Schlag auf Schlag
zusammen auf dem Internat in Exeter.«
»Und was hat Alexander Cross mit Valerie Simpson zu tun?«
»Alexander und Valerie waren, na, sagen wir einander verbunden.«
»Eng verbunden?«
»Ziemlich. Sie waren drauf und dran, ihre Verlobung bekannt zu geben, als Alexander ermordet wurde. Genau genommen sogar an eben jenem Abend.«
Myron überschlug es schnell im Kopf. Vor sechs Jahren. Als Valerie 18 war. »Dann darf ich annehmen, dass Valerie ihren Nervenzusammenbruch direkt nach diesem Mord erlitten hat?«
»Exakt.«
»Aber das verstehe ich nicht. Der Cross-Mord war wochenlang täglich in den Nachrichten. Wie kommt es, dass ich in diesem Zusammenhang nie Valeries Namen gehört habe?«
»Das-, meinte Win, während er einen weiteren Putt versenkte, »gehört zu den Umständen, die mir etwas merkwürdig vorkommen.«
Schweigen.
»Wir müssen mit Valeries Familie reden«, sagte Myron. »Und vielleicht auch mit dem Senator.«
»Ja.«
»Du lebst in dieser Welt, Chi bist einer der Ihren, Sie werden eher bereit sein, mit dir zu sprechen.-
Win schüttelte den Kopf. »Mir werden sie nichts sagen. »Einer der Ihren- zu sein, wie du es nennst, ist ein nahezu unüberwindliches Hindernis. Unter sich sind sie auf der Hut. Aber bei dir wird es sie nicht interessieren, ob sie ihre Fassade aufrecht erhalten können. Sie werden dich als gesellschaftlich unter ihnen stehend ansehen, als jemanden, der keine Rolle spielt. Du bist ein Niemand. «
»Oh, wie schmeichelhaft.«
Win lächelte. »So ist es nun einmal, mein Freund. Vieles ändert sich, aber diese Leute halten sich immer noch für die echten, wahren Amerikaner. Du und deinesgleichen sind lediglich angeheuerte Hilfskräfte, die aus Russland, Osteuropa - oder aus welchem Getto oder Gulag euer Volk auch stammen mag - herübergeholt wurden, «
»Ich hoffe nur, dass sie meine Gefühle nicht verletzen«, sagte Myron.
»Ich vereinbare für morgen Vormittag einen Termin für dich bei Valeries Mutter.«
»Meinst du, sie ist bereit, sich mit mir zu treffen?«
»Wenn ich sie darum bitte.«
»Groovy.«
»In der Tat.« Win legte seinen Putter beiseite. »Hast du einen Vorschlag, was wir bis dahin unternehmen könnten?«
Myron sah auf die Uhr. »Einer von Pavel Menansis Schützlingen spielt in etwa einer Stunde auf dem Stadium Court. Ich dachte, ich statte ihm mal einen Besuch ab.«
»Et moi? «
»Valerie war letzte Woche im Plaza Hotel«, sagte Myron. »Vielleicht kannst du dich da mal umsehen und fragen, ob sich jemand an irgendetwas erinnert. Ihre Telefonate durchgehen.«
»Und feststellen, ob sie Duane Richwood tatsächlich angerufen hat?«
»Genau.«
»Und wenn das der Fall ist?«
»Dann müssen wir uns das auch mal näher ansehen«, sagte Myron.
5
Das U. S. T. A. National Tennis Center schmiegt sich direkt an die anderen Top-Attraktionen von Queens: das Shea Stadium (die Heimat der New Yorker Mets), den Flushing Meadows Park (die Heimat der Weltausstellung 1964-1965) und den La Guardia Airport (die Heimat von, äh, Verspätungen).
Früher hatten sich die Spieler häufig über die auf La Guardia startenden und landenden Flugzeuge beschwert — weil es auf dem Stadium Court so laut war wie auf der Abschussrampe beim Start einer Apollo-Rakete. Der damalige Bürgermeister David Dinkins, der immer ein offenes Ohr für Ungerechtigkeiten hatte, trat unverzüglich in Aktion, Mit aller ihm zur Verfügung stehenden politischen Macht gelang es dem ehemaligen Bürgermeister von New York City - der durch einen unglaublichen, ja fast schon unheimlich zu nennenden Zufall auch noch ein riesiger Tennis-Fan war - die Anstoß erregende Start- und Landebahn für die Zeit der US-Open sperren zu lassen. Die Tennis-Millionäre waren dankbar. Zum Zeichen des gegenseitigen Respekts und seiner Bewunderung erwiderte Bürgermeister David Dinkins diese Dankbarkeit, indem er während der beiden Turnierwochen jeden Tag im Stadion erschien, davon ausgenommen waren nur - wieder einer dieser unheimlichen Zufälle - die Wahljahre.
Abends wurde nur auf zwei Plätzen gespielt: dem Stadium Gourt und dem daneben liegenden Grandstand Court. Myron fand die Tage viel unterhaltsamer. Da liefen bis zu r6 Matches gleichzeitig. Man konnte herumlaufen, sich auf irgendeinem obskuren Nebenplatz ein großartiges Fünf-Satz-Match ansehen, ein aufstrebendes Talent entdecken, sich bei strahlendem Sonnenschein an Einzeln, Doppeln und gemischten Doppeln ergötzen. Abends saß man mehr oder weniger fest auf seinem
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