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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ed sie so schlimm verprügelt hatte.
    »Helen!«
    »Ralph?«
    »Die Treppe, Helen! Wohin führt sie?«
    »Was machst du hier, Ralph? Wie bist du …« Sie bekam einen Hustenanfall und krümmte sich. Natalie wäre ihr fast aus den Armen gefallen, und Lois nahm das schreiende Kind, bevor Helen es tatsächlich fallen lassen konnte.
    Ralph sah die Frau neben Helen an, die noch weniger mitzubekommen schien, was um sie herum vor sich
ging, packte Helen und schüttelte sie. »Wohin führt diese Treppe?«
    Sie sah über die Schulter. »Kellerluke«, sagte sie. »Aber das nutzt nichts. Sie ist …« Sie krümmte sich und hustete trocken. Das Geräusch glich auf unheimliche Weise dem Knattern von Charlie Pickerings Maschinengewehr. »Sie ist abgeschlossen«, sprach Helen zu Ende. »Die dicke Frau hat sie abgeschlossen. Sie hatte das Schloss in der Tasche. Ich hab gesehen, wie sie es angebracht hat. Warum hat sie das gemacht, Ralph? Wie konnte sie wissen, dass wir hier runterkommen würden?«
    Wohin hättet ihr schon gehen können?, dachte Ralph verbittert, dann drehte er sich zu Lois um. »Würdest du nachsehen, was du tun kannst, ja?«
    »Okay.« Sie gab ihm das schreiende, hustende Baby und drängte sich durch die kleine Schar der Frauen. Soweit Ralph erkennen konnte, befand sich Susan Day nicht unter ihnen. Am anderen Ende des Kellers stürzte ein Teil des Bodens mit Funkenflug und einer Welle brütender Hitze ein. Das Mädchen, das das Gesicht am Bauch seiner Mutter vergraben hatte, fing an zu schreien.
    Lois ging vier der Stufen hinauf und hielt die Hände nach oben wie ein Priester, der den Segen spendet. Im Licht der tanzenden Funken konnte Ralph vage den schrägen Schatten der Kellerluke erkennen. Lois drückte die Hände dagegen. Einen Augenblick geschah gar nichts, dann verschwand sie kurz in einem Regenbogen von Farben. Ralph vernahm eine schneidende Explosion, die klang, als würde eine Spraydose in heißem Feuer platzen, dann war Lois wieder da. Im selben Augenblick glaubte er direkt über ihrem Kopf ein Pulsieren weißen Lichts zu sehen.

    »Was war das, Mama?«, fragte der kleine Junge, der Ralph und Lois Engel genannt hatte. »Was war das?« Bevor sie antworten konnte, ging ein Stapel Vorhänge auf einem zwanzig Fuß entfernten Kartentisch zischend in Flammen auf und tauchte die Gesichter der gefangenen Frauen in schroffe Schwarz-Orange-Kontraste wie Halloweenkürbisse.
    »Ralph!«, rief Lois. »Hilf mir!«
    Er drängte sich durch die lethargischen Frauen und stieg die Treppe hinauf. »Was?« Sein Hals fühlte sich an, als hätte er mit Benzin gegurgelt. »Schaffst du es nicht?«
    »Ich habe es geschafft, ich habe gespürt, wie das Schloss brach - im Geiste habe ich es gespürt -, aber die verflixte Tür ist zu schwer für mich. Den Teil wirst du übernehmen müssen. Gib mir das Baby.«
    Er überließ ihr Nat wieder, dann griff er nach oben und tastete die Kellerluke ab. Sie war wirklich schwer, aber Ralphs Körper war adrenalingesättigt, und als er mit der Schulter dagegen drückte, flog sie auf. Eine Flut hellen Lichts und frische Luft drangen in den Keller herunter. In einem von Ralphs heiß geliebten Filmen wäre so ein Augenblick mit Schreien des Triumphs und der Erleichterung begrüßt worden, aber zuerst gab keine der Frauen, die hier unten eingesperrt gewesen waren, auch nur einen Laut von sich. Sie standen nur schweigend da und betrachteten mit fassungslosen Gesichtern stumm das Rechteck blauen Himmels, welches Ralph wie durch Zauberhand in der Decke des Raumes geschaffen hatte, den die meisten schon als ihr Grab betrachtet hatten.
    Was werden sie später sagen?, fragte er sich. Wenn sie dies wirklich überleben, was werden sie später sagen? Dass
ein magerer Mann mit buschigen Augenbrauen und eine eher untersetzte Dame (aber mit wunderschönen spanischen Augen) plötzlich im Keller aufgetaucht wären, das Schloss an der Luke aufgebrochen und sie in die Freiheit geführt hätten?
    Er sah nach unten und erblickte den seltsam vertrauten kleinen Jungen, der mit großen, ernsten Augen zu ihm aufschaute. Der Junge hatte eine hakenförmige Narbe auf dem Nasenrücken. Ralph vermutete, dass dieser Junge der Einzige war, der sie wirklich gesehen hatte, selbst nachdem sie auf die Ebene der Kurzfristigen zurückgekehrt waren, und Ralph wusste genau, was er sagen würde: dass Engel gekommen wären, ein Engel-Mann und eine Engel-Lady, und die hätten sie gerettet. Dürfte heute Abend in den Nachrichten eine

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