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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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sank.
    »Was zum Teufel machst du da?«, wollte Lance wissen und fasste mich fester, sodass seine Fingernägel sich in meine Haut gruben, als hätte er Angst, ich könnte davonlaufen.
    »Du weißt, was ich mache«, antwortete Alison abwehrend und richtete sich wieder auf.
    Sie guckt nach dem schwarzen Mann, erklärte ich ihm stumm und lachte dann laut.
    »Jesses, zwei Verrückte«, sagte Lance und nestelte an dem obersten Knopf meiner Uniform, sobald Alison das Zimmer verlassen hatte.
    »Nicht«, protestierte ich schwach.
    »Möchtest du vielleicht klatschnass ins Bett gehen?«
    »Ich kann mich selber ausziehen.«
    Lance machte einen Schritt zurück. »Wie du willst. Ich gucke auch gerne zu.«
    »Ich denke, du gehst jetzt besser.«
    »Das ist aber nicht besonders gastfreundlich«, sagte Lance und klang glaubhaft gekränkt. »Vor allem nachdem ich dir das Leben gerettet habe.«
    Hatte er das wirklich, fragte ich mich erneut. Oder hatte er versucht, es zu beenden?
    Alison kam mit mehreren großen weißen Badelaken zurück ins Zimmer und warf Lance eines zu. Wollten sie mich fesseln, knebeln und mit meinem eigenen Kopfkissen ersticken?
    Ich spürte die Handtücher in meinen Haaren, auf meinen Brüsten und zwischen meinen Beinen. Die nasse Uniform wurde mir vom Leib gepellt und ein trockener Bademantel über mich gebreitet wie ein Leichentuch.
    »Halt still«, wies Lance mich an.

    »Ich mach das«, erklärte Alison.
    Kräftige Hände führten mich zum Bett, drückten mich auf die Matratze und deckten mich zu.
    »Glaubst du, sie kriegt überhaupt mit, was los ist?«, fragte Lance, als ich meinen Kopf in dem Kissen vergrub und mich wie ein Fötus zusammenrollte.
    »Nein. Sie ist vollkommen hinüber«, sagte Alison.
    »Und was machen wir jetzt?«
    Ich spürte, wie sie mich von der Tür aus musterten, als würden sie über mein weiteres Schicksal nachdenken und die Alternativen gegeneinander abwägen. Ich tat, als würde ich schlafen, und gab sogar ein leises Schnarchen von mir.
    »Ich sollte wahrscheinlich besser hier übernachten«, sagte Alison.
    »Wozu? Sie geht bestimmt nirgendwohin.«
    »Ich weiß. Aber ich würde sie trotzdem lieber gern im Auge behalten.«
    »Prima. Ich leiste dir Gesellschaft.«
    »Nein. Geh du nur. Schlaf ein bisschen.«
    »Du weißt doch, dass ich nicht gut schlafe, wenn du nicht neben mir liegst.«
    Ich spürte, wie er neben sie trat.
    »Lance, nicht.«
    »Komm schon, Schwesterherz. Sei doch nicht so.«
    Ich hob das Kinn und öffnete so weit die Augen, dass ich durch meine Wimpern hindurchblinzeln und zwei Gestalten erkennen konnte, die am Fußende meines Bettes miteinander verschmolzen.
    »Nicht«, sagte Alison erneut, allerdings weniger überzeugt als zuvor, als Lance, der hinter ihr stand, anfing, ihre Brüste zu streicheln.
    Ich spürte, wie sich in meiner Kehle ein Laut des Entsetzens bildete, den ich jedoch hinunterschlucken konnte, bevor er über meine Lippen drang.

    »Ich hab dich beobachtet«, fuhr Alison fort, während Lance mit den Lippen ihren Nacken liebkoste. »Wie du mit Denise geflirtet hast. Glaub nicht, dass ich das nicht gemerkt hätte.«
    »Was ist los, Schwesterherz? Eifersüchtig?«
    »Wir sollten das wirklich nicht tun«, sagte Alison, als er sie herumdrehte und direkt auf den Mund küsste.
    »Wir werden in der Hölle schmoren«, stimmte er ihr zu und küsste sie noch einmal.
    »Nicht hier«, sagte Alison heiser, nahm die Hand ihres Bruders und führte ihn aus dem Zimmer.
    Ich wartete, bis ich mir sicher war, dass sie weg waren, bevor ich die Augen aufschlug. Waren sie noch im Haus und liebten sich auf dem Sofa im Wohnzimmer? Ich lauschte auf den Klang ihrer Stimmen und fürchtete mich beinahe vor den anderen Geräuschen, die ich möglicherweise zu hören bekam. Ich lag, so schien es mir, eine Ewigkeit im Halbdunkel und wagte nicht, mich zu rühren, während der erste Mond des neuen Jahres durch die Gardinen ins Zimmer schien. Ich saß, von unsichtbaren Drähten an mein Bett gefesselt, in meinem eigenen Haus in der Falle. Es gab kein Entkommen.
    Ich schloss die Augen und begegnete, als ich sie wieder aufschlug, unvermittelt dem leeren Blick der Kopfvase auf meinem Nachttisch, die Alison mir zu Weihnachten geschenkt hatte. Sie behält mich im Auge, dachte ich und hätte vielleicht sogar laut gelacht, wenn ich nicht so angewidert gewesen wäre von allem, was ich gesehen hatte. Zur Flucht entschlossen richtete ich mich im Bett auf.
    Doch noch während ich mir vorstellte, wie

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