteil zu. Sie hatte mir immer irgendwie Leid getan, und ich fragte mich jetzt, ob sie umgekehrt genauso empfand. »Nach meiner letzten Scheidung«, sagte
Beverly, »hat mich mein Exmann fünfzigmal am Tag angerufen. Fünfzigmal! Ich habe viermal die Nummer geändert, doch das hat nichts genutzt. Am Ende musste ich ihm die Polizei auf den Hals schicken.«
»Könnte sein, dass ich das auch tun muss.«
»Ziemlich schwierig, wenn man nicht weiß, wer es ist. Hast du keine Ahnung …?«
Ein lächelndes Trio tauchte vor meinen Augen auf: Lance und K.C., die den Mann mit dem roten Stirnband flankierten. »Nein«, sagte ich.
»Schade. Die Art, wie er deinen Namen gesagt hat, klang richtig sexy. Als ob er schnurren würde. Ich dachte, dass er vielleicht, du weißt schon, jemand Besonderes wäre.« Sie zuckte die Achseln und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Papieren vor sich zu. »Wahrscheinlich bloß irgendwelche Kids, die sich einen Spaß machen.«
»Also, wenn noch mal jemand anruft, sag ihm einfach … ich weiß nicht. Lass deine Fantasie spielen.«
»Keine Sorge. Mir fällt schon was ein.«
Ihr Lachen folgte mir, als ich den Flur hinunterging, ohne zu wissen, wohin ich wollte, bis ich mich unvermittelt vor Sheena O’Connors Tür wiederfand. Ich spähte in ihr Zimmer und sah sie aufrecht im Bett sitzen und angeregt telefonieren. Ich wollte gerade wieder gehen, als ihre Stimme mich aufhielt.
»Nein, warten Sie.« Sie machte mir ein Zeichen hereinzukommen. »Kommen Sie. Es dauert nicht mehr lange.«
Während sie ihr Gespräch beendete, betrachtete ich die zahlreichen Blumensträuße und Weihnachtssterne, die im Zimmer verteilt waren, goss diejenigen, die es am nötigsten hatten, während ich die anderen stumm durchzählte und auf fünfzehn kam. Wir lieben dich, Mom und Dad. Frohe Weihnachten, Knuddelchen, Tante
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