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Schlaflos in Schottland

Titel: Schlaflos in Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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und ihn zurückzudrängen. Mit allem, was er hatte und war, rang er mit der Dunkelheit und den schwarzen Wolken, die sich über ihm zusammenballten.
    Direkt neben ihm schlug ein Blitz ein, doch er wankte und wich nicht. Stirb! schrie er dem Unwetter entgegen. Stirb und lass uns in Ruhe!
    Vom Rand des Pfads über dem Felsvorsprung beobachtete Dougal, wie sein Bruder mit dem Gewitter kämpfte, und er spürte seinen Herzschlag bis in die Kehle. Der Regen rann über Hughs aufwärts gewandtes Gesicht, und die Blitze schlugen so dicht neben ihm in den Felsen ein, dass sich die Haare in Dougals Nacken aufrichteten.
    Doch langsam, ganz langsam drehte sich der Wind. Dann wurde der Regen schwächer. Die Blitze zuckten nicht mehr so häufig durch die Luft, und der Donner schien in größerer Entfernung über den Himmel zu rollen.
    Hugh war dabei, das Unwetter zu besiegen. Sobald der Regen schwach genug war, um den Abhang hinunterzuklettern, machte Dougal sich an den Abstieg. Er rutschte mehr, als er sich aus eigener Kraft fortbewegte, schlitterte und glitt und zerschrammte sich die Beine und die Hände.
    Er erreichte den Felsvorsprung genau in dem Moment, in dem Hugh seine Arme fallen ließ, kraftlos auf die Knie fiel und in sich zusammensank. Sein Gesicht war blasser, als Dougal es jemals zuvor gesehen hatte, die weiße Haarsträhne über seiner Stirn leuchtete silbriger und war breiter als noch vor einer Stunde, doch es gelang ihm, die bleichen Lippen zu einem Lächeln zu verziehen. „Hilf mir, Catriona zu befreien“, keuchte er mit heiserer Stimme. „Ihr Arm klemmt in einer Felsspalte.“
    Dougal beugte sich über den leblosen Frauenkörper am Boden und bemerkte zum ersten Mal das stetig ansteigende Wasser um ihren Kopf herum. „Sie wäre fast...“ Er konnte das schreckliche Wort nicht aussprechen.
    „Sie wäre fast ertrunken.“ Hugh rutschte auf den Knien an die Seite seiner Frau. „Doch das ist nicht geschehen.“ Er zog ihre Schulter nach oben. „Streich ihr ein wenig von dem Matsch auf den Arm. Vielleicht hilft das, um ihn aus der Spalte zu ziehen.“ Sie gingen sehr vorsichtig zu Werke und brauchten sehr lange, doch schließlich gelang es ihnen, Catrionas Arm zu befreien. Dougal bot an, sie zu tragen, doch Hugh brachte ihn mit einem flammenden Blick zum Schweigen. Als wäre sie aus dem zartesten, zerbrechlichsten Porzellan, hob Hugh sie behutsam vom Boden auf und begann den langen, beschwerlichen Aufstieg zum Weg.

Epilog
    Liebe bedeutet nicht immer, dass brennende Pfeile der Leidenschaft uns durchbohren. Manchmal zeigt sie sich einfach nur in der Wärme zweier Herzen, die jeden Tag im gleichen Takt schlagen.
    Diese weise Erkenntnis legte die alte Heilerin Nora in einer kalten Winternacht ihren drei jungen Enkelinnen ans Herz.
    Jetzt kannst du ihn sehen“, verkündete Mam und lächelte Triona an.
    „Das wird aber auch Zeit! “ Triona machte Anstalten, sich vom Sofa zu erheben, auf dem sie geruht hatte, zuckte jedoch sofort zusammen und presste sich die Hand gegen den bandagierten Kopf. „Ich weiß, ich weiß. Du hast mich gewarnt.“
    „Und wie üblich hast du meinen Worten nicht die geringste Beachtung geschenkt.“
    „Es ist nur so, dass es Tage her ist...“
    „Zwei Tage.“
    „... seit ich Hugh zuletzt gesehen habe.“
    „Er hat geschlafen. Davon abgesehen brauchtest du selbst auch Ruhe. Jetzt seid ihr beide auf dem Weg der Besserung.“ Mam bot Triona ihren Arm an, und sie verließen Seite an Seite den Salon. Triona hatte weiche Knie, ihr Kopf schmerzte, und sie konnte nur ganz langsam gehen.
    „Catriona?“
    Christina, Devon und Aggie kamen in dem Moment die Treppe herunter, in dem Triona gemeinsam mit Mam hinaus in die Halle trat.
    „Habt ihr euren Vater gesehen?“, erkundigte sich Triona lächelnd.
    Sie nickten.
    „Er ist ganz blass“, berichtete Christina. „Aber wenn man das nicht beachtet, sieht er ziemlich gesund aus.“
    „Es geht ihm gut“, fügte Devon hinzu und erwiderte schüchtern Trionas Lächeln. „Papa hat nach dir gefragt.“
    Christina lachte in sich hinein. „Ehrlich gesagt hat er gedroht, das Haus niederzubrennen, wenn Grandmama dich nicht sofort zu ihm bringt.“
    Triona warf Mam einen überraschten Blick zu. Wann war sie zu „Grandmama“ geworden?
    Mam strahlte die Mädchen an. „Ihr wart sehr gute Gäste in seinem Krankenzimmer. Ihr habt euch ihm nicht um den Hals gehängt und ihn nicht mit Albernheiten ermüdet.“
    „Wir haben ihm Geschenke mitgebracht“,

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