Schlag auf Schlag
»Aber wie sieht das aus? Was soll die Presse davon halten? Und was sagen die Fans dazu? Duane Richwood, der neueste Star am Tennishimmel, wird in Handschellen abgeführt. Wetten, dass es gar nicht so einfach wäre, das den Sponsoren zu erklären?«
»Wollen Sie uns drohen.'«
Dimonte legte die rechte Hand auf die Brust. »Aber nein. Würde ich so was tun, Krinsky?«
Ohne aufzublicken sagte der Notizblock: »Nein.«
»Also, da hören Sie's.«
»ich zeige Sie wegen unberechtigter Festnahme an«, sagte Myron.
»Und Sie könnten den Prozess sogar gewinnen, Bolitar. In ein paar jähren, wenn der Fall verhandelt wird. Das bringt Sie dann echt voran.«
jetzt wirkte Dimonte gar nicht mehr so dumm.
Duane stand auf und ging durchs Zimmer. Er nahm die Ray-Ban ab, überlegte es sich dann aber anders und setzte sie wieder auf. »Hey, Mann, ich weiß nicht, warum meine Telefonnummer bei ihr im Kalender steht. Ich kenn sie nicht. Ich hab nie mit ihr telefoniert.«
»Sie haben eine Geheimnummer, nicht wahr, Mr. Richwood?«
»Ja.«
»Und Sie sind gerade erst eingezogen. Der Anschluss besteht erst seit, na, sagen wir zwei Wochen?«
Wanda sagte: »Drei.« Sie hatte die Arme verschränkt als wäre ihr kalt.
»Drei Wochen«, wiederholte Roland Dimonte. »Wie also ist Valerie an Ihre Nummer gekommen, Duane? Wie kommt es, dass eine Frau, die Sie nicht kennen, Ihre brandneue Geheimnummer in ihrem Terminkalender hat?«
»Ich weiß es nicht.«
Roland übersprang die skeptische Phase und ging direkt zum absoluten Unglauben über. Während der nächsten Stunde bombardierte er Duane mit Fragen, doch der blieb bei seiner Geschichte. Er war ihr nie begegnet, sagte er. Er kannte sie nicht. Er hatte nie mit ihr gesprochen. Er hatte keine Ahnung, wie sie an seine Telefonnummer gekommen war. Myron sah schweigend zu. Es war schwierig, Duane durch die Sonnenbrille einzuschätzen, aber seine Körpersprache sagte alles. Genau wie Wandas.
Mit einem ärgerlichen Seufzer stand Roland Dimonte schließlich auf. »Krinsky?«
Der Notizblock blickte auf.
»Machen wir, dass wir hier rauskommen.«
Der Notizblock schloss den Notizblock und erhob sich.
»Ich komme wieder«, bellte Dimonte. Dann streckte er den Finger aus und fügte hinzu: »Haben Sie verstanden, Bolitar?«
»Sie kommen wieder«, sagte Myron.
»Darauf können Sie sich verlassen, Arschloch.«
»Wollten Sie uns nicht noch darauf hinweisen, dass wir die Stadt nicht verlassen dürfen? Ich bin immer ganz hin und weg, wenn Polizisten das tun.«
Dimonte bildete mit der Hand eine Pistole. Er richtete sie auf Myron und senkte den Daumen. Dann verschwand er mit dem Notizblock durch die Tür.
Ein paar Minuten lang sagte niemand etwas. Myron wollte das Schweigen gerade brechen, als Duane anfing zu lachen. »Dem hast du's aber gezeigt, Myron. Hast ihm echt den Arsch aufgerissen -«
»Duane, wir müssen —«
»Ich bin müde, Myron.« Er tat so, als müsste er gähnen. »Ich muss mich dringend aufs Ohr hauen.«
»Wir müssen darüber reden.«
»Worüber?«
Myron sah ihn an.
Duane sagte: »Ziemlich eigenartiger Zufall, was?«
Myron wandte sich Wanda zu. Sie stand immer noch mit verschränkten Armen an der Küchentür und sah zur Seite. »Duane, wenn du in irgendwelchen Schwierigkeiten steckst -«
»Hey, erzähl mir von dem Werbespot«, unterbrach Duane ihn, »Wie ist er geworden?«
»Gut.«
Duane lächelte. »Wie seh ich aus?«
»Zu gut. Ich werd mich mit jeder Menge Filmangebote rumschlagen müssen.«
Duane Lachte zu Laut. Viel zu laut. Wanda lachte nicht, Myron auch nicht. Dann gähnte Duane wieder, reckte sich und stand auf. »Ich muss wirklich ins Bett«, sagte er. »Hab ein wichtiges Match vor mir. War Schwachsinn, mich von dem Scheiß ablenken zu lassen.«
Erbrachte Myron zur Tür. Wanda hatte sich noch immer nicht von der Stelle gerührt. Irgendwann begegnete ihr Blick Myrons.
»Auf Wiedersehen, Myron«, sagte sie.
Die Tür wurde geschlossen. Myron fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten und ging zu seinem Wagen. Unter dem Scheibenwischer klemmte ein Strafzettel. Er nahm ihn und ließ den Motor an.
Drei Straßen weiter sah Myron den himmelblauen Cadillac mit kanariengelbem Dach.
4
Yuppieville.
Der 14. Stock im Lock-Horne-lnvestments-&-Securities- Gebäude erinnerte Myron an eine mittelalterliche Burg. Der große Innenraum war nach außen durch eine dicke, Ehrfurcht gebietende Wand abgeschottet - die Büros der Big Producers. Er beherbergte hunderte von Menschen,
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