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Schlaflos in Schottland

Titel: Schlaflos in Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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und Decken es zahlreiche undichte Stellen gab. Die ausgetretenen Treppenstufen neigten sich gefährlich zu einer Seite, und die Holzdielen waren so wellig, dass auch Dutzende von Nägeln nicht ausreichten, um eine von ihnen flach am Boden zu halten. Der kalte Wind drang durch Fenster und Türen, und die feuchten Ecken in Zimmern und Fluren wurden niemals richtig trocken.
    „Hast du deine Medizin genommen?“, erkundigte sie sich stirnrunzelnd.
    Michael zog eine Grimasse. „Nein.“ Bevor sie losschimpfen konnte, fügte er mürrisch hinzu: „Sie macht mich furchtbar schläfrig.“
    „Schlaf würde dir guttun.“
    „Ich schlafe doch schon die ganze Zeit und mache überhaupt nichts anderes. Langsam bin ich ausgeruht genug.“
    William wollte davon nichts hören. „Du kannst mir nicht erzählen, dass du vergangene Nacht gut geschlafen hast. Ich habe dich bis in die frühen Morgenstunden husten hören.“
    Triona deutete auf das Fläschchen neben Michaels Ellenbogen. „Nimm sie jetzt ein.“
    „Aber ...“
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Michael John Hurst, bring mich nicht dazu, dir etwas vorzusingen.“
    William wurde ebenfalls energisch: „Michael, nimm diese Medizin!“
    „Bitte!“, bettelte Mary mit ängstlicher Stimme.
    Robert, der mit einem Arm immer noch sein Buch umklammerte, deutete auf das Fläschchen. „Tu es für uns!“
    Michaels schwaches Lachen wurde sofort von einem rasselnden Husten abgelöst. Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, griff er nach der Flasche und dem bereitliegenden Löffel. „Na gut, aber nur weil ihr mir leidtut. Mir macht es nicht das Geringste aus, wenn Triona singt.“
    „Wie kann das sein?“, fragte Mary entgeistert.
    Er grinste. „Weil diese Grippe meine Ohren verstopft hat. Ihr klingt alle so, als würdet ihr aus weiter Ferne zu mir reden.“
    Triona wartete, bis sie sicher war, dass er die vorgeschriebene Menge geschluckt hatte, dann wandte sie sich wieder ihrem Koffer zu. „Wenn alles gut geht, bin ich aus London zurück, bevor Vater wieder da ist. Und wenn ich Tante Lavinia dazu bringen kann, ihm nichts zu sagen, wird er es wahrscheinlich nie erfahren.“
    Marys Miene hellte sich auf. „Dann hat er vielleicht auch nichts dagegen, wenn Tante Lavinia jemand anderen von uns für die nächste Saison einlädt.“
    Triona nickte. Falls Mary nicht zu viele Cremetörtchen aß, würde sie mit ihrem Aussehen eines Tages womöglich Caitlyn Konkurrenz machen. Einstweilen stand Caitlyn jedoch konkurrenzlos in voller Blüte, und man konnte sich kaum eine berückendere Schönheit vorstellen.
    Obwohl Triona und Caitlyn Zwillinge waren und durchaus einige Gemeinsamkeiten aufwiesen, überwogen doch die Unterschiede. Caitlyn war klein und zierlich, mit goldblonden Haaren, dunkelbraunen mandelförmigen Augen und einem herzförmigen Gesicht. Wenn sie anmutig durchs Zimmer schwebte, blieb sämtlichen anwesenden Männern der Mund offen stehen, während sie ihr fasziniert mit den Blicken folgten. Triona war größer und üppiger als ihre Schwester. Ihre Haare schimmerten goldbraun und ihre haselnussfarbenen Augen, die hinter einer Brille verborgen waren, hatten nicht diese Mandelform, die Caitlyns Blick so besonders machte. Und so sehr sehr Triona sich auch bemühte, sie konnte einfach nicht anmutig durchs Zimmer schweben, ebenso wenig wie sie ein paar Inches von ihrer Größe loswerden konnte, durch die sie immer ein wenig unbeholfen wirkte.
    Doch da war noch mehr. Die Art, wie Caitlyn lachte, wie sie die Menschen bezauberte und ... oh, Triona konnte es nicht in Worte fassen. Ebenso wenig wie die verliebten jungen Männer, es waren wohl Dutzende, die versuchten, Caitlyns Vorzüge in unglaublich schlechten Gedichten und überschwänglichen Komplimenten zu beschreiben.
    „Bevor Triona losfährt, müssen wir unbedingt noch eine Sache erledigen“, verlangte Michael in strengem Ton. „Wir müssen alle schwören, dass wir Vater nichts von Trionas Reise verraten werden. Wir alle.“ Er schaute mit zusammengekniffenen Augen in Roberts Richtung.
    „Ja“, stimmte William ihm sofort zu, und auch sein Blick wanderte zu Robert hinüber. „Wir müssen alle einen Eid ablegen, den Mund zu halten.“
    Roberts Gesicht färbte sich dunkelrot. „Ich denke nicht dran, so etwas zu schwören! Vater würde nicht wollen, dass wir Geheimnisse vor ihm haben.“
    Robert war ein eifriger Student und hatte dadurch die besondere Anerkennung seines Vaters gewonnen. Wenn er dessen eher spirituelle

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