Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Schicksal der unglücklichen Kätzchen in den grausamen Händen meiner Mutter. Ich fragte mich, ob sie Angst gehabt hatten. Hatten sie sich gewehrt und an die mörderischen Finger geklammert? Oder hatten sie ihr Schicksal still akzeptiert, so wie Lance es jetzt drängend von mir verlangte. »Verdammt! Hör auf, dich zu wehren«, brüllte er, als mein Kopf schließlich die Wasseroberfläche durchbrach wie eine Faust eine Glasscheibe.
    Ich wurde plötzlich von einem hellen Licht erfasst und fragte mich einen verrückten Moment lang, ob ich schon tot war und dies das weiße Licht war, von dem Patienten, die ein Nahtoderlebnis hatten, manchmal berichteten. Dann hörte ich eine entfernte Stimme. »Polizei«, verkündete sie. »Was geht hier vor?«
    »Verdammt«, sagte Lance, legte einen Arm um mich und zerrte mich grob an Land.
    »Was geht hier vor?«, fragte der Polizeibeamte erneut, als ich vor seinen Füßen nach Luft ringend zusammenbrach, ohne eine Wort herauszubringen. Sofort hockte Alison auf allen vieren neben mir und drückte mich an sich, während K.C. und Denise stumm ein wenig abseits standen.
    »Verzeihung, Officer«, sagte Lance und schüttelte sich wie
ein Hund das Wasser aus den Haaren. »Unsere Freundin hatte vergessen, dass sie nicht schwimmen kann.«
    »Alles in Ordnung?«, fragte der Beamte mich, und an seinem Timbre erkannte ich, dass er jung und eher amüsiert als besorgt war.
    »Ihr geht es bestens«, erklärte Lance mit einem weiteren Kopfschütteln. »Ich bin derjenige, um den Sie sich Sorgen machen sollten. Sie hätte mich da draußen fast umgebracht. Das war jedenfalls das letzte Mal, das ich den Helden gespielt habe, das sag ich Ihnen.«
    »Ziemlich dumme Aktion, Lady«, tadelte ein zweiter Beamter und sah mich dabei direkt an. Ich begriff, dass es auch für sie das Ende eines langen Dienstes war und sie bestimmt nicht erpicht auf unnötige Überstunden waren. Ich bemerkte, dass er in etwa so groß und so schwer war wie sein Partner, mit demselben muskulösen Hals und Oberkörper. »Sie sollten die Dame jetzt besser nach Hause bringen«, riet er den anderen. »Ich glaube, sie hat für eine Nacht genug gefeiert.«
    Ich machte den Mund auf und wollte etwas sagen, doch kein Laut kam heraus. Und was konnte ich ihnen auch sagen? Dass ich betrunken und bekifft war? Dass ich den Verdacht hatte, dass man mir LSD in den Drink gemixt hatte? Glaubte ich das wirklich? Im Augenblick wusste ich ehrlich gesagt nicht, was ich glauben sollte. Ich war mir über gar nichts mehr im Klaren, weder darüber, was zuvor geschehen war, noch darüber, was im Augenblick passierte.
    »Vielen Dank, meine Herren«, rief Lance den bereits zu ihrem Wagen zurückkehrenden Polizisten nach. »Und frohes neues Jahr.« Als sie außer Sichtweite waren, wandte er sich wieder mir zu, während Alisons Griff um meine Hüfte fester wurde. »Du hast ja gehört, was die Bullen gesagt haben. Zeit, nach Hause zu fahren.«

21
     
     
    Der Rest der Nacht ist verschwommen.
    Ich erinnere mich an einzelne Bilder – Lance’ weiße Fingerknöchel auf dem schwarzen Lenkrad; Alisons nasse Haare, die in ihrem verzerrten Gesicht klebten, während ununterbrochen Tränen aus ihren Augen flossen; meine nasse kalte Uniform, die an meinen Schenkeln hochgerutscht war, und meine zerrissenen, mit Sand gesprenkelten Strümpfe.
    An Geräusche kann ich mich ebenfalls erinnern – unsere nasse Kleidung auf den Ledersitzen; die Hupe eines Wagens, der uns auf der rechten Spur überholte; das nervöse Tippen von Lance’ Fuß auf der Bremse, als er darauf wartete, dass eine Ampel auf Grün sprang.
    Ich erinnere mich auch an die Stille.
    Und als wir zu Hause waren, redeten alle gleichzeitig.
    »Was für eine Nacht!«
    »Wie geht es ihr?«
    »Was machen wir jetzt?«
    Ich erinnere mich daran, dass ich zu meiner Haustür halb getragen, halb geschleift wurde.
    »Was habt ihr mit mir vor?«, flüsterte ich.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Was sollen wir denn mit dir vorhaben?«
    »Was labert sie?«
    Dann Alisons Stimme, so hell wie die sprichwörtliche Glocke: »Ihr solltet jetzt besser gehen. Von hier an kommen wir schon klar.«
    Ich weiß noch, dass ich, Alisons Hand locker an meinem
Ellenbogen, Lance’ Arm fest um meine Hüfte, die Treppe hinaufgestolpert bin. Mein Schlafzimmer drehte sich vor meinen Augen, als stünde ich auf einem Ozeandampfer in stürmischer See. Ich kämpfte um festen Stand, als Alison mich unvermittelt losließ und neben meinem Bett auf die Knie

Weitere Kostenlose Bücher