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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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verletzten Fuß.
    »Nicht«, sagte ich so wie Alison in der vergangenen Nacht, schwach und ohne große Überzeugung. Alison rannte aus dem Zimmer und kehrte wenig später mit einem feuchten Handtuch zurück.
    »Halt still«, sagte Lance. »Entspann dich.«
    Ich beobachtete, wie er die Scherbe behutsam aus meinen Fuß zog und dabei nur einen Blutstropfen löste, den er mit dem Handtuch abtupfte.
    »Scheint so, als müsste ich ständig zu deiner Rettung eilen«, sagte er ohne einen Hauch von Ironie.
    Ich versuchte, meinen Fuß wegzuziehen, doch er hielt mich fest. »Ich möchte, dass du abreist.«

    »Bitte, Terry«, sagte Alison irgendwo neben mir. »Ich kann alles erklären.«
    »Ich brauche keine Erklärungen.«
    »Bitte. Es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Und was denke ich?« Wieder versuchte ich, meinen Fuß Lance’ kräftigen Händen zu entziehen, doch er hatte begonnen, mit den Fingern fachmännisch meine Fußsohlen zu massieren. Mit nicht geringem Entsetzen stellte ich fest, dass ich nicht wollte, dass er aufhörte.
    »Du denkst, er ist mein Bruder«, sagte Alison.
    Lance arbeitete sich zu meinen Zehansätzen vor, knetete meine schwielige Haut und manipulierte meine Muskeln so leicht wie Alison meine Gefühle.
    »Er ist nicht mein Bruder.«
    Mein Mann war wirklich fantastisch in Fußmassagen. Wahrscheinlich habe ich ihn deswegen geheiratet. Und es würde auf jeden Fall erklären, warum ich immer wieder zu ihm zurückgekehrt bin. Er hat magische Hände. Wenn er erst einmal angefangen hatte, mir die Füße zu massieren, war ich geliefert .
    »Er ist dein Mann«, sagte ich tonlos. Warum hatte ich das nicht früher erkannt? Warum hatte ich so lange gebraucht, das Naheliegende zu begreifen?
    »Exmann«, korrigierte Alison mich.
    »Lance Palmay«, sagte er und streckte die rechte Hand aus. »Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
    Ich beachtete ihn gar nicht, sondern konzentrierte mich ganz auf Alison. »Du hast mich belogen«, konstatierte ich die Fakten. »Warum?«
    »Es tut mir so Leid. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.«
    »Hast du je von der Wahrheit gehört?« Ich entzog mich Lance’ Griff und stürmte an ihm vorbei zum Kleiderschrank, wo ich einen Morgenmantel über mein Nachthemd
zog und so fest wie möglich schloss. Nie hatte ich mich so verletzt und bloßgestellt gefühlt.
    »Ich wollte dir die Wahrheit sagen«, protestierte Alison, »aber ich hatte Angst.«
    »Wovor genau hattest du denn Angst?«
    »Ich hatte Angst, dass du denkst, ich wäre irgendein willensschwaches blödes Püppchen, das jedes Mal zusammenbricht, wenn ihr nichtsnutziger Exmann aufkreuzt.«
    »Hey -«, unterbrach Lance.
    »Ich wollte, dass du eine gute Meinung von mir hast. Ich wollte, dass du mich magst.«
    »Und deswegen hast du mich belogen?«
    »Es war dumm. Das weiß ich jetzt auch. Aber -«
    »Damals schien es eine gute Idee zu sein?«, ging Lance dazwischen.
    »Halt die Klappe, Lance.«
    »Bist du sicher, dass das sein richtiger Name ist?«, fragte ich.
    Alison wirkte so betroffen, als hätte ich sie geohrfeigt. »Ich habe ihn nach Thanksgiving angerufen. Du hast mich doch immer wieder aufgefordert, meine Familie anzurufen …«
    »Willst du vielleicht sagen, es wäre meine Schuld?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich sage bloß, dass ich Lance in einem schwachen Moment angerufen und ihm erzählt habe, wo ich bin. Ich wusste nicht, dass er nach Florida kommen würde. Oder vielleicht auch doch. Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich nicht anders konnte, als er plötzlich vor meiner Tür stand. Er hat versprochen, dass er nur ein paar Tage bleiben würde. Und ich wollte dich nicht aufregen. Ich kannte ja deine Regeln bezüglich Mitbewohner. Und ich wusste, wie schreckhaft du bist. Schreckhaft«, wiederholte sie leise und lächelte mich hoffnungsvoll an. »Gutes Wort.«
    Ich spürte ein vertrautes Zerren, den ungewollten Drang,
sie in die Arme zu nehmen und ihr zu versichern, dass alles gut werden würde. Im Bezug auf sie war ich weiß Gott genauso schlimm wie sie im Bezug auf ihren Exmann. Wenn er ihr Exmann war , dachte ich, als ich mich fragte, warum ich irgendetwas glauben sollte, was sie sagte. Alison wechselte ihre Geschichten so häufig wie ihre Kleidung. Was ließ mich glauben, dass sie mich diesmal nicht anlog?
    »Deshalb habe ich dich angelogen«, fuhr Alison fort, als hätte sie meine Gedanken gelesen, »und dir erzählt, dass Lance mein Bruder ist. So schien es mir leichter.«
    »Du hast gar keinen Bruder«, sagte

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