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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kathy und Onkel Steve. Weiter so, Alles Liebe Annie. Am längsten blieb ich vor zwei langstieligen gelben Rosen stehen, dachte an die Rosen, die Josh mir
zu Thanksgiving geschickt hatte, und fragte mich, ob mich bei meiner Heimkehr ein Überraschungsstrauß erwarten würde.
    »Hier riecht’s wie in einer Leichenhalle.« Sheena legte lachend den Hörer auf.
    Sie sieht wunderschön aus, dachte ich, mit den braunen, samtweichen Augen zu ihrer alabasterweißen Haut. Ihr Gesicht war von der plastischen Chirurgie immer noch geschwollen, doch die tiefen Linien um ihren Mund waren zu kleinen Fältchen verblasst, und auf die gebrochene Nase deutete nur noch eine leichte Linkskrümmung hin, die ich ganz charmant fand, sie jedoch wahrscheinlich nicht.
    »Ich finde, es duftet gut«, sagte ich aufrichtig.
    »Mag sein.« Sie wies mit dem Kopf auf das Telefon. »Das waren meine Eltern. Sie sind mit einem Laster voller Geschenke hierher unterwegs.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Ich wünschte, ich könnte einfach nach Hause gehen.«
    »Ich vermute mal, dass du schon sehr bald nach Hause kannst. Du hast erstaunliche Fortschritte gemacht.«
    »Leisten Sie mir ein bisschen Gesellschaft«, lud Sheena mich ein. »Lassen Sie uns ein bisschen plaudern. Es sei denn, Sie sind beschäftigt …«
    Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich. »Nein, gar nicht.«
    »Wie kommt es, dass Sie heute arbeiten? Hat Ihre Familie nichts dagegen?«
    »Nein, hat sie nicht«, antwortete ich und dachte, dass Sheena sich bestimmt nicht für die Details meiner Lebensgeschichte interessierte. Sie machte nur freundlich Konversation, um die Zeit herumzubringen, bis ihre Familie kam.
    »Sind Sie verheiratet?«, fragte sie unerwartet und blickte auf meinen ringlosen Ringfinger.
    Ich stellte mir Josh vor, seine warmen Augen und noch wärmeren Lippen. »Ja«, erklärte ich ihr. »Das bin ich.«

    »Haben Sie Kinder? Ich wette, Sie haben jede Menge Kinder.«
    »Ich habe eine Tochter«, hörte ich mich sagen, während mir ob meiner Kühnheit beinahe der Atem stockte. Was tat ich? Ich versuchte mir Alison als kleines Mädchen vorzustellen. »Sie ist älter als du.«
    »Nur das eine Kind?«
    »Nur das eine.«
    »Das überrascht mich. Ich hätte gedacht, dass Sie mindestens drei haben.«
    »Wirklich? Warum?«
    »Einfach weil ich denke, dass Sie eine echt gute Mutter wären.« Sie lächelte schüchtern. »Ich kann mich erinnern, wie Sie mir vorgesungen haben. Wie ging das Lied noch?«
    » Tu-ra-lu-ra-lu-ra-lu «, sang ich leise. » Tu-ra-lu-ra-lu …«
    »Das ist es. Es war so schön. Es hat mich gerufen.«
    Ich hörte auf zu singen. »Wie war es?«
    »Im Koma?«
    Ich nickte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, so ähnlich wie schlafen. An irgendwas Bestimmtes kann ich mich eigentlich nicht erinnern. Nur an entfernte Stimmen, als ob ich träumen würde, bloß ohne Bilder. Und dann hat jemand gesungen. Sie«, sagte sie und lächelte. »Sie haben mich zurückgeholt.«
    »Kannst du dich noch an den Überfall erinnern?«
    Ein Zittern wischte das Lächeln aus Sheenas Gesicht.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte ich mich sofort. »Ich hätte nicht fragen sollen.«
    »Nein, das ist schon in Ordnung«, sagte Sheena rasch. »Die Polizei hat mich schon ungefähr hundertmal danach gefragt. Ich wünschte, ich könnte ihnen etwas sagen. Aber die Wahrheit ist, dass ich mich an den Überfall selbst überhaupt nicht erinnern kann. Ich weiß bloß noch, dass ich
mich im Garten gesonnt habe. Meine Eltern waren aus, und meine Schwester war am Strand. Ich habe auf einen Anruf gewartet – von diesem Typ in der Schule, den ich mochte -, also wollte ich das Haus nicht verlassen. Ich habe mich auf einer Decke auf dem Rasen auf den Bauch gelegt. Ich weiß noch, dass ich mein Bikinioberteil ausgezogen habe, weil unser Garten ziemlich geschützt liegt. Ich dachte, dass mich niemand sehen könnte. Ich war schon fast eingedöst, als ich es gehört habe.« Sie hielt inne, und ihr Blick blieb an einem großen Weihnachtsstern hinter mir hängen.
    »Als du was gehört hast?«
    »Dieses Geräusch. Raschelnde Blätter. Nein«, verbesserte sie sich sofort. »Nicht so laut. Leiser.«
    »Sie haben geflüstert«, sagte ich mit gedämpfter Stimme.
    »Ja! Genauso war es.« Sie fixierte mich. »Ich weiß noch, dass ich gedacht habe, seltsam, dass sich die Blätter bewegen, obwohl es völlig windstill ist. Und dann habe ich gespürt, dass jemand über mir steht, und es war zu spät.«
    »Es tut mir

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