Schlag auf Schlag
schlank, hatte ein hübsches, etwas feminines Gesicht und lange, geschmeidige Finger. Er sah aus wie ein Balletttänzer.
Roger Quincy winkte ihm von seinem Stuhl aus zu und sagte: »Danke, dass Sie gekommen sind, Myron.«
Myron sah Dimonte an. Dimonte erwiderte den Blick lächelnd. »Kennen ihn nicht, was?« Er nickte den anderen Cops zu. »Kommt, Jungs. Die beiden alten Kumpel wollen bestimmt unter sich sein.«
Leise kichernd verschwanden die Polizisten. Myron setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Roger Quincy.
»Müsste ich Sie kennen?«, fragte Myron.
»Nein, ich glaube nicht.« Roger Quincy streckte die Hand aus. »Ich bin Roger Quincy.«
Quincys Hand fühlte sich an wie ein kleiner Vogel. Myron schüttelte sie hastig. »Woher wissen Sie, wer ich bin?«
»Oh, ich bin ein großer Sportfan«, sagte er. »Auch wenn ich nicht so aussehe, aber das bin ich schon seit Jahren. Basketball gucke ich allerdings jetzt nicht mehr so viel. Mein Lieblingssport ist Tennis. Haben Sie das je gespielt?«
»Ein bisschen.«
»Ich bin nicht besonders gut, aber ich gebe mir Mühe.« Seine Augen begannen wieder zu strahlen. »Tennis ist ein toller Sport, wenn man mal richtig darüber nachdenkt. Eigentlich ist es ein akrobatischer Tanzwettkampf mit einem Gegner. Da springt ein kleiner Ball unheimlich schnell auf einen zu, und man muss sich bewegen, die Füße richtig setzen und den Ball mit einem Schläger treffen. Man muss alles innerhalb weniger Augenblicke berechnen: die Geschwindigkeit des Balles, der Punkt an dem er den Boden berührt, die Ballrotation, den Absprungwinkel, den Abstand zwischen der Hand und der Mitte des Tennisschlägers, die Richtung des Returns, die Bewegung für den Schlag, den man ausführen will. Es ist faszinierend, wenn man mal richtig darüber nachdenkt.«
Zwei Wörter: Schraube locker.
»Ah, Roger, Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, sagte Myron. »Woher kennen Sie mich?«
»Oh, tut mir Leid.« Er lächelte schüchtern. »Ich bin manchmal einfach ein bisschen zu aufgeregt. Manche Leute denken deshalb, dass ich einen Knacks habe. Ich persönlich bin lieber so, als dass ich immer nur auf dem Sofa vor der Glotze hocke. Hab ich schon gesagt, dass ich auch Basketball-Fan bin?«
»Ja.«
»Daher weiß ich, wer Sie sind. Von damals, als Sie in Duke gespielt haben.« Er lächelte, als erklärte das alles.
»Okay«, sagte Myron und bemühte sich, nicht ungeduldig zu werden. »Und warum haben Sie der Polizei erzählt, dass Sie mit mir reden wollen?«
»Weil ich das will. Mit Ihnen reden, meine ich.«
»Weshalb?«
»Die glauben, ich hätte Valerie umgebracht, Myron.«
»Und, haben Sie das?«
Vor Überraschung formte sein Mund ein kleines O. »Natürlich nicht. Wofür halten Sie mich?«
Myron zuckte die Achseln. »Für einen Mann, der junge Frauen belästigt. Einen Mann, der Valerie Simpson zugesetzt, sie verfolgt und sie immer wieder angerufen hat, der ihr lange Briefe geschrieben und ihr Angst gemacht hat.«
Er winkte mit seinen langen Fingern ab. »Sie übertreiben«, sagte er. »Ich habe Valerie Simpson den Hof gemacht. Ich habe sie geliebt. Ihr Wohlergehen war mir wichtig. Ich war bloß ein ziemlich anhänglicher Verehrer.«
»Sie wollte, dass Sie sie zufrieden lassen.«
Er lachte. »Klar, sie hat mich abblitzen lassen. Na und? Bin ich der erste Mann, der je von einer schönen Frau einen Korb bekommen hat? Ich geh nur nicht so leicht auf wie die meisten anderen. Ich habe ihr Blumen geschickt. Ich habe ihr Liebesbriefe geschrieben. Ich habe sie immer wieder in Restaurants eingeladen. Ich habe ganz unterschiedliche Strategien ausprobiert. Lesen Sie Liebesromane?«
»Eigentlich nicht.«
»Am Anfang können der Held und die Heldin sich nie ausstehen. Ob im Krieg, bei einem Piratenüberfall oder auf High-Society-Partys, das Paar streitet und giftet sich an und scheint sich zu hassen. Aber tief im Innersten lieben sie sich. Sie unterdrücken ihre wahren Gefühle, nicht? So war das bei Valerie und mir auch. Natürlich hatte es zwischen uns gefunkt. Es war so eine Art Hochspannungsfeld.«
»Mhm«, sagte Myron. »Roger, warum wollten Sie mich sprechen?«
»Ich dachte, Sie könnten für mich mit der Polizei reden.«
»Um ihr was mitzuteilen?«
»Dass ich Valerie nicht umgebracht habe. Dass ihr von jemand anders Gefahr drohte.«
»Von wem?«
»Ich dachte, das wüssten Sie.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Valerie hat's mir erzählt. Direkt bevor sie ermordet wurde.«
»Was genau hat
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