Schlaflos in Schottland
einen Streit - auf einem der wichtigsten Bälle der Saison! Alle beide sagten Dinge, die sie nicht hätten sagen sollen. Und später erzählte er überall herum, sie könne ihn nicht für sich einnehmen, und wenn sie sich noch so sehr bemühe.“
„Gütiger Gott! So etwas kann Caitlyn ganz sicher nicht auf sich sitzen lassen.“
„Keine Frau könnte das“, erklärte Tante Lavinia in hitzigem Ton. „Natürlich musste sie sich rächen, also wettete sie, dass sie ihn dazu bringen könne, vor ihr auf die Knie zu sinken - und zwar buchstäblich.“
„Hast du versucht, ihr diese dumme Idee auszureden?“
Tante Lavinia zog die Nase kraus. „Ich habe sie ermahnt, diskret vorzugehen, obwohl das Kind natürlich vollkommen recht hatte, Genugtuung zu verlangen.“
Na großartig! Gerade als Caitlyn einen ruhigen, logisch denkenden Menschen gebraucht hätte, der ihre unbesonnenen Handlungen und Pläne unter Kontrolle brachte, war sie an Tante Lavinia geraten - die sie sogar noch ermutigte.
Trotzdem, irgendwas stimmte nicht. Caitlyns Pläne waren sehr extrem - selbst wenn man berücksichtigte, dass es sich eben um Caitlyn handelte. Triona runzelte die Stirn. „Caitlyn ist doch nicht etwa in Alexander MacLean verliebt, Tante Lavinia?“
Verwirrt blinzelte die Tante sie an. „Du liebe Güte, nein! Sie wird jedes Mal wütend, wenn er in ihrer Nähe auftaucht.“
„Das hört sich für mich nach Liebe an“, bemerkte Nurse mürrisch.
„Oh nein, auf gar keinen Fall. Das ist einfach nur dummer Stolz“, widersprach Tante Lavinia.
„Ich wünschte, ich könnte mit ihr reden, sie überzeugen“, sagte Triona und seufzte. „Normalerweise wäre ich wegen ihrer Nachricht in großer Sorge, doch nach dem zu schließen, was du uns erzählt hast, ist sie noch hier in London. Solange MacLean die Stadt nicht verlässt, müssen wir uns wohl keine Gedanken machen.“ Tante Lavinia presste ihr Taschentuch an die Lippen.
Triona musterte sie kritisch. „Er ist doch noch in der Stadt? Oder etwa nicht?“
„Er hatte vor, heute Nachmittag abzureisen. Das hat deine Schwester mir beim Lunch erzählt. Zu der Zeit dachte ich nicht... hätte ich niemals gedacht... wer hätte das vorhersehen können? Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke ...“
„Dann sind sie schon fort“, stellte Triona mit tonloser Stimme fest. „Doch selbst wenn es so ist, gebe ich nicht auf! Ich werde Caitlyn finden, bevor es zu spät ist. Und wenn ich ihr bis in die Hölle und wieder zurück folgen muss.“
Vor dem Stadthaus der MacLeans im eleganten Stadtteil Mayfair zog Hugh MacLean seine Handschuhe an. „Hast du die Stalltüren unverschlossen gelassen, wie ich es angeordnet habe?“
„Ja, Mylord“, erwiderte sein Stallknecht mit gesenkter Stimme, während er nervös zur Kutsche hinüberschaute. „Und ich habe die Lieblingskutsche vom Laird mitten auf die Auffahrt gestellt, damit sie nich’ mit einem von den anderen Wagen verwechselt wird.“ „Danke. Das hast du gut gemacht.“
Ferguson beugte sich vor und flüsterte: „Ich habe Sägespäne vor die Türen gestreut, wie Sie gesagt haben, und heut’ Nachmittag war ein Fußabdruck zu sehen.“
Hugh lächelte grimmig. Es würde ihm Spaß machen, dem unverschämten Luder eine Lektion zu erteilen. Seit dem Augenblick, in dem sie verkündet hatte, sie werde Alexander unter allen Umständen dazu bringen, ihr einen Antrag zu machen, war Hugh auf der Hut gewesen. Alexander mochte über sie lachen, doch Hugh wusste ein oder zwei Dinge mehr über Ränke schmiedende Frauen als sein Bruder.
Deshalb hatte Hugh einen der Dienstboten dafür bezahlt, ein Auge auf die umtriebige Miss Hurst zu haben. Auf diese Weise hatte er von ihrem Plan erfahren, sich in Alexanders Kutsche zu verstecken und so einen Heiratsantrag zu erzwingen. Allein beim Gedanken daran verkrampfte sich Hughs Kiefer. Die Frau war schamlos. Vollkommen schamlos.
Ohne Alexander von seinem Vorhaben in Kenntnis zu setzen, hatte Hugh ihn überredet, den Besitz der MacLeans bei Stirling zu besuchen, um dort einen lukrativen Handel abzuschließen, bei dem es um ein Stück Land ging. An dem Abend, an dem Alexander abgereist war, hatte Hugh seinen Plan in Angriff genommen. Er war zu einer Dinnerparty gegangen und hatte in Hörweite von Miss Hurst erzählt, sein Bruder habe vor, am nächsten Tag die Stadt zu verlassen und werde selbstverständlich in seiner Lieblingskutsche reisen.
Damit war die Falle vorbereitet.
Erneut warf Ferguson einen unsicheren
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